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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 26.1912

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Renwick, F. F.: Naturgetreue Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45028#0122

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Naturgetreue Photographie. I°9
Der Fachphotograph jedoch nähert sich, wenn er bei
Herstellung seines Negatives die Unterexpositionsregion der
charakteristischen Kurve seiner Trockenplatten anwendet, in
seinen Kopien mehr einer, naturgetreuen Kopie des Originals.
Bekanntlich fängt die charakteristische Kurve einer
Bromsilberemulsion sehr flach an und wird erst allmählich
steiler, bis sie in dasjenige übergeht, was Hurter und
Driffield die „Periode der korrekten Exposition“ nannten,
und wenn, wie ich glaube, dies in größerem oder geringerem
Grade für alle unsere Kopierprozesse zutrifft, dann werden
■durch diese Methode in der entstehenden Kopie alle zu
weichen Details in den Schattenpartien gekräftigt und alle
zu harten Teile in den völlig exponierten Teilen des Negatives
weicher.
Ob es möglich sein wird oder nicht, ein Kopierpapier
und eine Trockenplatte derartig in dieser Region ihrer
charakteristischen Kurven in Uebereinstimmung zu bringen,
daß dadurch eine absolut naturgetreue Wiedergabe des
Subjekts zu erreichen sein- wird, kann erst entschieden
werden, wenn uns mehr über die Unterexpositionsregion
der Kurven sowohl der Platten wie der Papiere bekannt ist.
Ohne Zweifel wird indessen der praktische Photograph
finden, daß bei sorgfältiger Auswahl unter den brauchbaren
Platten und Papieren ihm irgend eine Kombination von
Platten und Papieren eine zufriedenstellendere Wiedergabe
gestatten wird als andere, und dies schreibe ich der Eigen-
schaft zu, welche ich oben als „Harmonie“ unter ihren
Unterexpositionskurven bezeichnet habe.
Die zur vollständigen Harmonie, d. h. zur vollkommen
naturgetreuen Wiedergabe in der fertigen Kopie notwendigen
Bedingungen sind kürzlich in einer allgemein mathematischen
Form von Lord Rayleigh („Phil. Magaz.“, November 1911;
„Brit. Journ. of Phot.“ 1911, S. 994)- auseinandergesetzt worden,
und wenn es sich zeigen sollte, daß diese Bedingungen,
deren Erfüllung er als notwendig, beweist, durch die Unter-
expositionsperioden der charakteristischen Kurven unserer
Negativ- und Positivprozesse tatsächlich Genüge geleistet
werden kann, dann wird, wie ich denke, der wissenschaft-
lich gebildete Photograph mehr wie bisher sich veranlaßt
sehen, dem Unterexpositionsteile der charakteristischen
Kurven eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden als der
steileren Region. Wenn dies geschieht, dann können wir
hoffen, daß die Theorie des Laboratoriumforschers der Praxis
des Fachphotographen von wirklichem Nutzen werden wird.
 
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