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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 26.1912

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Nachtrag zu den Originalbeiträgen
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Freund, Leopold: Strahlungen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.45028#0680

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668

Strahlungen als Heilmittel.

Strahlungen als Heilmittel.
Von Privatdozent Dr. Leopold Freund.
Ueber den Einfluß verschiedener Strahlungen auf die
experimentelle Tuberkulose des Auges haben Flemming
und Krusius eine Reihe sehr interessanter Versuche ge-
macht')- Kaninchen wurde in die Hornhaut oder in die
vordere Augenkammer ein so konstantes Tuberkelbazillen-
präparat eingeimpft, daß in jedem Falle nach der gleichen
Zeit die gleiche starke pathologische Veränderung eintrat..
Radiumbromid und Thorium schwächten die Bazillen ab,,
töteten sie aber nicht. Sonnenbelichtung wirkte bakterizid,,
und zwar in 5000 bis 6000 m Höhe (Ballonfahrt) dreimal so
stark als im Tieflande. Außer der keimtötenden kommt auch
eine unzweifelhafte Wirkung auf den Organismus, haupt-
sächlich auf die Gefäße, in Betracht.
Tiere mit geringem Wärmereguliersystem und Tiere,,
bei denen der Hauptfaktor dieses Systems ausgeschaltet,
wird, sterben, nach FI. Aron in Manila1 2), wenn sie wenige
Stunden den Sonnenstrahlen in Manila ausgesetzt werden.
Ihre Körperwärme hebt sich dabei zu Fiebergraden. Wird
ihnen während der Bestrahlung etwa durch einen über sie
geleiteten künstlichen Luftstrom Wärme entzogen, so tritt
der Tod nicht ein; also müssen die Wärme- und nicht die
ultravioletten Strahlen Ursache der Schädigung sein. Die
Autopsie derartiger Tiere ergibt Blutungen in den Hirn-
häuten, zum Teil auch im Herzen. Bei Tieren ohne
Schweißdrüsen steigen die subkutanen Temperaturen zu
nicht mehr mit dem Leben vereinbaren Höhen. Die Tem-
peratur der menschlichen Haut steigt um 3 bis 4 Grad, hält
sich jedoch infolge der Schweißverdunstung stets unter
der Körpertemperatur. Die farbige Haut der Malayen zeigt
entgegen den physikalischen Gesetzen geringere Temperatur-
erhöhung als die der Weißen. Früher eintretende und
reichlichere Schweißverdunstung ist dafür die Erklärung.
Die Luft im Haupthaar, besonders im dunklen Haar, nimmt
Temperaturen an, die weit oberhalb der mit dem Leben
noch zu vereinbarenden liegen.
Im Anschluß an schwere Schädeloperationen, die eine
eitrige Mittelohrentzündung notwendig gemacht hatte, trat
bei einem Patienten die Zuckerharnruhr (Diabetes insipidus)
auf. Von dem Gedanken ausgehend, daß das Leiden in

1) „Deutsche med. Wochenschr.“ 1911, Nr. 35.
2) „The Philippine Journ. of Science" 1911, Bd. 6, Heft 2.
 
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