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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Pecht, Friedrich: Weihnachtsgaben deutscher Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0102

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Weihnachtsgaben deutscher Kunst

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werden in Europa infolge der Weltausstellungen einen mächtigen
Einfluß auf unser Kunstgewerbe gewonnen, den man in dessen
Behandlung der farbigen Wirkungen sowohl bei der Keramik
als Bronze, bei den Lackarbeiten und den textilen Gewerben mit
Leichtigkeit überall verfolgen kann. Nicht immer zum Vorteil
unserer Industrie, weil dieselbe nur zu oft die eigentlichen Vor-
züge der japanischen Kunst noch gar nicht begriff und sich mit
unverstandener Nachahmung des bizarren und willkürlichen an der-
selben begnügte. Gleichwohl sind eine gute Anzahl unsrer besten
Erzeugnisse, wie z. B. die Lobmeyrschen Gläser, die Porzellan-
malereien der Berliner und Wablißschen Fabrik in Wien, die
Stickereien der Frau Direktor Schiffmann, die Lackarbeiten von
Gebr. Adt in Forbach durch das Beispiel der Japaner aus das
vorteilhafteste beeinflußt. Brinckmann sagt darüber sehr richtig in

das komische vorteilhaft Zeugnis ablegt. — Aus Japan stammt
dann auch das drollige Werk „Der Humor in der Tierwelt"
(Berlin, Alb. Frisch, Preis 25 Mk.), das in einer Anzahl köst-
licher Erfindungen uns wiederum die nahe Beziehung der
japanischen Kunst zu der sie umgebenden Natur zeigt und uns
beweist, wie die japanischen Maler den Gelehrten der „Fliegenden
Blätter" oft ganz nahe stehen.

Von Asien nach Deutschland zurück führt uns „Aus
dem Malkasten" (Bagel, Düsseldorf. Preis geb. M. 4,50)
ein artiges Künstleralbum, das sich zu Geschenken für Backfische
wohl eignet, gerade weil viele der Beiträge mehr durch ihre
gefällige Glätte als durch Gehalt sich einschmeicheln. Es sind
eben aus den Mappen der Künstler auf gut Glück zusammen-
geraffte Skizzen von sehr verschiedenem Werl. Ihre meist auto-

Die Frühlings-Vegetation in Schlesien, von I. S. Schindler
j)robe-Illustration aus „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild" (s.













der Vorrede seines Buches: „Nicht in exo.ische Formen wird das
Studium Japans unsre Schritte lenken, sondern zu einem frischen
und fröhlichen Erfassen eignen Besitzes, den wir nur verkannt
und verzettelt hatten, zu einem Wiedereinpflanzen des kränkelnden
Stammes unsres Kunsthandwerks in den gesunden Nährboden
unsrer heimischen Natur und Volkssitte" und weiter „hat An-
derson die Malerkunst, welche im Mittelpunkt des japanischen
Kunstlebens steht, besonders in ihrer historischen Entwicklung
dargestellt, so versucht das vorliegende Buch, neben der technischen,
ästhetischen und historischen Würdigung des japanischen Kunst-
Handwerks auch den intimen Zusammenhang der Erzeugnisse und
Motive desselben mit der Natur des japanischen Landes und mit
der japanischen Volksseele in eingehenderer Weise klar zu legen,
als dieses bisher von andrer Seite geschehen ist." Grade aber
dadurch kann das von der tüchtigsten nationalen Gesinnung ge-
tragene Buch sehr vorteilhaft wirken, aus dem wir uns nicht
versagen können, unseren Lesern ebenfalls im nächsten Heft eine
amüsante und uns Europäer speziell berührende Illustrations-
Probe vorzujühren, die von dem scharfen Blick der Japaner für

typische Wiedergabe lehrt uns aber doch immer wenigstens die
Handschrift des betreffenden Meisters vollkommen kenneu, wodurch
allein schon dem Ganzen ein unbestreitbarer Reiz gesichert wird.
Die für dergleichen Skizzen passendste Behandlung scheint uns
Karl Gehrts zu haben, der drollig geistvoll wie immer, auf seinem
Blatt das schildert, was man einen moralischen Katzenjammer
zu uennen Pflegt, und damit sehr zweckmäßig den allerliebsten
Schluß des Ganzen bildet.

Nicht minder der Düsseldorfer Schule gehört dann: A.v. Wille,
Romantik des Rheins u. der Mosel. Lief. 1—A. (Düssel-
dorf, Otto, Preis der Lief. 9 Mk.) Eine Anzahl von Studienblättern
dieses früh verstorbenen Künstlers, welche ihre der Pietät einiger
Freunde zu verdankende Herausgabe vollständig rechtfertigt durch die
überaus charakteristische Art, wie sie mit den einfachsten Mitteln uns
die Poesie der Bauwerke u. Landschaften dieser Gegend wiederzugeben
verstehen. Man kann nicht schlichter und treffender zugleich die
mannigfachsten Stilformen und das so unendlich gemütvolle aber
durch den Zauber einer zweitausendjährigen Geschichte geadelte
Wesen dieser Rhein- und Moselstädtchen wiedergeben! Die an-
 
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