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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Personal- und Ateliernachrichten - Architektur - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0266

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Personal- und Ateliernachrichten

während eine andre stehend diesem Treiben zusieht. Im Hinter-
gründe bemerkt man den Kopf eines Kindes, dessen Körper in
dem hohen Grase und unter den Feldblumen verschwindet. Das
Bild ist voller Frische und Leben. „Auf dem Lande" gibt uns
den kräftigen nackten Torso eines Burschen, der einen Stier in
den Stall zuriicksiihrt. In der Dezennal-Ausstellung werden von
demselben Künstler verschiedene Bilder früherer Salons figurieren,
wie das „Silen-sest", „Der Strike der Bergleute", „ein Werk-
platz in Suresnes", „Die Frau mit dem Stier", die „Kuh",
ein Porträt des bekannten Landschafters Damoge, die „Frau mit
dem Stuhl" und „Manda Lametrie". — Gechahe schickt in die
Dezennal-Weltausstellung einen „Bibliophilen", der dem Museum
zu Lille gehört, seine „Übergabe eines Kindes an das Findel-
haus" (Museum zu Senlio) und sein „Laboratorium der ver-
gleichenden Anatomie" aus dem Museum zu St. Quentin. Im
Salon wird er eine „Taufe in der Normandie"
ausstellen. — Nach zahllosen Schritten bei dem
amerikanischen Kunstfreund Herrn Vanamaker ist
es endlich, Dank hoher Einflüsse, gelungen, von dem-
selben die Überlassung des Munkacsyschen Bildes
„Christus vor Pilatus", welches er dem Meister mit
600,000 Frks. bezahlt hat, für die Dauer der Aus-
stellung zu erhalten. Der Transport des immensen
Bildes von Amerika nach Paris soll nach der
Angabe hiesiger Blätter 20,000 Frks. kosten. Die
Summe scheint mir ein wenig hochgegriffen zu sein.

Matejko wird ein, einen Gegenstand aus der Ge-
schichte Böhmens enthaltendes Kolossalgemälde
ausstellen.

Von Bildhauern wird Herr Barrias, der
Mitglied des Institutes ist, in die Dezennal-
Ausstellung die Gruppe der „Ersten Begräbnisse",
die in dem Pavillon der Stadt Paris Ausstellung
finden wird, schicken; ferner seinen „Mozart", der
im Luxembourg-Garten steht, seinen „Bernard
Palissy" vom Platze Saint-Germain-des-Pris, die
Kolossalgruppe vom Plateau zu Courbevoie „Die
Verteidigung von Paris", endlich die im vorigen
Jahre im Salon ausgestellten Figuren „Der Gesang"
und die „Musik", die die monumentale Treppe des
Stadthauses, die zu den Festsälen führt, schmücken.

In der retrospektiven Ausstellung wird Barrias
durch seinen „Eid des Spartacus", eine Gruppe,
die bekanntlich im Tuilerien-Garten steht, vertreten
sein. In den Salon schickt Barrias nichts, da er
mit großen dekorativen Arbeiten für den Palast der
schönen Künste beschäftigt ist. — Der Bildhauer Adrien
Gaudez wird in der Weltausstellung mit seinem
„Schnitter" (Salon Paris 1870) mit „Flora und
Ceres", die den Salon des Palastes der schönen
Künste schmücken, mit dem „Ciseleur aus dem
16. Jahrhundert", der „Nymphe Echo" (Salon
1881), mit „Lulli als Kind", eine Statue, die im
1885er Salon einen großen Erfolg hatte, mit dem
„verlornen Sohne" und dem Modell zu der Statue
Parmentiers, die in Neuilly steht, figurieren. Im
Salon wird er eine „Louison, die Boukettverkäuserin
an der Spitze der Hallenweiber" ausstellen.

ll.L. Prof. Bruno Piglhein, der geniale Schöpfer des
Panoramas der „Kreuzigung Christi" ist augenblicklich mit einer
größer» Arbeit beschäftigt. Er malt einen Plafond für das
Empfangzimmer eines Privathauses in Wiesbaden. Der Künstler
hat sich zum Stoff seines Deckenbildes den Einzug des Frühlings
gewählt, den Kampf des Lichts mit den dunkeln, traurigen Nebeln
des Winters. Ein köstlicher Kinderreigen, geführt durch einen
geigenspielenden Genius, verkörpert den Naturvorgang. Das
Werk wird nach seiner Vollendung hoffentlich den Besuchern der
nächsten Münchener Ausstellung zugänglich gemacht werden.

Ir. Berlin. Dem Geschichts- und Bildnismaler Adolf
Henning ist aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums als Mit-
glied der Akademie der Künste als Allerhöchste Auszeichnung der
Kronenorden verliehen worden. Der hiesige Künstlerverein, die
Akademie der Künste ließen ihm kunstvoll ausgestattete Adressen
überreichen. Die zahlreichen Freunde und Verehrer des Künst-
lers, der sich trotz seiner 80 Jahre einer beneidenswerten körper-
lichen und geistigen Frische und künstlerischen Schaffensdranges
erfreut, der ihn zur Zeit ein meisterhaft gelungenes Porträt des
Grafen Solms-Laubach vollenden ließ, brachten ihm auf andre
sinnige Weise ihre Glückwünsche dar.

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— Düsseldorf. Maler E. Daelen hat von dem
Magistrat der Stadt Oberhausen den Auftrag erhalten, zur Aus-
schmückung des dortigen Rathaussaales eine „Huldigungsfeier
für Kaiser Wilhelm I." zu malen und ist mit der Ausführung
dieses Bildes gegenwärtig beschäftigt.

" Für die Stadtkirche zu Dahlen i. S- werden aus
Mitteln des sächsischen Kuustfonds drei große Glasbilder aus-
gesührt, die mit Darstellungen des thronenden Christus, der zwölf
Apostel und dreier alttestamentlicher Gestalten geschmückt werden
sollen. Um die Ausführung ist vom akademischen Rate zu
Dresden ein beschränkter Wettbewerb in sehr empfehlenswerter
Weise derart veranstaltet worden, daß jeder Entwurf mit 300 Mk.
konoriert wurde. Den Preis hat unter vier Bewerbern der
Maler Hermann Freye davongetragen. Derselbe hat sich auf
verschiedenen Ausstellungen durch sein lebensgroßes Bild des

„Reuigen verlornen Sohnes" einen guten Namen gemacht und
arbeitet gegenwärtig an einem großen Gemälde des „Gekreuzigten
Christus".

— Wien. Die Wiener Bildhauer hatten sich an den
Ministerpräsidenten Grafen Taaffe mit der Bitte gewendet, es
möge dem unter den Bildhauern herrschenden Arbeitsmangel
durch Vergebung des noch fehlenden figuralen Schmuckes für
das Reichsratsgebäude nach Möglichkeit abgeholfen werden. Graf
Taaffe hatte die Berücksichtigung dieser Bitte zugesagt. An
zwanzig Künstler wurden zweiundzwanzig Arbeiten vergeben, zu
denen die Skizzen bis Ende 1889 eingereicht werden sollen. Die
Ausführung in Marmor erfolgt nach eventueller Genehmigung
des hiefür einzustellenden Betrages. Die Aufträge beziehen sich
auf die sigurale Ausschmückung der Attica am Herrenhause,
welche nach der Seite des Justizpalastes noch ohne Schmuck ist,
anderseits noch eine Anzahl provisorischer Gipssiguren trägt. Mit
Aufträgen wurden bedacht die Bildhauer Düll, David, Härdtl,
Lax, Schmidtgruber, Hofmann, Schwerzeck, Brenek,
Starrer, Probst u. a.

— München. Der König von Griechenland hat Professor
Gysis den Erlöserorden verliehen.

Empsangssgai. In patentierter Brandtechnik ausgeführt v. B. Ludwig in Wien
 
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