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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 4.1888-1889

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9419#0292

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226

Iahresausstellung im Wiener Aünstlerhause

Hark bedrängt, von Hugo Rauffmann

sich als eine ziemlich vorsichtige dar, Wien ist eben nicht Kunstmarkt genug und lohnt das Mitlhun nicht so
sicher wie München. Paris hat keine einzige Nummer geliefert, die Italiener dagegen treten mit Tito, Chierici,
A. Rotta, Giuliano auf den Platz, des letzteren „Olivenernte" (siehe S. 235) ist in der landschaftlichen
Farbenstimmung voll Reiz, die Belgier mit Courtens und de Haas, die Deutschen bleiben uns treu, während
die Ungarn zwar nicht fernebleiben, aber doch gerne zeigen, daß sie in keiner Beziehung nach Wien zu gra-
vitieren brauchen. München hat uns eine Auswahl trefflicher Nummern auf jedem Gebiete, worunter manches
Neue, gesendet, wenn es auch da an alten Bekannten nicht fehlt; Berlin ist fast ausschließlich mit Landschaft
vertreten, unter den Düsseldorfern glänzt eine „Marine" von Achenbach wie ein echtes Kleinod, die Karls-
ruher können sich diesmal auf Meckel etwas zu gut thun, während Kallmorgen nicht mit sonderlichem Glück
gänzlich zum Freilicht übergegangen ist. Unsre Wiener endlich haben sich wacker beteiligt, die Akademiker
freilich nicht, aber das junge Talent, das noch Vertrauen hat und einen frischen Einsatz wagt. Die jungen
Sittenmaler der „Schwarzschule" erscheinen so ziemlich vollzählig und bringen Humor in die Bilderschau. Auch
die Historie, vornehmlich die religiöse, findet im Nachwuchs mutige Pflege, Meister Leopold Müller, selbst
wieder durch prächtige Orientalia vertreten, darf sich seiner Schüler rühmen; wie Krämer in der Jubelaus-
stelluug, so macht ihm diesmal Bacher alle Ehre.

Überblickt man das Vorhandene nach Gebieten, so stellen sich Historienbilder von Räuber, Weigand
und Vogel als bekannte Leistungen dar, denen die Kritik, je nach ihrem Standpunkte, bereits das Wort ge-
sprochen oder abgesprochen hat. Albert Kellers „Hexenschlaf" findet anch hier wie in München ungeteilten Beifall.
Schramms großes Maximilianbild ist eine so selbstaufopfernde That, daß die Kritik weich gestimmt wird. Als
Frommmaler sind dem oben genannten jungen Wiener Bacher noch seine beiden Landsleute, der soeben mit
dem Reichelpreis ausgezeichnete Hirschl und Tichy sowie der Münchener Delug beizugesellen. Im Bildnis
sind Angeli, diesmal weniger glücklich, Holmberg mit seinem vornehmen, koloristisch so erfreuenden Prinz-
Regentenbildnisse, Stauffer, welcher dem noblen Stile Canons treu bleibt, und Benczur führend. Das Magnaten-
bild „Graf Nüdasdy" (siehe S. 225) des Letztgenannten zeigt alle Vorzüge des Meisters: sattes, warmes
Kolorit, kräftige Breite des Vortrags, lebensvolle Auffassung. Das Porträt des verstorbenen Kronprinzen
 
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