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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Keyssner, Gustav: Puvis de Chavannes: (gestorben 24. Oktober 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0118

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Puvis de Lbavannes. von vr. <Z. Reyßner.

87

de Lhabanne^.

2^. Dktober I8I8.1

von Or. G.

7D»as Leben des großen französischen Malers, das vor
wenigen Wochen seinen Abschluß gefunden hat, ver-
lief ruhig und schlicht ohne gewaltsame Erschütterungen
von außen, ohne Stürme und Katastrophen in der innern
Entwicklung. Trotz und in dieser Einfachheit ist es in
gewissen Zügen typisch für das Erdenwallen vieler Künstler,
die in ihrer Kunst etwas Eigenes und etwas Neues zu
sagen haben. Von jenem will der Geschmack des Publi-
kums, von diesem die Tradition der Künstler nichts wissen;
und wie viel Jahre muß ein schöpferischer Geist kämpfend
und harrend verbringen, bis er die Laien überredet, die
Künstler überzeugt, daß er ein Recht auf seine Eigenart
und in dieser Eigenart Recht habe! Puvis de Cha-
vanncs, als er seinen ersten entscheidenden Sieg davon-
trug, stand im 37. Lebensjahre; nun erst begriffen seine
Landsleute seine Individualität und ließen ihm die Auf-
gaben zu teil werden, die seiner Natur gemäß waren.

Daß dies letztere überhaupt eintrat, daß seine aufs
Monumentale gerichtete Begabung sich nicht dauernd auf
kleinere Arbeiten beschränken mußte, das ist den franzö-
sischen Verhältnissen zu danken, die im ganzen, bei dem
allgemeiner verbreiteten Wohlstand und der älteren Kultur,
den bildenden Künsten so ungleich günstiger sind, als unsere
deutschen Zustände; und ferner hat das glückliche Geschick,
das unseren Meister von vornherein und auf Lebenszeit
materieller Sorgen überhoben hatte, es ihm möglich ge-
macht, so ruhig und gleichmäßig sich zu entwickeln, seiner
Kunst in so hohem Maße das Gepräge abgeklärter Vor-
nehmheit und sriedevoller Harmonie zu geben.

Pierre Puvis de Chavannes wurde 1824 zu Lyon
geboren, in derselben Stadt, wo auch Meissonier, dessen

^ ' Nachdruck verboten.

Nachfolger er einst als Präsident des Champ de Mars-
Salons werden sollte, das Licht der Welt erblickte. Ur-
sprünglich für das Jngenieursach, den Berus seines Vaters,
bestimmt, wird er erst im Alter von mehr als zwanzig
Jahren durch eine Reise nach Italien, auf der er sich von
einem schweren Krankheitsanfall erholen sollte, zur Malerei
hingeführt. Er empfängt den Unterricht Henri Scheffers

Puvis de Lhavarrnrs.

Nach einem Selbstbildnis früherer Jahre in den Uffizien zu Florenz.
 
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