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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0305

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2ZS

Personal- und Atelier-Nachrichten.

k. Berlin. Von der Akademie. Die Akademie der
Künste hat den Verlust von vier ihrer Mitglieder durch den Tod
des Landschaftsmalers Edmond de Schampheleer in Brüssel,
des früheren Lehrers an der Kunstakademie in Düsseldorf, Professor
Wilhelm Sohn, des einstigen Lehrers an der Kunstakademie in
München, Professor Joh. L. Raab und des englischen Aqua-
rellisten Birket Foster zu beklagen. Die Verluste fallen um-
somehr ins Gewicht, als in diesem Jahre die bestimmungsgemäß
im Januar vollzogenen Mitgliederwahlen ohne Ergebnis ver-
lausen sind. — Die dem akademischen Senate angehörenden


ordentlichen Mitglieder Graf Harrach, Ludwig Knaus, Fritz
Schaper und Alexander Ealandrelli sind auf weitere drei
Jahre vom 1. Oktober ab gewählt worden. — Die akademischer
Unterrichtsanstalten waren im letztvergangenen Wintersemester
recht zahlreich besucht. In den selbständigen akademischen Meister-
ateliers arbeiteten neunundzwanzig jüngere Künstler. Von ihnen
widmeten sich vierzehn der Malerei, sieben der Bildhauerei, vier
der Architektur und vier der Kupferstichkunst. Ihrer Staats-
angehörigkeit nach waren zweiundzwanzig Preußen, drei aus
anderen deutschen Staaten und vier Ausländer. — Die Hoch-
schule für die bildenden Künste unter Leitung des Direktors,
Professors A. v. Werner, war von 229 Schülern besucht, von
denen sich 180 der Malerei, 48 der Bildhaueiei und I der
Kupferstecherkunst widmeten. An Hospitanten nahmen 48 am
Unterricht teil. Das neue Semester der akademischen Unterrichts-
anstalten hat am 10. April begonnen. — Der als Nachfolger von
Professor Otto Knille ernannte Meisterateliervorsteher Professor
Arthur Kampf hat die Leitung des Ateliers mit Beginn des
Semesters übernommen. Einige seiner alten Schüler aus Düssel-
dorf sind dem Meister nach Berlin gefolgt. Kraft seines Amtes
ist Kampf auch Mitglied des Senates der Akademie geworden.

k. Brüssel. Der Brüsseler Magistrat beschloß den An-
kauf einer Gruppe „Pferd an der Tränke" von Constantin
Meunier. Das in Bronze ausgeführte schöne Werk wird seinen
Platz aus einem der neuen Squares finden. l»78U

— Hildesheim. Die Ausführung des hier zu errichten-
den Kaiser Wilhelm-Denkmals ist nun doch dem Bildhauer
Professor Otto Lessing in Berlin übertragen worden. I8«2»s
— Köln. Bei dem Wettbewerb um das hier zu errichtende
Kaiser Friedrich-Denkmal erhielt den ersten Preis (3000 M.)
Wilhelm Albermann in Köln; den zweiten Preis (2000 M.)
die Bildhauer Stockmann und Dorrenbach in Köln im Verein
mit dem Bildhauer Kirsch in Köln-Ehrenfeld, den dritten Preis
(1000 M.) Professor Peter Breuer in Berlin. Gegen dieses
Urteil des Preisgerichts ist aus Grund der Thatsache, daß den
Sitzungen der im Programm für den Wettbewerb genannte Geh.
Baurat Stübben in Köln nicht beigewohnt hat, von den Teil-
nehmern an der Konkurrenz Einspruch erhoben worden. I»786l
— Nürnberg. In der von der hiesigen Firma Wolsrum L
Hauptmann ausgeschriebenen Plakat-Konkurrenz wurde der
erste Preis (1000 M.) an Margarethe Kaltenbach in München,
der zweite (500 M.) an K. Tuch in Leipzig, der dritte (200 M.)
an A. Löhr in München erteilt. Eine Anzahl weiterer Arbeiten
wurde mit „lobender Erwähnung" ausgezeichnet. Im ganzen
gelangten 476 Entwürfe zur Einlieferung. 18822;

Kch Frankfurt a. M. Professor Hans Thoma hat einen
Ruf als Galeriedirektor nach Karlsruhe erhalten und angenommen.
Auch ein Meisteratelier soll ihm an der dortigen Kunstschule ein-
geräumt werden. Thoma scheidet von Frankfurt nach einem
siebenundzwanzigjährigen Aufenthalte, den er in arbeitsamer
Zurückgezogenheit verbracht hat. Man bedauert jetzt den Verlust,
den das Frankfurter Kunstleben durch seinen Weggang erleidet,
doch ist nicht eigentlich dieses der verlierende Teil. Künstler und
Publikum haben sich hier gegen Thoma die längste Zeit über
völlig teilnahmslos verhalten. Erst seit einigen Jahren haben
die Leute zu glauben angefangen, daß er wirklich ein Künstler
ist. Aufrichtig bedauern werden sein Scheiden alle die, welche
Thoma persönlich nahcgetreten sind, sowohl der kleine Kreis von
Künstlern, die sich ihm durch ein dem seinen verwandtes Streben
verbunden wußten, als auch der etwas weitere Kreis von Kunst-
freunden, die ihm ein dankbares Verständnis entgegenbrachten.
Ob Thoma in Karlsruhe als offizielle Persönlichkeit einen günsti-
geren Boden für seine Kunst finden wird, als hier in dem füllen,
fast ländlich zu nennenden Idyll seines Hauses, bleibt abzuwarten.
Alle guten Wünsche begleiten ihn dorthin, aber vielleicht heißt
es doch noch einmal, daß die beste und ertragreichste Zeit seines
Schaffens die in Frankfurt gewesen sei.

— München. Der frühere Professor an der hiesigen
Akademie der bildenden Künste, Geheimer Hoftat Johann Leon-
hard Raab, ist am 2. April gestorben. Die deutsche Kupfer-
stichkunst verliert in dem nach langem, schweren Leiden und kurz
vorher vollendetem vierundsiebzigsten Lebensjahre geschiedenen
Künstler einen ihrer berühmtesten Vertreter. Jahrzehnte hindurch
hat Raab das Kunstschaffen unseres Jahrhunderts reproduzierend
begleitet, daneben aber auch Schätze der alten Kunst in Bildern
der hiesigen Pinakothek sich zum Vorwurf meisterhafter Radie-
rungen ausersehcn, die in der fein empfundenen Wiedergabe der
so höchst verschiedenartigen Originale wie Holbein, Dürer, Roger
van der Wehden, Rubens, van Dyck, Tizian, Veronese, Rem-
brandt, Teniers, Murillo, Tiepolo stetes Entzücken hereiten.
Unter den modernen Künstlern, von denen Raab Bilder in seinen
Blättern wiedergab und dabei immer einen freien und weichen
malerischen Effekt zu erzielen wußte, finden sich K. F. Lessing,
Flüggen, W. von Kaulbach, Vautier, Ramberg, Piloty, Knaus,
Schwind, Feuerbach u. a. Geboren am 29. März 1825 zu
Schwaningen bei Ansbach, genoß Raab den Beginn seiner künst-
lerischen Ausbildung an der Nürnberger Kunstschule unter Karl
Mayer und Reindel, von 1844 an besuchte er die Münchener
Akademie. Nach einigen Jahren selbständigen Arbeitens in Nürn-
berg wurde Raab 1809 bei Thäiers Abgang von München als
Professor der Kupferstecherkunst an die hiesige Akademie berufen,
in welcher Stellung er bis zu seiner 1894 erfolgten Pensionierung
mit dem größten Erfolge thälig war. An Anerkennung hat es
seinem Schaffen nicht gefehlt, er war Ehrenmitglied der Akademien
in Berlin, Wien, Brüssel und Antwerpen, sowie Ritter ver-
schiedener Orden. Die ihm von seinen Kunstgenossen gezollten
Sympathien zeigten sich am besten bei der ihm anläßlich seines
siebzigsten Geburtstages bereiteten Ehrung, welche die ganze
Münchener Kllnstlerschaft festlich um ihn versammelte. ^

— Gestorben: In Kassel der frühere Professor an der
dortigen Kunstakademie Georg Koch; in Braeside bei Weybridge
der englische Aquarellist Birket Foster; in Triest der ungarische
Historienmaler Moritz Thom; in Budapest der Genremaler
M. Karvaly. ^
 
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