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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Hirth, Herbert: Villa Stuck
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Schumann, Paul: Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0375

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Von vr Herbert Hirth.

2IZ

Villa Stuck. Vas Atelier des Künstlers.

hineingemalt, um ihn zur Umgebung zu stimmen. Er
dachte wohl an beides zugleich: den ursprünglichen Ein-
druck dieser griechischen Statuen wieder herzustellen und
sie gleichzeitig sür ihre jeweilige farbige Umgebung passend
zu machen. Und wer einmal eine erste unwillkürliche
Reaktion des so tief in uns hineingewachsenen Vorurteiles
von der Farblosigkeit der Antiken überwunden hat, der muß
gestehen: es ist Wohl möglich, daß Stuck mit seiner Auf-
fassung der ursprünglichen Wirkung vielfach nachkommt,
welche eine frühe und naive Antike beabsichtigen mochte.

Wenngleich nun auch in mehreren Räumen der

antike Charakter vorwiegt, so verfährt Stuck doch nirgends
ängstlich mit der historischen Stilechtheit. Wir sind ja
über diese Phase der Dekorationskunst hinaus. Wollte
er dem historischen Stilbegriff gewissenhaft huldigen, so
könnte es ja nicht Stuck sein, der aus diesen Räumen
so stark persönlich zu uns spräche. Antike und China,
Japan und Empire, Orient und Renaissance — alles
geht zusammen, nichts schließt sich von vornherein aus
— vorausgesetzt, daß einer, wie Stuck hier, eine neue,
persönliche Einheit Herstellen kann der Formen und der
Farben.

Deutsche Aunstuu^stellung Dresden 1899.

von Paul Schumann in Dresden.

(Schluß aus dem vor. Hefte.)

as nun die einzelnen Kunstwerke angeht, so ist
es ja selbstverständlich, daß die Dresdner Aus-
stellung nicht durchweg neue Gemälde und Bildwerke
aufweisen kann. Die „großen" Münchner z. B. haben
sich durchweg ängstlich gehütet, nach Dresden irgend etwas
Neues zu senden. Das beeinträchtigt indes unseres Er-
achtens die Ausstellung keineswegs: in ihrer künstlerisch
fein durchempfundenen Darbietung und dem damit ver-
bundenen erzieherischen Moment beansprucht sie ihren her-
vorragenden Platz in der Geschichte der deutschen Kunst-
Ausstellungen, in diesem Jahre aber wohl sicherlich den
ersten.

Von den Sonderausstellungen ist die eine Max
Klinger gewidmet. Die eine ganze Wand seiner Halle
nimmt das große Gemälde „Christus im Olymp" ein,
das hier weit günstiger aufgestellt ist als in Leipzig und
München, so daß es auch nach der Seite der Malerei
besser zur Geltung kommt. In kühner Weise hat Klinger

das weltgeschichtliche Ereignis der Ueberwindung des
Heidentums durch das Christentum als eine persönliche
Begegnung zwischen Christus und den olympischen Göttern,
Zeus an der Spitze, dargestellt. Selten ist ein abstrakter
Gedanke mit größerer Anschaulichkeit und Klarheit und
fast ohne Symbole dargestellt als hier; die tiefe, selbst-
ständige Charakteristik der auftretenden Personen des
Hauptbildes, die herrliche Landschaft, die bedeutsame
Gegenüberstellung von Olymp und Hades (in der Staffel),
die Verbindung von Rahmenarchitektur, Plastik und
Malerei zum Gesamtkunstwerk: all das macht das
Klingersche Werk zu einer einzigartigen Schöpfung, die
nicht ihres gleichen hat, mag man auch Einzelheiten
daran auszusetzen haben. Außerdem sind vier plastische
Werke von Klinger vorhanden: ein armloses Weib,
„Amphitrite" genannt, von geheimnisvoller Schönheit (ohne
Arme, weil der herrliche farbige Marmor, den Klinger
durchaus verwenden wollte, nicht dazu langte, aber
 
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