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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schneeli, Gustav: Von alter Schweizer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0475

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von alter Schweizer Kunst.

27H

Fig. Gotische Truhe. (15. Iahrh.)

Aantonal-Museum in Freiburg.

Von Mer Schweizer Kunst.

von Gustav Schneeli.

6Muf der schweizerischen Landesausstellung vom Jahre
1896 in Genf bot die Abteilung ».-Irt ancien -
einen reichen Ueberblick über die ganze Entwickelung der
schweizerischen Kunst und Kunstindustrie. Zum Andenken
an diese vorübergehende Vereinigung einer Menge von
Werken, welche seitdem dem Publikum wieder unzugäng-
lich geworden sind, hat das Komitee jener Abteilung ein
Album herausgegeben, welches auf siebzig sehr schön aus-
geführten Lichtdruck- und Farbendruckblättern einen Teil
der vorzüglichsten Stücke der Ausstellung wiedergiebt und
in großen Zügen die Entwicklungsgeschichte der schweize-
rischen Kunstindustrie illustriert. Man strengt sich in
neuerer Zeit in der Schweiz sehr an, die alte schweize-
rische Kunst, welche so lange Zeit nur ein beliebter
Exportartikel war, zu Pflegen und hat in
dem neuen schweizerischen Landesmuseum zu
Zürich eine große Sammlung zusammen-
gebracht, welche bald dem Publikum geöffnet
werden soll.

Während ganzer großer Kunstepochen geht
die schweizerische Kunst völlig in derjenigen
der mächtigeren anstoßenden Gebiete auf, und
erst nachdem die Eidgenossenschaft politisch
einen selbständigeren Charakter erhalten hat,
beginnt auch in der Kunst eine gewisse natio-
nale Eigentümlichkeit sich zu krystallisieren.

Man kann den Beginn dieser Erscheinung in
das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts legen,
d. h. in die Zeit, wo das erstarkte schweizerische
Bürgertum sich eine Kleinkunst schafft, welche
sich als selbständige Abart aus der allgemein
deutschen Bürgerkunst loslöst. Abgesehen von
dieser Kunst, welche in der schweizerischen
Glasmalerei ihren berühmtesten Ausdruck
fand und unter den bedeutenderen Künstlern
hauptsächlich Niklaus Manuel und zum Teil
auch Holbein zum Vertreter hat, wird es
jedoch schwer sein, der Schweiz einen selb-
ständigen Kunstcharakter nachzuweisen. Die

höhern Kunstzweige bleiben von fremden Einflüssen re-
giert. Die schweizerische Kunst wird daher vielleicht
kunsthistorisch dann interessanter, wenn man in ihr die
fremden Einflüsse und die Entwickelung des Stils durch
dieselben nachweist, als wenn man sie als eine originale
Leistung auffaßt.

Auch in dem genannten Album »U'art analen ä
I'exposition nationale suiose« läßt sich dies verfolgen.
Man trifft hie und da auf Werke deutscher und franzö-
sischer Provenienz, die nebenbei in interessanter Weise
die schweizerische Geschichte illustrieren und an ihre
schönsten Blätter erinnern. So z. B. ist auf einer Tafel
ein Madonnenbildchen abgebildet, das von der Tradition
(Wohl mit Unrecht) dem Antonello da Messina zuge-

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Fig. 2. Geschmeide, schweizerische Goldschmiedearbeit.

Die Stücke Nr. 1, 2, 8 aus dem 1?. u. 18. Jahrhundert, Nr. 3, die sogen. „Aette der

Maria von Burgund" aus dem 16. Jahrhundert.
 
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