Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

DOI Artikel:
Thoma, Hans: Aus Hans Thomas Briefen, [2]: [an Julius Langbehn]; an Karl Minoprio
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
An Karl Minoprio

. . . Sollte nicht bei großen Könnern der Fall oft
eintreten, daß ihre glänzenden Mittel die Empfin-
dung beherrschen? — Wie viel kann der Künstler!
Diese Bewunderung drängt sich bei so vielen Bil-
dern und gewiß nicht schlechten (wer wollte das
Können nicht hochachten!) einem zuerst auf. Das
Publikum weiß meistens nicht, daß es noch etwas
anderes gibt, und des Künstlers Wunsch, zu impo-
nieren, zu glänzen, erhält immer neue Nahrung.
Er spielt mit seinen Mitteln; er macht Bilder, ohne
daß er sie zuvor in seiner Seele lebendig geschaut
hat. Und in der Malerei, wie in aller Kunst, geht
nur das zu Herzen, nur das erweckt lebende Bilder

in der Phantasie des Beschauers, was, geistig gese-
hen, von Herzen kommt. Der Künstler, in dessen
Phantasie die Bilder sich drängen, wird schon die
richtigen Mittel finden, und passen ihm vorhandene
nicht, so muß er neue finden. — Beschweren ihn
glänzende Mittel, so wird er oft in einfachen, un-
scheinbareren seinen Ausdruck finden. Bei großen
und kleinen Virtuosen fehlt meistens, ich möchte
sagen, die Unschuld, das harm- und absichtslose
Hingeben an die Natur. Sie haben Absichten und
suchen sie durch die Brille ihrer oder auch irgendwo
entlehnter Mittel. Daraus entstehen die für unfehl-
bar gehaltenen Schulbilder. Die Talentvollen brin-
gen es darin mit Hilfe von Klugheit zu augentäu-
schender Geschicklichkeit. —

Arno Breker

20
 
Annotationen