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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Werner, Bruno E.: Theo von Brockhusen
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0066

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Theo von Brockhusen. An der Landstraße. Zeichnung

Theo VOn Brockhusen. Von Bruno E.Werner

Es ist eine schlechte Sitte geworden, jeden jung Ge-
storbenen, der Besonderes geschaffen hat, als einen
..Frühvollendeten" anzusprechen. Als der Maler
Theo von Brockhusen 1919 mit 37 Jahren starb,
lag von ihm ein Werk vor, das weit über den
Durchschnitt hinausragte, mit eigenen Gemälden
und vor allem mit Zeichnungen, die in einer Ge-
schichte der deutschen Landschaftsmalerei einen
besonderen Platz behaupten werden. Ein Früh-
vollendeter war Brockhusen nicht, denn er trug
zuviel gestalterische Kraft in sich, als daß es möglich
gewesen wäre, sie in zwei Jahrzehnten Arbeit zu er-
schöpfen. Es wäre von diesem Künstler, der von der
reinen Impression her die Brücke schlug zur aus-
drucksstarken Verdichtung der Wirklichkeit, noch
sehr viel zu erwarten gewesen, und der Tod hat ihn
von einer Bahn gerissen, die erst im Aufstieg be-
griffen war. Noch stand seine Malerei s>ark unter
dem Einfluß van Goghs, noch peitscht der Pinsel die
Farbe in ruhelosen Flammen über die Leinwand,
noch scheint diese Malerei gewissermaßen in einer
Ebene zu liegen, in der die Organik des räumlichen
Erlebnisses hinter der ersten großen, erregenden

Begegnung mit der Farbe zurücktritt. Aberweiche
durchaus eigene Art ist hier schon zu spüren. Die
Havel, die Gegend von Werder und Baumgarten-
brück werden hier zum erstenmal von einem Manne
gemalt, der einen sehr nüchternen Wirklichkeits-
sinn mit einem mitreißenden malerischen Tempera-
ment verbindet. Schon spürt man den Willen des
Künstlers, die Landschaft aus der Zufälligkeit eines
beliebigen Ausschnittes zu reißen und sie einer
strengen gesetzlichen Gliederung zu unterwerfen.
Dieser geborene Ostpreuße, der 1904 nach Berlin
kam, hat aus seiner Heimat ein völlig unpathe-
tisches Gefühl für Wirklichkeit mitgebracht, so daß
in diesen Bildern tatsächlich etwas vom Wesen der
Mark wiedergegeben wurde, wie wir ihm bei I^eisti-
kow nicht begegnet sind. Am stärksten beeindruckt
uns dies bei seinen letzten Zeichnungen, die nicht
nur sein sonstiges W?erk überragen, sondern von
denen einzelne zu den erlesensten Blättern gehören,
die die Zeichnung deutscher Landschaft in diesem
Jahrhundert kennt. Es sind Zeichnungen aus Pom-
mern, aus Ostpreußen, aus Baden-Baden und vor
allem aus der Mark. Es sind glasklare, helle Blätter,

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