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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Schinnerer, Adolf: Freilichtmalerei und Impressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0269

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Philipp Otto Runge. Die Hülsenbeckschen Kinder

Freilichtmalerei und Impressionismus. Von Adolf Schinnerer

Der älteren Malerei war das Licht ein feststehender
Begriff, der zunächst dazu diente, aus der Bildfläche
eine räumliche Illusion zu machen, man model-
lierte mit dem Licht. Die zwischen Licht und Schat-
ten bestehende Spannung vergrößerte sich im Ver-
lauf der Entwicklung, in der barocken Malerei er-
hielt sie geradezu einen Eigenwert neben den Din-
gen, denen sie doch zunächst hatte dienen müssen.
Es war die gleiche Spannung, wie sie der Dramati-
ker verwendete, wenn er das gute und das böse
Prinzip kämpfend gegeneinander stellte, selbst die
sittliche Betonung, Licht — das Gute, Schatten —
das Böse, findet in der Malerei ihr Analogon. Wenn

in der Gotik die Kriegsknechte am Grab Christi
ihre verworfene Gesinnung durch das scharfe Gelb,
das schmutzige Braun, das Schwarz und Grün ihrer
Kleider verrieten, so taten sie es im Barock da-
durch, daß sie im Dunkel saßen, während Chri-
stus im strahlenden Weiß sich ins Licht erhob.
Licht bedeutet Leben und Wärme, Schatten Kälte
und Tod, und es ist kein Widerspruch, wenn Höl-
derlin einmal den ersehnten Schatten warm nennt,
die Gefühlsbetonung wird dadurch erst recht
deutlich.

Diese nach einem absoluten Licht geordnete Welt
haben nun immer wieder Maler mit ihren differen-

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