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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Wendland, W.: Die Kunst als Ausdruck der neuen Zeit, [2]
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Grote, Ludwig: Sportpreise
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0316

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lebendige Hand des schaffenden Menschen die Um-
gebung formte, steht heute das Produkt der Ma-
schine. Wir sind nun nicht Romantiker genug, um
das zu verdammen. Wir können heute nicht mehr
die Maschine stürmen, wie einst die schlesischen
Weber. Aber wir können aus einer neuen Gesin-
nung heraus die Bestimmung der Maschine ändern.
Das Maschinenprodukt drang durch brutale Nach-
ahmung in das Gebiet der Kunst ein und nahm
dem Künstler den Absatz durch Unterbietung
durch ein Surrogat.

Es wäre eine solche Verdrängung nicht nötig ge-
wesen, wenn man den Sinn der Maschine als Hand-
werkszeug beizeiten richtig erkannt hätte. Dann
wäre sie auf das Gebiet der Gebrauchsware be-
schränkt geblieben.

So aber zerstörte sie den gesamten Bestand heimat-
licher Kunstzweige nicht nur. sondern auch über-
haupt jeden Begriff der Wertigkeit der Arbeit.
„Mehr scheinen als sein." Wie schrecklich der Ein-
bruch utilitaristischer Industriezweige war, zeigt
die Tatsache, daß die schlesische Glasindustrie der
Heimarbeit die Herstellung des Fadenglases ver-
bot, weil sie dadurch ihre Interessen bedroht fühlte.

Heute gibt es infolgedessen in Schlesien nur noch
wenige alte Meister, die die Traditionen und Er-
fahrungen solcher Techniken besitzen.
Aber auch noch unter einem anderen Gesichts-
punkt ist diese Zerstörung beachtlich. Die Kunst
entfernte sich selber von ihrer eigentlichen Auf-
gabe. Man wollte keine Lebensgestaltung mehr!
L'art pour l'art, Kunst ist Selbstzweck. So räumte
man kampflos wichtige Stellungen.
Die Friedhofskunst z. B. überließ man der Grab-
steinindustrie, und da man zu fein war, ehrlich sein
Handwerk zu können und in seinem Stand zu ste-
hen, überließ man Musterzeichnern die Herstel-
lung der Entwürfe. Der Künstler war zu fein. Ge-
brauchskunst zu schaffen. Staffeleibilder waren be-
quemer, als sich auf dem Gerüst mit frischem Putz
herumzuschlagen. In meiner Lehre als Steinmetz
habe ich es erlebt, wie große Bildhauer ihre Figu-
ren ..hauen" ließen! Man denke sich den Meister
des Naumburger Domes oder einen Mann wie
Schadow in einem solchen Falle! A\ eich eine Zer-
setzung der Begriffe und der Anschauung! Eine
solche Kunst mußte der 3\laschine erliegen.

(Schluß folgt im nächsten Heft)

Sportpreise. Von Ludwig Grote

Sportpreise pflegten sich bisher fast ausnahmslos angebracht. Die Formen dieser Becher entsprechen
dadurch „auszuzeichnen", daß die künstlerische der Produktionsart. sind ohne Charakter und ver-
Leistung, die sie schuf, weit unter der sportlichen wenden überlebte Ornamentformen, deren Bedeu-
Leistung lag. die um ihren Gewinn rang. Langes tung vergessen worden ist. Sportpreis und Kitsch
mühevolles Lben. schärfste Anspannung aller Kräfte waren nahezu identisch geworden,
wird belohnt mit seelenlosen Massenartikeln, die Die Sportpreise sind aber das gegebene Schaffens-
zu Dutzenden oder gar gebiet des deutschen

Hunderten industriell ^SSKgBfWW'^ *:£&!tiM£GBMBRBBMSBBL Kunsthandwerkers, der

hergestellt werden. Bei hier seine Erfindungs-

Bronzefiguren handelt es und Gestaltungskraft zur

sich durchgehend um Schaffung von Werken

so minderwertige Pro- ■ aSBHBRäBBHHBf jfl maSSS/gmi ■:<*-.■

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sich als getrieben aus- ihrer Bemühungen. Jede

geben, so ist der Ham- Wanderpreis. Email mit Bernstein-Eicheln. 34x34 cm Werkstatt, Email-, Edel-

merschlag mechanisch Entwurf: Uli Schultz, Ausführung: Werkstätten der Stadt Halle schmiede-, Metallbear-

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