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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Nannen, Henri: Von der Notwendigkeit künstlerischer Volkserziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0216

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Von der Notwendigkeit künstlerischer Volkserziehung. Von Henri Nonnen

Nicht die Anleitung zum ästhetischen Einfühlen
und damit zum ..Verstehen'" von Kunstwerken ist
im letzten Sinne die Aufgabe der Kunsterziehung.
Die Erziehung zur Kunst ist nur eine selbstver-
ständliche Vorstufe der Erziehung durch die Kunst.
Darum treiben wir Kunsterziehung, weil wir end-
lich aufgehört haben, die Kunst als isoliertes Teil-
gebiet menschlicher Kultur zu betrachten. Uns darf
die Kunst nicht mehr Selbstzweck sein, wir müssen
uns eindeutig darüber klar werden, daß wahre
Kirnst nicht beziehungslos im Leben der Allgemein-
heit steht, daß man sie vomLeben des Volkes ebenso-
wenig trennen kann, wie man ein lebendiges Herz
trennen kann vom Kreislauf des Blutes in allen Tei-
len des Leibes. Da nun jedem Menschen ein Stück

der Wesenheit seines Volkes und seiner Rasse im
Blute steckt, beruht die Vollkommenheit eines Vol-
kes als Wesens- und Schicksalseinheit auf der sinn-
voll harmonischen Kräftebildung der einzelnen
Menschen, deren Gesamtheit das Volk darstellt. Zu
dieser Bildung aber ist Kunst ein wesentliches Mo-
ment.

Noch nie waren die nationalen Ziele einer Zeit und
ihre sozialen Forderungen enger miteinander ver-
knüpft als im neuen Reich. Was aber hat Kunst-
erziehung mit der sozialen Frage gemein? Nichts
Geringeres als das Ziel einer geistigen und wirt-
schaftlichen Einigung der Nation. Wohl stellte ein
mechanisiertes und industrialisiertes Zeitalter der
Wissenschaft und der Technik die Forderung nach

Hermann Geiseler. Haten von Marseille

Sammlung Dr. J. Underberg

Kunst f. Alle. Jahrg. 49, Heft T, April 1934

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