Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

DOI Artikel:
Fischer, Karl J.: Die baukünstlerische Vollendung des Münchner Königsplatzes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die baukünstlerische Vollendung des Münchner Königsplatzes. Von Karl J.Fischer

Im die Gedankengänge unseres Führers und sei-
nes allzufrüh verstorbenen Architekten. Professor
Paul Ludwig Troost, zu erfassen, muß man die ge-
waltigen, tief empfundenen, in ihrer Wucht und
Geschlossenheit einzig dastehenden Bauvorhaben
Ludwigs L. sowie die Handschrift seines Baumei-
sters Klenze studiert, in sie eingedrungen und sich
mit ihnen an Ort und Stelle vertraut gemacht
haben. Erst dann wird man wissen und verstehen
lernen, daß der Königsplatz in München in seiner
bisherigen Form unvollendet ist und nur einen
Teil dessen darstellt, was geplant war.
Der von Klenze projektierte Abschluß gegen die
Arcisstraße kam nicht zur Ausführung, der Platz
blieb offen und entbehrte der Geschlossenheit und
Wirkung. Niemand von denen, die das Erbe des
weitblickenden Königs antraten, hatte den Mut
und das Verständnis, das überlieferte kostbare Ge-
dankengut in die Tat umzusetzen. So wanderten
mehr als drei Generationen über den unvollendeten
Königsplatz, bis der einfache Mann aus dem Volke
kam. der mit tief empfundenem Verständnis und
heißer Liebe die städtebauliche Entwicklung Mün-
chens studierte und den Entschluß faßte, gemein-
sam mit seinem Architekten Troost, da weiterzu-
bauen, wo Klenze aufhören mußte.
Eine Tat, deren Größe und Bedeutung erst dann
in Erscheinung tritt, wenn sie plastisch vollendet
ist. Ein Guß, wie er nur von Meisterhänden er-
dacht und geformt werden konnte; — kraftvoll
und schlicht, mit tiefempfundener, logisch aufge-
bauter Überleitung vom alten Barlowschen Palais,
dem jetzigen „Braunen Haus'", zum Führer- und
Verwaltungsbau der NSDAP.

So wachsen gleichzeitig mit dem ersten monumen-
talen Werk des Nationalsozialismus, dem ,,Haus
der deutschen Kunst" (s. Septemberheft 1955), die
zum Abschluß des Königsplalzes notwendigen Par-
teibauten der XSDAP. Diese beiden Monumental-
bauten, Führer- und A erwaltungsbau, kraftvoll
und schlicht empfunden, im Grundriß und in der
äußeren Gestaltung folgerichtig und klar aus der
Aufgabe entwickelt, sind durch die Beinheit und
Harmonie ihrer Formgebung über den Charakter
des bloßen Zweckbaues hinausgewachsen und zum
Symbol der nationalsozialistischen Bewegung ge-
worden. Mit den zwischen ihnen eingegliederten
Ehrentempeln haben sie städtebaulich die wichtige
Aufgabe, den Königsplatz gegen Osten zu schlie-
ßen, erfüllt. Der Königsplatz in seiner Ausgestal-
tung soll der architektonische und zugleich symbol-
haft sinnvolle Rahmen werden für große Volks-
kun dgebungen.

Lageplan:

Die Monumentalbauten der NSDAP, an der Arcis-
straße bilden den räumlichen Abschluß des Königs-
platzes gegen Osten. Die Bauten sind symmetrisch
zur Achse der Brienner Straße angeordnet und glie-

dern sich in den Führerbau gegen Norden und den
Verwaltungsbau gegen Süden und den beiden
Ehrentempeln an den Straßenecken. Während letz-
tere im Zuge der Arcisstraße in der Bauflucht lie-
gen, werden die zwei Hauptbauten 9 m hinter den-
selben stehen. Durch einen Geh- und Rohrkanal
unter der Brienner Straße hindurch sind die Bau-
ten miteinander verbunden.

Zum Grundriß :

Die beiden Hauptbauten. Führer- und Verwal-
tungsbau, haben eine Länge von 85 m. eine Tiefe
von 45 m und eine Hauptgesimshöhe von 18 m.
Sie sind klar und übersichtlich nach Achsen aufge-
teilt und bestehen aus Lntergeschoß, Erdgeschoß
und zwei Obergeschossen. Jeder Bau hat an der
Arcisstraße zwei Haupteingänge, die zu den gro-
ßen Treppenhallen führen.

Im Führerbau befindet sich zwischen den beiden
Treppenhallen der Kongreßsaal für etwa 700 Per-
sonen, durch zwei Geschosse durchgehend, mit den
dazugehörigen Garderoberäumen. Den Zugang
zum Kongreßsaal im Hauptgeschoß vermitteln
groß angelegte Aufgänge in den Treppenhäusern.
Die beiden Treppenhallen sind auf der Straßen-
seite durch Wandelhallen im Erd- und Hauptge-
schoß verbunden. Außer den Wandelhallen liegen
in den Geschossen an allen Fronten Arbeitsräume.
Im Lntergeschoß des Führerbaues ist ein Restau-
rant mit etwa 400 Sitzen mit allen dazugehörigen
Wirtschafts- und Personalräumen, sowie Kellern
vorgesehen. An der Straßenfront wird ein, der
Größe des Baues entsprechender vorbildlicher Luft-
schutzkeller eingebaut. Die Trepp enhallen, der
Kongreßsaal und die Wandelhallen, sowie die
Fußböden dieser Räume werden größtenteils in
Stein ausgeführt.

Im Verwaltungsbau liegen zwischen den Trejmen-
hallen in zwei Geschossen Schranksäle für die Kar-
tei und darüber ein durch die zwei oberen Ge-
schosse durchgehender Bibliotheksaal. An allen
Fronten liegen, wie im Führerbau. Arbeitsräume.
Der Verwaltungsbau erhält außer dem Lnterge-
schoß einen durchgehenden Keller für Lagerräume.
Verbindungsgang und Luftschutzräume.
Die Beleuchtung der innen liegenden Treppenhal-
len und oberen Säle erfolgt in beiden Bauten durch.
Glasoberlichte. Diese liegen hinter einer durchlau-
fenden Attika und sind von außen nicht sichtbar.
Im Flügel an der Arcisstraße schließen sich die
notwendigen Personalräume für Maschinisten, Hei-
zer, Portier usw. an. Die oberen Geschosse der Zen-
trale können für Büros und Wohnungen ausge-
nutzt werden.

Zur äußeren Baugestaltung:

Die beiden Hauptbauten werden als massive Stein-
bauten im Verband mit Ziegelhintermauerung aus-

212
 
Annotationen