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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Hofmann, Franz: Josef Nicklas
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0030

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Josef Nicklas. Schafe an der Tränke

Josef Nicklas. Von Dr. Franz Hofmann

Wie bei allen Krankheiten des Körpers die Natur
Abwehrkräfte zu seiner Erhaltung in ihm selbst
hervorbringt, so brachte das deutsche Volk gegen
Verfallserscheinungen seines Kunstlebens der letzten
fünfzig Jahre gleichfalls Gegenkräfte auf in Gestalt
von Künstlerpersönlichkeiten, die in sich selbst Halt
und Beständigkeit fanden. Ein solcher Künstler ist
Josef Nicklas. Er ist in Ulm am 17. August 1895
geboren und entstammt einem oberschwäbischen
Bauerngeschlecht. Das ist ein Volksschlag, der erd-
verwurzelt sich in seinen Lebensanschauungen
durch Torheiten des Großstadtmenschentums nicht
aus dem Geleise bringen läßt, und auch da, wo er
künstlerische Talente aus sich hervorbringt, ihnen
von dieser bäuerlichen Dauerhaftigkeit etwas mit
auf den Weg gibt. Josef Nicklas gleichgeartete
Künstler sind der wenige Monate ältere (Jimer
Maler Alfred Vollmar und Wolfgang Zeller. Ihrem
Kreise nahe stehen Camissar, Tübingen, und Emil
Ernst Heinsdorff, München. Ihr gemeinsamer gei-
stiger Führer ist Edmund Steppes, ein höchst eigen-
williger und starker Künstler, der in dem Vorbild
Albrecht Dürer seinen eigenen innersten Wesens-

kern entdeckte und sich auf dieser Grundlage indi-
viduell frei entfaltete. Es ist nicht jedem großen
Künstler gegeben, ein großer Lehrmeister zu sein,
denn dazu gehört auch echtes Menschentum, Wohl-
wollen, Mitteilsamkeit und nicht zuletzt eine gedie-
gene handwerkliche Beherrschung der Maltechnik,
welche die Ausdrucksmöglichkeiten für die be-
stimmte Eigenart einer Kunst in sich schließt. Das
ist bei Steppes seinen Schülern gegenüber immer
gegeben gewesen. Zum Beweise dafür, daß nicht
nur die Verwirrung eine ansteckende, sondern auch
die Festigkeit eine werbende Kraft hat, seien auch
noch andere tüchtige-Meister, die aus seiner Schule
hervorgingen, wie Rudolf Scheller, Siegfried Czerny,
Heidelberg und Carl Flügel genannt. Man kann
auch noch an Geistesverwandte wie die Brüder
Rudolf und Matthäus Schiestl denken. Für viele
dieser Künstler hat der stammverwandte Alemanne
Hans Thoma die Brücke von den Altdeutschen in
die neue Zeit geschlagen. Die Wurzel ihrer Kraft
setzt aber bei den altdeutschen Meistern an, beson-
ders bei Albrecht Dürer, und es ist eine interessante
Nebenbetrachtung, die Handschrift von Edmund

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