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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Eberlein, Kurt Karl: Caspar David Friedrich: eine Nachlese
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0226

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Caspar David Friedrich. Mondscheinlandschaft

Caspar David Friedrich. Eine Nachlese. Von Kurt Karl Eberlein

Immer wieder tauchen aus dem reichen Werk des
großen Romantikers Caspar David Friedrich unbe-
kannte oder kaum bekannte Bilder und Blätter auf.
die es doch verdienen, den Kunstfreunden bekannt
zu werden. Deshalb sei eine kleine Nachlese will-
kommen, um Anschauung und Erlebnis zu berei-
chern, denn aus den Kunstwerken eines wahren
Künstlers spricht immer der Kvmstgeist seines ^ ol-
kes, das in ihm Gestalt geworden ist.
Das verfallene Zisterzienserkloster Eldena, das schon
der Knabe von Greifswald aus mit dem Skizzenbuch
immer wieder besuchte, spiegelt sich immer wieder
in den Ruinen. Friedhöfen, Kirchen des Künstlers
einsam, düster und melancholisch. Zahlreiche Stu-
dienblätter, die wegen ihrer sachlichen Treue zur
Rekonstruktion der Klosterkirche von den Gelehrten
benutzt werden konnten, zeigen eine genaue liebe-
volle Darstellung, die sich dann zum Kunstwerk
verdichtet. Aus der Lehrzeit des Malers, aus den
neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts, stammt auch
das hier abgebildete Sepiablatt, welches die Arkaden

der Klosterkirche gespenstisch mit Feuerschein durch-
leuchtet, indessen im Doppeleffekt der Mondschein
das Gewölke erhellt. Die Naturnähe wird trotz pein-
lich sauberer Ausführung durch Licht und Schatten
ins Magisch-Romantische gesteigert. Das Meer- und
Monderlebnis hat den großen Maldichter immer
wieder erfüllt und beseligt. Der Frühzeit des Ma-
lers — die man die Rügensche Epoche genannt
hat, weil er immer wieder die Küste der Insel Rü-
gen mit Ankern, Netzen, Schiffen, Schiffern in klei-
nen holländisch wirkenden Bildern darstellte, —
gehört das unbekannte Mondscheinbildchen, das die
braune Koloratur der Nacht mit dem gelben Licht-
glanz höht, so daß sich der dunkle Vordergrund
ruhend und raumschaffend gegen den glänzenden
fernen Horizont abhebt. Klare Ordnung der Bild-
flächen, reine Lmrißlinien, zarte zeichnende Male-
rei verraten den Anfänger, der vom holländischen
Geschmack des 18. Jahrhunderts herkommt und als
Sepiamaler den vergrauten Ton der satten Farbe
vorzieht.

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