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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Holzplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0123

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Heinz Weddig. Die Vertriebenen

Holzplastik

Es ist kein Zufall, wenn die Steinplastik nördlich
des Harzes immer eine sehr untergeordnete Rolle
gespielt hat. Es war nicht nur das Material des
heimischen Waldes, das Niedersachsen und ganz
besonders Schleswig-Holstein zu einem klassischen
Lande der Schnitzerei gemacht hat, sondern es muß
auch das plastische Denken in Holz eine dem Deut-
schen wesenseigentümliche Erscheinung gewesen
sein. Haben doch die großen Meister selbst so stein-
reicher Landschaften, wie Franken und Schwaben,
jahrhundertelang ihre ausgezeichnetsten Werke,
auch wenn sie in Stein ausgeführt wurden, durchaus
als Schnitzer erdacht. In Schleswig-Holstein vollends
war, wie ein Gang durch die Museen in Flensburg
und Kiel zeigt, die Schnitzerei die Volkskunst.
Aus dieser breiten, volkstümlichen Wurzel wachsen
die zahlreichen heute noch dort wirkenden hervor-
ragenden Bildhauer nordischen Geistes. Die Holz-

plastiken Heinz Weddigs scheinen aus dieser Wur-
zel erwachsen zu sein und geben ein gutes Beispiel
dafür, wie der Künstler an der Nordgrenze des
Reiches aus Blut und Tradition dem edlen Material
des Holzes wieder zu seinem Recht zu verhelfen sucht.
Professor Heinz Weddig. der in Hanau geboren ist,
hat in München bei Prof. Rümann studiert. Er ist
also aus dem Süden zu uns gekommen und trug, als
er kam, die Münchner Tradition in sich. Ein
Menschenalter lang leitete er dann die Bildhauer-
klasse der für das kulturelle Leben der Nord-
mark hochbedeutenden, wenn auch an Umfang
kleinen Kunstgewerblichen Fachschule in Flens-
burg und ist in diesen langen Jahrzehnten so stark
mit dem schleswigschen Volkstum verwachsen, daß
auch seine künstlerische Sprache den nordischen
Charakter seines zweiten Heimatlandes angenom-
men hat. -F.-

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