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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Teupser, Werner: Künstler im Lichte einer neuen Zeit: Albin Egger Lienz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0122

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gemälde der Kriegergedächtniskapelle in Lienz
(1925) anzusprechen, die neben denen des Indu-
striellensaales in Innsbruck (1924) auch die einzigen
Freskoaufträge während seines ganzen Lebens sind.
ISeben den Einzelweiken der letzten Jahre, wie der
glücklichsten Schöpfung der Reifezeit, der tröstlich
gehaltenen „Auferstehung" und seinem letz-

ten Bilde, der „Pieiä" (1926), hat Egger in den Lien-
zer Wandbildern sein eigentliches künstlerisches
Testament hinterlassen. Während wir die seit lan-
gem beinahe schon volkstümlich gewordenen Ge-
mälde wie den „Steinklopfer", den „Sämann und
Teufel", die „Ruhenden Hirten", das „Tischgebet",
heute als etwas Selbstverständliches hinnehmen, was
sie für ihre Zeit aber durchaus nicht waren, hat
Egger in der Lienzer Kriegergedächtniskapelle trotz
strengster Eingliederung in ein Gesamtkunstwerk
geistig und kompositorisch eine befreiende Kraft
entwickelt, die nicht nur gleichnishaft sein Lebens-
werk abschließt, sondern Richtung und Mut für
ähnliche Wagnisse bei der Gestaltung eines neuen
heroischen Runstwollens allen nachfolgenden Gene-
rationen zu geben vermag.

Albin Egger-Lienz. Sämann und Teufel. Zweite Fassung. 1921

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serer Nation zwangsläufig als der eigentliche große
Sinn des Völkerringens im Weltkriege erscheint und
erst in den letzten Jahren in der Literatur eine ähn-
liche Deutung erhielt. In dem Bilde der „Namen-
losen 1914", das bereits 1916 entstand, wo auf schier
„endloser Straße" die unzählbaren Helden der mo-
dernen Schlacht in der großen Organisation und
dem Rhythmus der Gemeinschaft in brandender
Rewegung vorstürmen, ist es Egger in der Tat restlos
gelungen, „das Schlachtbild so zu symbolisieren,
daß es zu einer reinen Vergeistigung dessen wird,
was wir unter Heldentum, Vaterland und Opfermut
verstehen". (Worte des Künstlers!) Hat in einem
solchen Werke alle Kriegsmalerei Ruhe und Voll-
endung gefunden, so hat sich Egger selbst mit
dieser durch großartige monumentale Aufteilung
der Fläche ihre spontane Wirkung erzielenden Kom-
position nicht beruhigt, sondern in den Gedanken-
bildern aus dem letzten Jahrzehnt seines Lebens sich
auf knappsten stofflichen Raum beschränkt und das
allgemein Menschliche noch freier und reifer ver-
sinnbildlicht. Als die eigentliche Bekrönung seines
Schaffens sind inhaltlich Lund formal die Wand-
 
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