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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Weiss, Konrad: Wege des deutschen Kunstsinnes zwischen Marées und Munch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0276

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Hans von Marees. Mittelstück aus dem Triptychon „Die Werbung'

Wege des deutschen Kunstsinnes zwischen Marees und Münch. Von Konrad Weiß

Die deutsche Kunst hat Pole, die mit einer unge-
heuren Spannung auseinander liegen. Aber das eine
ist -wohl heute doch deutlich geworden, daß ein
neues Naturgefühl und ein neues Geschichtsgefühl,
wiewohl einander scheinbar entgegengesetzt, doch
zusammen ein neues Gesicht der Zeit schaffen wol-
len. Der gewohnte große Urspiegel der Antike ist
nicht mehr eindeutig: der deutsche Sinn sucht mit
ihm oder gegen ihn eine neue und eigene Sinnkraft
der Formen: und dazu hat sich ein neues Natur-
gefühl in ihm heraufgehoben: dieses aber hat für
ihn einen großen Vorgang in der heutigen nordi-
schen Kunst. Wenn wir die Namen Hans von Ma-

rees und Eduard M u n c h aussprechen, so ist da-
mit die größte Spannung des heutigen Kunstsinnes
angegeben; in dieser Spanne liegen Wege und voll-
ziehen sich Möglichkeiten eines deutschen Kunst-
sinnes unserer Gegenwart.

Diese Spanne ist nicht nur eine deutsche, wenig-
stens den kleineren deutschen Begriffen nach, son-
dern eine germanische. Wir hatten und haben heute
mit Namen wie van Gogh, dem Holländer, Corinth,
dem Deutschen, und Münch, dem Nordländer, eine
germanische Kunstzeit. Es ist die Wesenheit solcher
Künstler, daß sie nicht nur vergleichsweise nach
einem internationalen Begriffe die besten in der

Kunst f. Alle, Jahrgf. 49, Heft 9, Juni 1934

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