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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Die zwei Frauen Rembrandts
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0068

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Theo von Brockhusen. Dorfstraße. Zeichnung

Kleidern und mit vielen, viel zu vielen, Juwelen
revanchierte. Sie konnte sehr gut aussehen, beinahe
vornehm, so wie auf dem Kasseler Profilbild mit
dem roten Samthut und der wippenden Feder.
Aber vielleicht sah sie nur in Rembrandts Augen
so aus, wenn er sie besonders lieb hatte. Wirklicher
kommt sie uns vor auf dem übertrieben schelmi-
schen Bild in Dresden. Soubrettenhaft äugt sie
unter dem Schatten des Hutes hervor und zeigt ihre
Mäusezähnchen. Jedoch, sie war nicht sehr gesund.
Sie verfiel schnell in der Ehe und auf einem radier-
ten Doppelbildnis, ein paar Jahre später, sieht sie
zart und durchsichtig aus. Drei Kindern schenkt
sie das Leben, aber alle drei muß sie bald wieder
hergeben und als im Jahre 164 t ein viertes Kind,
Titus, geboren ist, das am Leben bleibt, ist ihre
eigene Kraft erschöpft, und noch nicht ein Jahr
später, während er an der Arbeit um das Riesenbild
der „Nachtwache - mit seinem Dämon ringt, muß
Rembrandt sie begraben. Mit sechsunddreißig Jah-
ren war er Witwer.

Ob Saskia gut mit ihm gewesen war? Vielleicht
reichte sie nicht ganz hin an ihn, auch an den da-
maligen manchmal etwas äußerlichen Rembrandt
noch nicht, dessen wahre Genialität allerdings ja
erst hier und da aufblitzte. Sie scheint ihn auch
menschlich nicht ganz begriffen zu haben. Ihr
Testament ist so merkwürdig. Er soll den Nieß-
brauch ihres Vermögens haben bis zur Großjährig-
keit des Sohnes Titus, schreibt sie, aber nur, wenn
er nicht wieder heiratet. Die Frau wußte doch, daß
dieser Mann nicht rechnen konnte, daß er immer
mehr ausgab als er einnahm, weil er ein Ver-
schwender war, weil er rechts und links alles ver-
schenkte, weil er mildtätig war, weil er alles kaufte,
was die beiden leiden mochten, weil er half, wo
Not war, und sich ausnutzen ließ, und weil er sich
immer für reicher hielt, als er wirklich \\ ar, in-
dem er seine Frau wohlhabend glaubte und dabei
vergaß, daß er nicht herankonnte an das Geld.
Diesem Mann das Wiederverheiraten zu verbieten,
war abgesehen von allem andren nicht klug. Er

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