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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Heise, Carl Georg: Das Tier in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0108

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der Auffassung in großer Fülle (Abb. 1), doch die
Grundrichtung bleibt jeweils erkennbar. Der Still-
lebenreiz erhöht sich bei der Darstellung toter
Tiere: Wildbret und Fisch in malerischer Anord-
nung, ein Schlächterladen oder gar ein Kadaver im
Verwesungsprozeß. Aereboes totes Lamm (Abb. 2),
grausig im Vorwurf, aber fast zärtlich gemalt, —
fleur du mal, Blume des Bösen! — ist näher der
Arabeske als der Bealität.

Strengere Formbetonung führt aber nicht not-
wendig zum Ornament. Der Wunsch zu einpräg-
samer Charakterisierung der besonderen Tiergat-
tung, zur Gestaltung des Typs, läßt den Künstler
freier schalten mit den natürlichen Gegebenheiten.
Von Pisanello (Abb. 5) bis Franz Marc gibt es solche
konzentrierte Formulierungen in zeichnerisch oder
malerisch reizvoller Zuspitzung. Es soll indessen
nicht geleugnet werden, daß dabei den Künstlern
des Abendlandes, wie gerade das Beispiel Franz Marcs
zeigt, die Gefahr einer spielerischen Verselbstän-
digung der Kunstmittel immer hart auf den Fersen
sitzt. Bei äußerster Sparsamkeit der Mittel höchste
Sättigung mit wesenhaften, nur aus der Anschau-
ung gewonnenen Elementen zu erreichen, das ist
nur der Kunst Ostasiens gegeben, in einem Ausmaß,
das ans Wunderbare grenzt. Hier freilich wird die
Anschauung zur Kontemplation verdichtet und der
künstlerische Vortrag, aller Selbstherrlichkeit ent-
kleidet, ins Beich des heiligsten Dienstes verwiesen.

Abb. 3. Pisanello. Pferd. Zeichnu

Scheinbar der Gegenpol schlechthin zu aller spezi-
fisch künstlerischen Darstellung ist die naturwissen-
schaftliche. Jedes Eindringen noch so geistvoller
subjektiver Interpretation erscheint als Verfäl-

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