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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Schürmeyer, Walter: Gehobene Schätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0143

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Hörner nur aus zwei Zeichnungen und Stichen, reinen Zufall zu verdanken. Beim Ausheben einer
die aber an wesentlichen Stellen stark voneinander Grube fanden Bauern eine große Anzahl Gold-
abweichen. Zweifellos bestehen nahe Zusammen- gefäße, die sie an griechische Kaufleute verkauften,
hänge der reichen figürlichen Dekorationen dieser Durch diese kamen 23 Stück in einem Gesamt-
beiden Hörner mit den schwedischen Felszeichnun- gewicht von nahezu 1700 Dukaten in den Besitz
gen. Auch die Buneninschrift unterstützt diese Ver- der ungarischen Hofkammer. Sie befinden sich
mutung über den Ursprung der außergewöhnlich jetzt im Kunsthistorischen Museum in Wien. Die
interessanten Stücke, auf denen in s3-mbolischen Fülle und Größe der erhaltenen Stücke aus purem
Bildern ein Zweig der nordischen Völkergruppe Golde wecken unwillkürlich Erinnerungen an die
seine Vorstellungen von der Welt und dem Jenseits Märchen aus „Tausend und einer Nacht". Nicht
niedergelegt hatten. nur der Beichtum des Schatzes, auch die künst-
Bereits besser in den Zusammenhang historischer lerischen Formen der Gefäße und ihrer Ornamente
Ereignisse läßt sich ein Schatzfund aus der Walachei führen in die Heimat dieser Märchenwelt. Das
bringen, der im Jahre 1797 von zwei walachischen Volk, dem die Künstler angehörten, deren Hand die
Hirtenknaben bei dem Berge Magura gemacht wurde. Goldgefäße von Nagy-Szent-Miklos schuf, muß in
Als die Knaben mit ihren Hirtenstäben in dem lok- enger kultureller Berührung mit den alten Kultur-
keren Boden herumstocherten, rollte plötzlich ein Völkern des Orients gelebt haben. Schon die For-
glitzernder Gegenstand vor ihre Füße, der ihre Neu- men der Kannen erinnern an persische Fayencen,
gier weckte. Sie wühlten mit den Händen den Bo- Vor allem aber ist in der Ornamentik und den figür-
den auf und brachten einen ganzen Berg goldener liehen Darstellungen das alte Erbgut der persisch-
Schmuckstücke, die mit bunten Steinen besetzt islamischen Formenwelt nicht zu verkennen,
waren, nach Hause. Durch die örtlichen Behörden Im Zusammenhang mit diesen Schatzfunden muß
gelangte der gesamte Fund bis auf drei Stücke an der große albanische Goldschatz erwähnt werden,
den kaiserlichen Hof in Wien. Nicht ganz 100 Jahre Im Frühjahr 1902 klagte ein Albaner bei den
später fanden Bauern der Gegend beim Umgraben türkischen Behörden von Tirana gegen einige
eines Kartoffelackers ganz in der Nähe dieser Fund- Landsleute wegen seines Anteils an einem goldenen
stelle einen noch viel reicheren Goldschatz, der sich Pokal, der aus einem Fund herrührte. Bei einer
heute ebenfalls im Wiener Museum befindet. Haussuchung in den albanischen Wohntürmen von
Wer kann das Volk gewesen sein, das diese Kostbar- Arbona fand man einen stattlichen Goldpokal mit
keiten dem ungarischen Boden überließ? Form- reichem Tier-und Rankenornament, den derMitess-
gebung und Technik sprechen für die Zeit, in der arif sofort mit Beschlag belegte und nach Konstan-
die großen Völkermassen tinopel sandte, wo er sich
in Bewegung gerieten und »| imottomanischenMuseum
in die westlichen Länder j befindet. Die gerichtliche
Europas einbrachen. Da Untersuchung ergab, daß
bei einzelnen Schmuck- ein albanischer Bauer aus
stücken römische Münzen J^bSWBBBW iem Dorf Vrap beim
verarbeitet sind und wir feS \ ''^%S9hBl Ackern einen kupfernen
wissen, daß die spätrömi- ^Sf^lkw JaKHH Kessel fand, den er ohne
sehen Kaiser den unwi- ^^Bflal'ji,a^j^^BBa^^^BM nähere Untersuchung an

derstehlich vordringenden ^'r' UAUJJ "Ajl'^CLr_____äMlWBmSHKP drei Albaner verkaufte. In

Gotenfürsten Tribute ent- '«^a^'ü^j^i^^:r- diesem Kessel befand sich

richteten, so liegt der Ge- ein Schatz von 41 Stücken,

danke nahe, daß einer die- v~~gBlftSMyiiflflB^^' die zum 1 eil unter recht

ser Gotenfürsten, als die ^^^^BB^B^t romantischen Umständen
Hunnen sein Volk weiter \ BP wieder beigeschafft wur-
nach Westen drängten, den. Neununddreißig Ge-
bei einer eiligen Flucht genstände sind dann später
seine Schätze im Boden in die Sammlung Morgan
verbarg in der Hoffnung, gekommen,
sie später zurückerobern zu \ Schon rein äußerlich be-
können. Auch der künst- Ii trachtet, ist der albanische
lerische Charakter dieser ^EhVB^^Jw*!P*»- Schatz einer der prächtig-
Schmuckstücke bestätigt , .OBF^ sten, der jemals aus dem
diese Vermutung. \ ^jBjRL Erdboden gehoben wurde
In einen ganz anderen v^ff^jfBjR und steht dem Goldfund
Kulturkreis gehört der aus jfm!*&3ß0SR£^x& von Nagy-Szent-Miklos an
dem ungarischen Boden Reichtum und Schönheit
am Ufer der Aranyka bei nicht viel nach. Da sich
Nagy-Szent-Miklos 1799 außerdem bei der Fund-
gehobene Schatz. Auch Schale aus dem Schatz von Nagy-Szent-Miklos stelle unverarbeitete Gold-
seineEntdeckung ist einem Nach einer Radierung von Groh barren und im Guß miß-

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