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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Ehl, Heinrich: Vita brevis, ars longa: künstlerische Bekenntnisse und Geständnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0148

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Japaner Hiioshige in seinen letzten Stunden : „Ich
lasse meinen Pinsel in der großen Stadt des Ostens
und wandere hinüber, mich an den göttlichen Land-
schaften des westlichen Paradieses aufs neue zu ent-
zünden."

K. Anderson Der Engländer Blake (1757—1827) ein ebenso phan-

Figur an tasiereicher Maler und Zeichner wie tiefsinniger

einer Wanduhr Dichter, gestand: „Ich wäre zu Tode betrübt, wenn

ich auch nur den geringsten Wunsch nach irdischen
Gütern hätte. Denn welche Ehren und Erfolge ein
Mensch auch hienieden haben möge, sie sind nichts
gegen seine geistigen Besitztümer. Nie will ich
etwas um des Vorteils willen tun. Ich wünsche mir
nichts. Ich bin vollkommen glücklich in meiner
Kunst."

Unser Albrecht Dürer, auch er wie die meisten
wahrhaft großen Künstler und Menschen durch
Selbsterkenntnis voller Bescheidenheit vor der Maje-
stät Gottes und der Natur und wie alle echten und
tiefen Geister den großen Worten abhold, schrieb
diese Bekenntnisse nieder: „Ich selbst muß meine
Kunst für recht gering halten, denn ich kenne nur

endlich wird jeder Farbfleck, jede Linie
meines Pinsels von echtem Leben erfüllt
sein." Derselbe Künstler meinte als hoch-
betagter Greis: „Wenn der Himmel mir
nur noch zehn, nur noch fünf Jahre schenkt,
werde ich vielleicht ein großer Maler."
Ähnlich seufzte Corot (1796—1875), einer
der größten Landschaftsmaler, im Alter
von 77 Jahren: „Wenn der Herr mich
noch zwei Jahre leben läßt, so hoffe ich
einmal etwas wirklich Schönes malen zu
können."

Sein Freund, der Landschaftsmaler Dau-
bigny (1817 bis 1878), der ein Haupt-
meister der Schule von Barbizon war, die
im Anschluß an die alten Holländer die
moderne Kunst der Landschaft begründete,
sagte auf dem Sterbebett: ..Lebt wohl!
Ich gehe hinüber und werde sehen, ob
Freund Corot neue Landschaften zum
Malen für mich entdeckt hat."
Im gleichen Sinne nimmer rastenden künst-
lerischen Arbeitseifers phantasierte der Knut Anderson. Tritonii

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