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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Wolf, Georg Jacob: Wie entstanden die deutschen Galerien?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0174

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Georg Schrimpf. Miesbacher Landschaft

Säcke mit gestampftem Lapislazuli, Dosen mit Gif-
ten, Reliquien von so ausschweifender Phantasie,
daß selbst ein Milchzahn der Jungfrau Maria und
Nägel von der Arche Noahs nicht fehlten, mumi-
fizierte Mißgeburten von Mensch und Vieh, angeblich
aus Amerika oder dem fernen Osten gebrachte Ge-
brauchsgegenstände, Bildnisse von bärtigen Frauen,
Mineralien, dazwischen wieder faustgroße Edel-
steine, die ihres Materialwerts wegen da waren,nicht
weil sie künstlerische Form empfahl — kurz ein
Kuriositätenkabinett, ein Panoptikum! Am tollsten

Der Maler Georg Schrimpf bei der Arbeit

sah es wohl in der Kunstkammer des Kaisers Rudolf II,
auf dem Hradschin in Prag aus: die war beinahe
wie Doktor Fausts Stube, halb Alchymisten-Werk-
stätte, halb Kunstmuseum, in dem es so ausgezeich-
nete Werke wie die Grotesken und Monatsbilder des
alten Breughel gab und das unterden größten Schwie-
rigkeiten aus Venedig über die Alpen buchstäblich
getragene ..Rosenkranzfest" Albrecht Dürers, da-
mals noch in makelloser Erhaltung strahlend. Aber
auch die herzogliche Kunstkammer in München war
nicht immer in einem Zustand ausbalancierter Qua-
lität. Man findet in alten Inventaren der bayeri-
schen Kunstkammer Angaben, daß es dort neben
dem üblichen Kuriositäten-Krimskrams eine Serie
von Bildnissen hingerichteter Verbrecher gab —
und dabei konnte man Werke wie Dürers „Lukretia",
Altdorfers „Susanna" und,, Alexanderschlacht", Hol-
heins Bryan Duke, Bilder von Burgkmair und Hans
Baidung in der gleichen Sammlung finden!
Die Häuser Wittelsbach und Habsburg zeichneten
sich durch Kunstfreundschaft unter den deutschen
D3rnasten am meisten aus, sie besaßen die kunst-
verständigsten Prinzen, die ungestümsten Sammler.
Bei den Habsburgern stehen obenan die Fürstin-
Regentin Margarethe der Niederlande, in deren Re-
sidenz in Mecheln sich u. a. das Arnolfinibild des
Van Eyck, Bilder von Rogier, Memling, DirckBouts,
Bosch befanden ; ihr folgen derErzh« 'dinand

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