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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Colin, Paul: Jakob Smits
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0191

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loses Selbstvertrauen neben deutlicher Unrast, ehr-
liche Naivität bei großer Gerissenheit, epische Größe
bei zärtlicher Liebe zur Anekdote —-, daß wir ihn
nicht in die Fesseln begrifflicher Bestimmungen
schlagen können. Ich denke jetzt nicht an den
phantastischen Schwätzer Smits mit seiner uner-
hörten Prahlsucht und verblüffenden Werbegabe;
was mich fesselt, ist einzig der Schaffende, dessen
Fieberbrände und Ernüchterungen sich in seinen
Bildern widerspiegeln.

Lang und wirr war Jakob Smits Entwicklungsgang.
Geboren zu Rotterdam im Jahre 1856, hatte er den
Lehren der Haager Maler gelauscht: die Werke
seiner ersten Epoche offenbaren die Patenschaft
Rosbooms und Joseph Israels. Dann aber, gegen
1880, suchte er die Schule der letzten Nachfolger
der Nazarener auf, mit ihrer ergreifenden Uber-

zeugungstreue und großen Armut in den Mitteln;
und der ihm innewohnende unklare Mystizismus
stärkte sich an dieser Berührung. Auch Wien zog
ihn an und hielt ihn fest. Und vielleicht wäre er
am Hin und Her dieser überlebten, widerspruchs-
vollen ästhetischen Strömungen gescheitert, hätte
ihn nicht das Schicksal nach dem ödesten, wildesten
Winkel Belgiens verschlagen, nach der Campine,
jenem weiten Land der Kiefernwälder und der san-
digen, glutroten Heide, das sich — heute ein Indu-
striegebiet — zu beiden Seiten der holländischen
Grenze erstreckt. Im Nu ergriff ihn da der Hang
zur Einsamkeit und so ließ er sich hier für die Dauer
nieder, fern den Akademien, fern dem Regelwesen,
den „Strömungen"' und üblen Freundschaften.
Zu der Zeit, da Smits sich in Moll ansiedelte, hatte
er das Fazit seiner Begabung gezogen und malte —

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