Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

DOI Artikel:
Joffe, M.: Von schwedischer Malerei: die Galerie Thiel in Stockholm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0249

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Weniger bekannt ist vielleicht außerhalb seiner
Heimat, daß er sich auch als Freskomaler versucht
und einige ausgezeichnete Wandmalereien im
Stockholmer Xationalmuseum ausgeführt hat. wo-
bei sich seine mehr ..intimistische" Malweise auch
im Monumentalen als sehr reizvoll erwiesen hat.
Seine postum erschienene Autobiographie, ein
rührendes document humain, offenbart die tiefen
Schatten, die sich hinter dem sonnigen Lächeln
dieses Malers und Menschen verbargen.
Die Sammlung enthält auch einige wertvolle Sa-
chen von Carl Wilhelmson. dessen in Stockholm
vor kurzem stattgefundene retrospektive Ausstel-
lung rund 600 Arbeiten vereint hat. Als Genre-
maler des schwedischen Bauern- und Fischerlebens
ist Wilhelmson unübertroffen. Vom zähen Kampf
mit der Xatur ausgemergelt, wandeln seine Ge-
stalten, in Demut gehüllt, einsilbig durch die weite
Landschaft, in die sich langsam die Kraft ihrer
Glieder verströmt.

Sehenswert sind die Ölgemälde und Kohlezeich-
nungen des im Auslande fast unbekannten Karl
Nordström, der lange um einen vollwertigen Aus-
druck für die schwermütige Schönheit der schwe-
dischen Westküstenlandschaft gerungen hat. Nach
wiederholten Wandlungen hat sich seinStil schließ-

lich jene herbe, von innerer Spannung bebende
dramatische Formsprache erkoren, für die ..Johan-
nisfeuer bei Unwetter" überaus bezeichnend ist.
Neben Nordström wirken die durchweg in ein sat-
tes vibrierendes Blau getauchten Landschaften des
Stockholmmalers Eugene Jansson wie tiefe Akkorde
einer svmphonischen Zauberdichtung und die weiß
leuchtenden Gemälde des Schneemalers Gustaf
Fjaestad gleich Motiven aus einem ätherischen
Zauberlande.

A on nichtschwedischen Malern ist nur Edvard
Münch mit einigen bedeutenden Ölgemälden und
96 Blättern Graphik reichlich vertreten, da es die
Absicht des Sammlers war, den von vornherein
festgesetzten Balunen der Galerie zu bewahren,
wenn er sich auch oft dazu hinreißen ließ, Kunst-
werke zu erwerben, die außerhalb der ursprüng-
lich abgesteckten Grenzen lagen. Der .,Künstler-
bund" selbst, um den er sich in so hohem Maße
verdient gemacht hat, wurde 1920 aufgelöst, nach-
dem die Mehrzahl seiner Mitglieder nicht mehr
am Leben war. Aber was an ihnen unsterblich ist,
wurde in diesem Pantheon der Kunst, liebenden
Herzens und mit ehrfürchtiger Hand auf dem
Grabe eines begnadeten Malergeschlechts errichtet,
der Bewunderung der Nachwelt aufbewahrt. M. J.

220
 
Annotationen