Ludwig Richter. Mädchen, durch den Wald reitend, von einem Jüngling begleitet
Zeichnung, 1864. — Im Besitz des Herrn Gustav Fiinsch, Leipzig
Adrian Ludwig Richter
28. September 1803 — 19. Juni 1884. Von Erhard Göpel
„Du hast in Deinem Leben nicht in den Wind
gearbeitet. Deine Werke werden bleiben und
viel köstliche Frucht tragen."
(Aus einem Briefe J. C. Thäters an Ludwig Richter)
In den letzten hundert Jahren hat es keinen deut-
schen Künstler gegeben, dessen Kunst so volksnah,
so volksverbunden gewesen ist wie die Ludwig
Richters. Oft gefühlt und oft ausgesprochen, ge-
winnt diese Erkenntnis heute einen neuen Sinn,
wo der Staat vor die Kunst mit der Forderung
tritt, volksnah und volksverbunden zu sein. Die
Frage erhebt sich im Hinblick auf das Kommende,
aus welchen Quellen der niegeleerte Brunnen sei-
ner Kunst gespeist war, aus dem durstende Flerzen
bis heute Erbauung und Stärkung, Freude und
Frohsinn schöpften.
Die Antwort an Hand allbekannter Werke allein
in den seelischen Gaben des Künstlers zu finden,
wäre leicht, aber zu einfach. Der Weg über die
Chronologie, von der Kunstgeschichte sonst oft und
unbeschwert beschritten, erscheint ungangbar künst-
lich gegenüber dein offensichtlichen Bruch zwi-
schen hochzielender Landschaftsdarstellung der Ju-
gend und der im kleinen sich vollendenden Welt des
Holzschnittes der Reifezeit. Die Frage nach den
Lebensumständen tut sich auf, und man greift zu
den ,,Lebenserinnerungen eines deutschen Malers".
Doch halten wir in ihnen keine reine Quelle im
Sinne der Wissenschaft in Händen, sondern die
Leon Pohle. Ludwig Richter
Kunst f. Alle, Jahrff. 49, Heft 10, Juli 1934
261
Zeichnung, 1864. — Im Besitz des Herrn Gustav Fiinsch, Leipzig
Adrian Ludwig Richter
28. September 1803 — 19. Juni 1884. Von Erhard Göpel
„Du hast in Deinem Leben nicht in den Wind
gearbeitet. Deine Werke werden bleiben und
viel köstliche Frucht tragen."
(Aus einem Briefe J. C. Thäters an Ludwig Richter)
In den letzten hundert Jahren hat es keinen deut-
schen Künstler gegeben, dessen Kunst so volksnah,
so volksverbunden gewesen ist wie die Ludwig
Richters. Oft gefühlt und oft ausgesprochen, ge-
winnt diese Erkenntnis heute einen neuen Sinn,
wo der Staat vor die Kunst mit der Forderung
tritt, volksnah und volksverbunden zu sein. Die
Frage erhebt sich im Hinblick auf das Kommende,
aus welchen Quellen der niegeleerte Brunnen sei-
ner Kunst gespeist war, aus dem durstende Flerzen
bis heute Erbauung und Stärkung, Freude und
Frohsinn schöpften.
Die Antwort an Hand allbekannter Werke allein
in den seelischen Gaben des Künstlers zu finden,
wäre leicht, aber zu einfach. Der Weg über die
Chronologie, von der Kunstgeschichte sonst oft und
unbeschwert beschritten, erscheint ungangbar künst-
lich gegenüber dein offensichtlichen Bruch zwi-
schen hochzielender Landschaftsdarstellung der Ju-
gend und der im kleinen sich vollendenden Welt des
Holzschnittes der Reifezeit. Die Frage nach den
Lebensumständen tut sich auf, und man greift zu
den ,,Lebenserinnerungen eines deutschen Malers".
Doch halten wir in ihnen keine reine Quelle im
Sinne der Wissenschaft in Händen, sondern die
Leon Pohle. Ludwig Richter
Kunst f. Alle, Jahrff. 49, Heft 10, Juli 1934
261