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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Christoffel, Ulrich: Tanz und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0313

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Phot. Ch. Rudolph, Dresden

Mary Wigman. Todesruf. Aus „Opfer'

gefunden hat. Man stellt sie sich vielmehr im Rah-
men einer Bühne vor. in einem milieulosen, schwar-
zen Raum, den sie mit Schwingung und dramati-
schen Rhythmen ausfüllen. Diese plastischen Holz-
figuren könnten zu einer Tanzgruppe gehören, in
der Gestalten und Gebärden von der einen Idee
eines großen und ganzen Geschehens trächtig sind.
Es gibt Holzschnitte und Zeichnungen von Barlach,
in denen seine blockartigen Gestalten wie Wirbel
den Raum bewegen. In Tanz und Plastik ist der
Mensch heute Block und Wirbel zugleich. Er han-
delt nicht von sich aus als einzelnes Wesen, sondern
der .,Tanz" handelt in ihm, die Einheit des beweg-
ten Lebens und Leidens, die er wiedergefunden hat.

Die Bronzefigur der ..Russischen Bettlerin" von
Barlach zerfließt innerhalb des geschlossenen Sich-
Duckens des Körpers in weiche Faltenlinien und
Lichtströme. Die plastisch gewölbte Gestalt vergeht
in sich wie eine körperlose Empfindung. Das Ge-
wand, weder Kleidung noch Tracht, dient durch
seine Segelflächen und Kurven der flutenden Aus-
drucksbewegung als räumliches Kraftfeld. Die um
den Körper geballten oder am Körper hängenden
Stoffflächen und Stoffmassen der Barlachschen Fi-
guren haben weder mit den gotischen Mänteln noch
mit den barocken Draperien etwas gemein, da sie
keinen dekorativen Wert haben, sondern den Wil-
len des Körpers plastisch und herrscherisch im Raum

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