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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

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Heft 4
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0213

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Renaissance" (1903) zu danken, worin er es verstanden
hat, das Gründliche mit Gefälligkeit belehrend vorzu-
tragen.

Aber seine Natur neigte nicht nach einer solchen
Wirkung in die Breite. In beinah völliger Abgeschlos-
senheit lebend, fern von den Anregungen und den
Hilfsmitteln einer grossen Stadt, fühlte er sich als
strenger Fachgelehrter, dessen einzige Sorge die För-
derung der Wissenschaft war. Der Ernst, mit dem er
seinen mühseligen Forschungen nachging, die echte Be-
geisterung, die ihn die Sprödigkeit mancher Materie
nicht empfinden Hess, waren bei ihm mit allerhand Ab-
sonderlichkeiten gepaart, die ihn, den Weltfremden, zu
einer originellen Persönlichkeit stempelten. Aller Kom-
fort war ihm fremd, seine Bedürfnisse schnitt er auf
das geringste Mass zu, seine Kleidung rechnete mit der
ganzen HebenswürdigenNachsicht, dieltalienerin diesem
Fall dem bescheidenen Forestiere zugestehen, seine
Archivexzerpte schrieb er auf schon benutzte Post-
quittungen oder Papiere, die schon anderweitig ver-
wendet worden waren, seine Briefe bestanden aus losen
Blättern, die er von Schreiben an ihn abgetrennt hatte,
seine Kuverts wurden kunstreich gewendet, um noch-
mals beschrieben zu werden, der Engräumigkeit einer
Postkarte trat er siegreich mit der zierlichsten Perl-
schrift, den dichtest gedrängten Zeilen entgegen. Und
während er so den Anschein des Geizes erweckte, sicherte
er der ungarischen Akademie der Wissenschaften eine
Summe von 200000 Kronen.

Seine Verdienste um die Wissenschaft haben späte,
doch hohe Anerkennung gefunden. Die Akademie der
Wissenschaften zu Budapest ernannte ihn 1903 zu ihrem
Ehrenmitgliede, die philosophische Fakultät der Uni-
versität Tübingen verlieh ihm ein Jahr darauf das Ehren-
doktorat.

Noch ist seine Lebensarbeit in Zeitschriften zer-
streut. Läge sie gesammelt vor, man würde staunen
über die Summe von Energie , die sie darsellt, und erst
in ihrer Gesamtheit würde sie erkannt werden als das,
was sie ist: die gesicherte, unumstössliche Grundlage
zur wissenschaftlichen Erkenntnis eines der reichsten Ge-
biete künstlerischer Produktion. Hans Mackowsky.

Ludwig Knaus, der am 7. Dezember, 81 Jahre
alt, gestorben ist, bedarf keines Nekrologs. Es ist seit
vierzig Jahren viel von seiner Kunst gesprochen worden

und so wird es auch ferner in manchem Jahrzehnt noch
bleiben. Auch in Zukunft wird oft noch mit seiner dem
Lebensbehagen ohne Trug schmeichelnden Genrekunst
exemplifiziert werden, weil sich in dieser düsseldorfisch-
berlinischen Kleinbürgermalerei in liebenswürdiger
Weise alle Vorzüge vereinigen, die man einer dem
eigentlich Künstlerischen, im höheren Sinne, fern bleiben-
den Malerei überhaupt nachsagen kann. Wenn nach-
gewiesen werden soll, inwiefern Liebermanns Genre,
zum Beispiel, etwas grundsätzlich Anderes ist als das
der siebziger und achtziger Jahre, so werden diese
Jahrzehnte von Knaus immer am charaktervollsten re-
präsentiert werden; und will man zeigen, welche bürger-
lichen Tugenden sozusagen die von unsern Vätern
geliebte Malerei, trotz all ihrer unfaustischen Selbst-
bescheidung, eigen waren, so wird man wieder zuerst
immer auf Knaus weisen. Von diesem Künstler wird
auch Der, der das Wesentliche seiner Kunst ablehnt, stets
im Tone liebender Achtung sprechen; denn es war Lud-
wig Knaus, innerhalb des ihm von Natur und Talent
angewiesenen beschränkten Kreises, ein ganzer Mensch
und ein Gründlicher. Er bleibt seinem Volke ein Leben-
diger. Nicht dass in seinen Werken ewig lebendige
Wahrheit und Schönheit wäre; aber er verkörpert eine
Generation. Das macht ihn historisch. Sein Nekrolog
soll es sein, dass der Geist seiner Werke fort und fort
zu den Debatten um eine lebendige deutsche Malkunst
— wenn auch nur als ein Opponent — zugelassen wird.

*

DerBildhauerBosselt aus Düsseldorf ist zumDirektor
der Kunstgewerbeschule in Magdeburg gewählt worden.
— Der Autor des in diesem Hefte publizierten Aufsatzes
„Das repräsentative Buch", Heinrich Wieynk, ist als
Lehrer einer Klasse für Flächenkunst an die Charlotten-
burger Kunstgewerbeschule berufen worden.

•&

Der Verlag Bruno Cassirer sammelt, mit der Absicht,
sie in Buchform zu veröffentlichen, Briefe von nam-
haften deutschen und ausländischen Malern, Bildhauern
und Architekten des neunzehnten Jahrhunderts. Er
bittet Alle, die als Erben, Empfänger oder Sammler im
Besitze solcher Briefe sind, ihm davon Mitteilung zu
machen.

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