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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 1 (Januar 1922)
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Kolb, Gustav: Rückblick und Ausblick
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Kolb, Gustav: Der zeichenwissenschaftliche Studienrat
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0003

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122

Standes. Dabe! müffen wir uns aber klar sem:
Die VorbilSungsfrage ift heute, wie die Besolöungs-
ordnung zeigte, keine Einzelfrage mehr, die von den
verschiedenen Ländern verschieden gelöft werden kann,
sondern sie ist eine Gesamtfrage geworden, von deren
Lösung das Schicksal aller Zeichenlehrer des Rciches
in gleichem Maße abhängkg ift. Deshalb ift ein
Vorgehen der einzelncn Landesvereine nach einheit-
lichen Grundsätzen hier nicht nur wünschenswert,
sondern dringend notwendkg. Iede Mißachtung dieser
grundsätzlichen und taktischen Notwendigkeit würde
nicht nur die Zeichenlehrer des einzelnen Landes,
sondern den Stand im ganzen Reiche schädigen.
Das gilt namentlich auch für preußen, nach deffen
Verhältnkssen, wie die Besoldungsordnung bewkes,
die Zekchenlehrer der anderen fortgeschrittenen Länder
gemessen und gewertet werden.

In der Vorbildungsfrage hat uns das Iahr 1921
nun doch Fortschrktte gebracht — die Frankfurter
Tagung am 1?. und 18. Mai einigte die Vertreter
der deutschen Zeichenlehrer- und Zekchenlehrerinnen-
vereine nach langen gründlkchen Beratungen in den
Beschlüssen, die in der Eingabe des Reichsverban-
des an die deutschen Unterrichtsministerken nieder-
gelegt sind (siehe Heft VI, 1921). Damit ist die
feste Grundlage zu dem so notwendigen einheitlichen
und gemeinsamen Vorgehen der einzelnen Landes-
vereine gewonnen. Man wird uns nun nkcht mehr
entgegenhalten können, daß diese Frage unter den
Zeichenlehrern noch nicht geklärt sei.

Dann hat auch die praktische Lösung der Frage
in den einzelnen Ländern im Iahre 1921 Fortschritte
zu verzeichnen. Württemberg ist diesmal vorange-
gangen mit der Aufstellung und Veröffentlichung
von amtlichen Richtlinien für die Ausbildung der
Lehrer des Zeichen- und Kunstunterrichts an den
höheren Schulen, die eine zeitgemäße Lösung
der Frage bedeuten und den Frankfurter Beschlüssen
in allen Teilen entsprechen. Auch von anderen Glied-
staaten, von Sachsen, Baden und selbst von preußen
vernimmt man, daß zurzeit in den Mknksterien an

Der zeichmwissensc

ekner neuen prüfungsordnung ernsthast gearbeitet
wirS. So dürfen wir vielleicht hoffen, daß uns das
Iahr 1922 in dieser Kernfrage im ganzen Deutscben
Reiche zum Ziele führen wird. Dann würde der
Zeichenlehrerstand vor allen Tücken künftkger Be-
soldungsordnungen gesichert sein.

Auch die andcren im ersten Hefi des Iahres 1921
zur Erörterung gestellten Fragen sind von ver-
schiedenen Seiten beleuchtet und teilweise wesentlich
geklärt worden. Unsere Leser werden daraus ent-
nommen haben, daß wir uns tatsächlich inmitten
einer neuen Kunsterziehungsbewegung befinden.
Einige der aufgeworfenen Fragen stellen probleme
dar, die den Keim zu einer vollständigen Umge-
staltung des bisherigen Zekchenunterrichts 1n sich
schließen. Ohne Zweifel find dke alten Lehrpläne
veraltet, und es gilt nun, dem neuen Unterrichts-
gebilde, das sich gestalten will, sicheren Grund und
feste Form zu geben. Das kann nicht durch die
Tätigkeit Einzelner erreicht werden, sondern bedarf
der sorgsamen, gründlichen praktischen Mitarbeit
aller tüchtkgen Glieder unseres Standes. Denn bei
Erzkehungs-und Bildungsfragen sind nichttheoretische
Feststellungen maßgebend, sondern nur die Ergebniffe
des Unterrichts selbst, dke auf breitester Grundlage
zu gewinnen sind. Mit diesen Bemühungen werden
wir Zeichenlehrer nicht alleinstehen, sondern die Ver-
treter der „Arbeitsschule" werden unsere natürlichen
Bundesgenossen sein. Die Arbeitsschule ist nun trotz
aller Hemmungen auf dem Marsche, weil unsere
Zeit sie haben muß. Zhr Sieg wird auch
unser Sieg sein.

Darum, meine lieben Amtsgenossen, faffet Mut!
Stellt eure Kraft trotz aller truben Erfahrungen
auch in diesem Iahre wieder in den Dienst unserer
Sache. Ich bleibe öabei: Der Segen treuer ge-
wiffenhafter Arbeit, mit der wir unserem armen
Volke dienen, kann nicht ausbleiben. Einmal
muß es auch für unseren Stand Frühling
werden!

G. Kolb.

aftlLche Studienrat

Unter dieser Uberschrist veröffentlichte unser Amts-
genoffe Studienrat K. L. Krieaer in .Kunst und
Iugend", Hest VI, 1921, seine vom preußischen
Landesverein akademtsch gebildeterZeichenlehrer preis-
gekrönte Arbeit über die Vorbildung der künftigen
Lehrer des Zeichen- und Kunstunterrichts. Da die
Vorbildungsftage der Lehrer die Kernfrage aller
Unterrichts- und Lehrerfragen ist und die Arbeit
Krlegers schon vor ihrem Erscheinen !n ^Kunst unv
Fugend' Widerspruch gefunden hat (vergl. dle Fuß-

note vom Studienrat Stiehler), ist es notwendig,
daß auch die Schristleitung Stellung zu ihr nimmt.

Die Gesamtanstcht Kriegers über dke Vorbildung
des künfiigen Zeichenlehrers kommt schon in sekner
llberschrift zum Ausdruck. Krieger hält die
wissenschastliche Vorbildung des Zeichenlehrers für
die Hauptsache. Er erwartet von ihr ungeheuer viel,
nichts weniger als die Erlösung unseres Volkes
aus seiner tiefsten Vot.

Er schreibt: ,Aus der wissenschaftlichen Ausbil-
 
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