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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 5 (November 1922)
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0123

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volle akavcmische VorbilVung eine unerlaßliche Vorbe--
Vingung scin müsse. Demgegenüber führten Geheimrat
Dr.-2ng. Muthesius als Verireter Ves preuhischen
Miniskeriums für HanVel unv Gewerbe unv Dirrktor
prof. Bosselt (Magveburg) als vom Reichsschievsgericht
berufenen Beisitzer unv Vertreter Ver Berufsverbanve
aus, Vatz Kunst unv Wissenschast zwei verschievene Dinge
seken, Vast künstlerischs Befähkgungen unv schöpferische
Gestaltungskrast auf eincm trgenvwke vorgeschriebenen
Bilvungswege nichc angeeignet wcrven könnten unv Vie
Lehrkräste vieser Schulen ves künstlerischen Schaffens
nicht einer akavemischen Abstempelung bevürften, sonvern
Vatz allein ihr Können für ihre Berufung ausschlag-
gebenv sein müsse. Die Verhanvlungen, an Vcnen im
Äustrage der B rufsverbänve auch Negierungs- unv Ge-
werbeschulrat prof.Busch (Düsseldorf) unv prof.Salzer
(Erfurt) teilnahmen, enveten kn später Abendstunve mit
Ver glatten Alehnung des Eknspruchs in allen
setnen Teilen. Der präfldent des Reichsschkedsgerichkes
führte zu den schon oben bezeichneten Grunden der Ab-
lehnung noch auS, daß dte wirtschastliche Noklage des
Volkes uns die ForSerung der kunstgewerblichen Fach-
schulen und ihrer Lehrerschast, die tn hervorragender Weise
der Geschmackserzkehung unv FormvereVlung und damit
der Wertesteigerung Ver für Vie Ausfuhr so wlchtigen
Gütererzeugnisse Vienten, zur unabweisbaren Pflicht mache.

Sollten Vkese Grünve nkcht ebenso für die Lehrer des
Zekchen- und Kunstunterrichts an Ven höheren Schuten
sowie für die unserer kunstgewerblichen Fachschulen z. B.
die Gmünder Fachschule für Edelmetallindustrie zutreffen?

Die Schristleitung.

flaniafle unü Geüachtnis, Oorflellung. Du mutzt dkr
den Begriff Fantafle klarmachen, ehe Vu Vas Wort kn
gerkngschätzender Absicht benutzest. Zuerst: Fantafle ist ja
VorstellungSvermögen,- Vann Vorstellung selbst. Wenn
Vu dich an eine Sache erinnerst, so lst es nichk Vle Sache
selbst, die du zurückrufst, sondern die Vorstellung von der
Sache. Das GeVächtnis, dlese Gottesgabe wlrkt also
mit der Fantafle,- sprkch darum gut von Ver Fantasie und
nicht geringschätzig, denn dann lästerst du!

Ein fantafleloser Mensch hat ein fchlechtes Gedächtnis,
ihm fehlt dle Fähkgkeit, flch von entfernten Gegenständen
BklVer (Fantasien) vorzustellen. Darum ist ekn fantafie-
loser Mensch unküchtig in allen wichtigen Berufen Ves
Staates fowohl wie der privaten! Ein fantasieloser
Mensch kann zwei Vorstellungen, dke etwas entfernt flnd,
nicht verbinden,- er wird veshalb borniert oder begrenzt
genannt. Aus Strindbergs Roman:

Schwarze Fahnen (Seite 171).

weniger Buch, mehr Wirklichkcit! 2n einer Abhand-
lung über „den Geist Ves naturwissenschastlichen Unter-
richts" km neuesten Hest des „Schwäbischen Bundes" kommt
der Münchsner pädagoge prof. Dr. Bastian Schmid
auf Vie Frage zu sprechen, ob Vie pflege Ver Naturwissen-
schasten in Ver Schule, wie man vielfach behauptet, not-
wendig zum Materialismus führe. Er bemerkt Vazu:

„2ch meine, wenn man Vie Dinge richtig befleht, kommt
man zu anderen Schlüffen. Rlcht im offizlellen Unterricht
wurde die Iugend mit materkalistischen 2Veen vergistet,
sondern durch geiftige Hintertreppenliteratur. Der Ma-
terialismus schlich sich in Vle Schule, weil Vort die Natur-
wissenschasten, insonverheit die biologischen Fächer, kelnen
Eingang finven konnten. Gewiß, ein erheblicher Teil Ver
sogenannten 2ntellektuellen Deutschlands war seit mehr
denn fünfzkg Iahren theoretifch unv vielfach aucy praktisch
von einer materialiftischen Weltanschauung beherrscht. Neben
Ven kühnsten Triumphen naturwiffenschaftlicher Forschung,

einer glänzenden Fülle von Entdeckungen und flch über-
stürzenven Resultaten technischer Erfinvungsgabe wandelte
eine betrübenve Armlichkekt an philosophischen 2öeen, ekn
auffallenver Mangel an philosophischem Denken. Die
Tatsachen blitzen kinoartig an Ven Gehirnen vorüber unv
überrafchten mehr, ais sie zur Vertiefung anregten, -a Vie
meisten Gehirne waren mehr technisch als grübelnv ein-
gestcllt.

Das war ja gerave Vas Tragische an Ver verfloffenen
Welt, Vatz dort mehr als in jever anveren Epoche ge-
arbeitet unv geschafft wurve, aber man nur nicht an ewige
Güter vachte und so an sekner Seele Schaven litt. Kahl
unv phantaflelos, wie unser Seelenbegriff und die Seelen-
forschung Ver offiziellen psychologke, war unsere Weltan-
fchauung und Lebensauffassung. Und wenn heute das
„Säugetier Mensch" setn Haupt erhebt, den raffknierten
Öntellekt zu vernichten, dke Geistigkeit unter dke KLrper-
lkchkeit zu setzen, so rächt flch in dkeser kulturvernichtenden
Lebensanschauung dke schwerverwundete Seele, deren Har-
monie zerstört lst, weil man nur noch ekne ihrer Oualitäten,
das 2ntellektuelle, gelten ließ.

Nkcht, daß diese gegen das Gehirntum gertchteten Ekn-
wände dem 2ntellekt als solchem gelten sollten! Eln der-
artiges Gebaren wäre mehr als widerflnnig. Was wkr
anstreben und namentlich in der Erzkehung unserer Iugend
betonen müffen, tst die Versöhnung von Fortschritt und
Harmonie als Lebensprinzip. Wenkger Wissen und mehr
lnnerliches Erleben, wenkger Buch und mehr Wtrkllchkeit
wäre allen Schulgattungen zu empfehlen,- dann würde
flch dle tkefe Klust zwischen Gelehrsamkeit und Bildung
schließen.

Troh aller noch so staunenswerten produktion, trotz
des fabelhasten wirtschastlichen Aufschwunges gähnte eine
tiefe Klust zwischen 2ntellektualismus und Bilvung. Das
Hirntum war an Stelle Ver Menschlkchkett getreten, und
Wiffen wurde so zkemlich allgemein mit Bildung ver-
wechselk. So km Leben, so auch häufig kn der Schule."

Buchbesprechung

tW. Die angegebenen preise flnd durch die lnzwischen
etngetretene Verteuerung überholt.

weihnnchlsgeschenke für unsere AugenÜ. Bücher find
heute teuer — umso mehr sollen wir beim Ankauf vor-
flchtig auswählen und vom Guten nur das Beste nehmen.
Dazu gehörenohne3we!felV!eWerke,dieinK.THtenemanns
Verlag in Stuttgart erfchienen sinv. Seit Iahren bemühe
kch mtch, Viesen ebenso literarifch wertvollen wks geschmacklich
gut unv handwerklich geviegen ausgestattetenIugendbüchern
Bahn zu brechen. 2ch kann auch diesmal wiever mit Ge-
nugtuung feststellen, Vaß sich Ver Verlag von seinem vor-
nehmen Grunvsatz, in jeder Hinsicht Bestes zu bieten, troh
den Zeitverhältniffen, nicht abbringen ließ unv empfehle
die Werke des Verlags für Weihnachtsgcschenke für unsere
Iugend wtederum wärmstens. Als Beuerscheinungen liegen
mir diesmal vor:

Veutsches knabenbuch. Ein Iahrbuch der Unterhaltung,
Belehrung und Beschästigung. Mit vielen Tondruck- und
schwarzenBildern. 32.Iahrgang. 296 Seiten. Groß-Oktav-
format. Halblw. preis M 1100.—

Ievem Knaben wird Vas Herz lachen, wenn er dkeses
prächtige Buch auf seinem Weihnachtstifch findet.

ljepner, Llara, Arachne. Veue Tiergeschkchten. Mit
farbigen.und Z0 schwarzen Bildern von Frih Lang,
160 Seiten. Ouartformat. 2n Ganzlw. geb. M 1100. —,
ln Halbleinwanv gcb. M 800.—
 
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