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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 5 (November 1922)
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Buchholz, Robert: Die einseitig Begabten
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Gutman, Emil: Etwas über Technik, Material und Farben der mittelalterlichen Miniaturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0099

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214

Oberregierungsrats Dr. Karl Neinhardt, der
lange Zeit die rechte Hand des preutzischen Kultus-
ministers war. Dort steht in der »Neugestaltung
des deutschen Schulwesens" zu lesen: »Alle die-
jenigen Schüler, deren Beanlagung mehr auf dem
Felde der praktischen oder künstlerischen Betätigung
liegt, können sich auf den höheren Schulen nicht
wohl fühlen, weil die Gegenstände, in denen sie
etwas Besonderes leisten könnten, hier nicht ge-
nügende Bedeutung haben, und weil sie den For-
derungen, die hier gestellt werden müssen, nicht
gewachsen sind. Die praktisch und künstlerisch ver-
anlagten Menschen sind wahrlkch nicht die gcringeren,
sie sind oft die wertvolleren Naturen, aber ihre
besten Eigenschasten müffen aus den höheren Schulen,
dke eine allgemekne Menschenbildung auf ganz be-
stimmten Wegen zu erreichen suchen, nicht selten
verkümmern/

Eknsichtige Lehrer sehen diese praktisch und künst-
lerisch veranlagten Naturen km Kampfe mit der
Norm an den höheren Schulen bedaucrnd unter-
liegen, ohne helfen zu können. Diese Naturen, dke
Neinhardt die ost wertvolleren nennt, weil sie selbst-
schöpferisch veranlagt sind, verschwknden heute spurlos
von den höheren Schulen, trohdem sie mit Freuden
die allgemeine Bildung mitnehmen würden, die die
höhere Schule in den oberen Klassen bietet. Es
kst bis heute unmöglich, dieser dritten Schülerqualität
eine umfassende AllgemeinbilSung zukommen zu lassen,
weil ihnen gegenüber die höheren Schulen mit ihren
Lehrplänen versagen. In diesem Lehrplane spielen
die Dinge, kn denen die bezeichneten Schüler etwas
Besonderes leisten könnten, keine Rolle. Blutenden
Herzens verlassen diese Schüler meist vor dem End-
ziele dke höhere Schule.

Daß da eine Härte vorlkegt, wird Zeder zugeben,
der ein Herz für die Iugend hat. Hier muß die
Reform einsehen. Die höhere Schule muß so aus-
gebaut werden, daß sie auch für diese dritte Schüler-
qualität, für die D ü r e r naturen, Luft und Lkcht
übrig hat, und sie muß es den so veranlagten sungen
Menschen ermöglkchen, die Schulen bls zum Abitur

zu durchlaufen. Denkbar wäre das! Gebe Lch
Bewegungsfreihekt nach der mathematisch-natur-
wiffenschaftlichen Seite oder nach der sprachlich-
geschichtlichen hin, weshalb sollte dann keine Be-
wegungsfreiheit nach der praktisch-künstlerischen Seite
hin möglich sein? Damit wäre den Künstlernaturen,
den schaffenden, die übrigens später gar nicht die
Künstlerlaufbahn cinzuschlagen brauchen, der Weg
zu einer umfassenden Allgemeinbildung geebnet und
manche Träne bliebe ungeweint. Leider ist es doch
bisher so gewesen, daß manche unserer besten Künstler
gerade der höheren Schule mkt Groll gedenken, weil
sie in khr nkcht fanden, was sie suchten und wessen
sie bedursten, wei! man sie nicht verstand oder ihnen
nicht helfen konnte.

- Ob man völlig neue Anstalten gründet und sie
als technische Gymnasien bezeichnet oder ob man
dke vorhandenen Lehrpläne mit Rückficht auf die
dritte Schülerqualität erweitert oder umbaut, ist
Nebensache. Hauptsache ist, daß überhaupt erft ein-
mal der Wille da ist, diesen so gearteten Naturen
unter den Schülern zu helfen. Der Weg wird sich
schon fknden. Und wäre es ntcht ekn Segen, wenn
unsere höheren Schulen von einer Iugend besucht
würden, die sich in ihnen wohl fühlt, weil sie das
Bewußtsein hat, das Endzkel zu erreichen kraft des
eigenen Könnens? Würden dann nicht dke ewigen
Mogeleien, wenn auch nicht aufhören, so doch sich
mkndern, weil der Schüler fühlt, daß er seine Arbeit
bewältigen kann und sie mit Freuden bewältigt?
Ich glaube es bestimmt! — Dann werden auch
dke späteren Träume, welche sich mit dem Schul-
leben beschäftigen, nkcht schreckhaster Natur sein, dann
werden in Gesellschast nicht nur die komischen Seiten
der Lehrer einen Gesprächsstoff liefern, sondern ekn
Gefühl tiefster Dankbarkeit wkrd Schüler, Eltern-
haus und Lehrerkollegium umfassen und man wird
immerdar gern bekennen, daß die Fugendzeit die
schönste Zeit des Lebens war.

Robert Buchholz
(Hannoverscher Kurier)


Etwas über Technik, Material und Farben der mittelalterlichen Miniaturen

Das deutsche Museum in Leipzkg besitzt seit 1914
die Schoppmeyersche Miniaturen-Sammlung, ein
kostbares Studkenmaterial für den, dem es nicht ver-
gönnt ist, von Museum zu Museum zu reisen, um
die Originale selbst sehen zu können. Ansgar Schop-
penmeyer kopierte dkese Blätter nach den Orkgknalen
in den Sammlungen Deutschlands, Böhmens, Oster-.

relchs, Schwedens, Frankreichs und der Schwekz.
Er hat damit einen gründlichen Einblick gcwonnen
in die Technik der mittelalterlichenMiniaturenmalerei.
Der Zeitschrift des Deutschen Vereins für Buch-
wesen und Schristkum entnehmen wir folgende Mlt-
teilungen darüber.

Dle Byzantiner^verwendeten meist sehr dünnes
 
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