pergament von ungeborenen Kälbern oder §äm-
mern. Das schönste, ganz glatte elfenbeinfarbene
pergament wurde von den Italienern des 15. und
16. Iahrhunderts )e nach Format dicker oder dünner
hergestellt. Auch die Iren hatten meist gutes, sowohl
glattes wie rauhes pergament. In Süddeutschland
blieb es meist dick und rauh oder halbglatt in der
romanischen Zeit, während Norddeutschland glattes,
wenn auch nicht immer sehr feines Kalbs-Pergament
vorzog/ lettteres gilt zu gleicher Zeit auch von Frank-
reich und England. 2n der Gotik wird in Deutsch-
land schönes, weitzes, aber ganz rauhes Kalb-Per-
gament benützt und erst in der Renaiffance wendet
man. sich, wohl von ttallenischen Beispielen beein-
flußt, wieder dem glatten zu. Zu der bei Laien fo
allgemein verbreiteken Ansicht, pergament sei Esels-
haut, sagt Wattenbach scherzend, es sei ganz uner-
findlich, weshalb man so hartnäckig den Esel zum
Träger der Wissenschast machen wolle.
Das fertig bearbeitete Kalbfell ist infolge des
Abschleifens (bei weniger Sorgfalt wurde es früher
nur mit dem Schabeisen abgekratzt) ganz rauh, )e
nach Güte wie feiner weijzer Sammek oder ungleich-
mäßiger, durch geringes Änfeuchten mit Waffer wird
es glatt — der Fabrikant nennt dies heute „ange-
neht" — und wird mit Lasurfarbe darauf gemalt,
so erscheint die Malerei vertiefi und glatt, was be-
sonders bei ornamentaler Zeichnung von packender
Wirkung ist. Die Guasch-Deckfarben-Malerei kommt
nicht zu gleicher Geltung, weil einerseits die Deck-
farbe selber dick und rauh ist, andererseits aber der
Gegensatz zwischen dem matten „Sammet" und der
glänzenden tieferliegenden Fläche der Zeichnung mit
durchschimmerndem pergament wegfällt. Besondcrs
beliebt war hierzu im ganzen Mittelalter eine gelb-
goldig-braune Lasurfarbe, die heute am besten durch
Ltil cle §ruin ersetzt wird. Da man die Farben
nicht so fein zerreiben konnte, wie sie heute auf
chemischem Wege hergestellt werden, so ist sie ganz
mit seinen Kristallatomen durchsetzt und wirkt daher
weiß-goldig schimmernd, eine Wirkung, die heute
nur durch Mischung mit grober Bronce erzielt
werden kann. Diese Farbe wurde daher auch gern
als Ersatz für Gold verwendet, kommt aber auch
neben diesem vor. Eine weitere reizvolle Wirkung
wurde auch mit Kobaltblau erziclt, das jedoch erst
im späteren Mittelalter aufiritt, während man früher
die andere der beiden blauen Farben, das Indigo,
verwendete. Da letzteres aber zu stumpf wirkte, be-
gnügte man sich mit dem Gelb, Rot, Grün und
wählte zum Ersah für Blau einen Purpurton, der
sowohl in Lasur wie in Guasch zwischen dem hellften
Blaugrau und dem tiefsten Rotviolett schwankt. Das
Kobaltblau wurde, aus dem Lasurstein grob gemahlen,
215
sehr dkck aufgekragen, plahte daher häufig ab und
hinterliest auf dem Grund einen hellen, in das per-
gament gedrungenen oxydgrünen Ton, der mit dem
Kobalt eine fchöne Stimmung erzielte. Das Grün
kommt vor in zwei Arten, dem Grünspan in ver-
schiedenen Abstufungen durch Mischung mit Weiß
oder Gelb und in ebensolchen Mischungen von 2n-
dkgo und Gelb. Auch bei Erwähnung von Rot
wird nur selten gesagt, ob dies Mennige oder Zin-
nober sei.
Im Abendland zeigt der Süden bis zum 1 st. Fahr-
hundert eine besondere Vorliebe für leuchtende ofi
schreiende Farben, die flch nach Norden hin immer
mehr bis zu den zartesten Abstufungen mildern.
Durch solche zarten Töne zeichnet fich besonders die
Schule von Echternach aus. Dies gilt auch von
den herrlichen sächsischen und nordwestdeutschen Cr-
zeugnissen der Hohenstaufenzeit.
Eine besondere Erwähnung verdient das Purpur-
pergament, das in Byzanz seiner Kostbarkeit
wegen besonders beliebt war, deshalb rechneten es
sich manche Kaiser zur besonderen Ehre, als her-
vorragende Kalligraphen gerühmt zu werden und
mit dem ihrer Hoheit allein entsprechenden Material,
dem Gold und Silber auf Purpur zu schreiben.
Das pergament wurde ganz im Saft der Purpur-
schnecke getränkt und davon durchdrungen,- )e inten-
siver dies geschah, desto mehr dunkelte es nach, sodaß
viele solche Blätter heute schwarzblau (Neutraltinte)
erscheinen, gegen das Licht betrachtet aber im schönsten
Purpur leuchten. Noch im 8. Fahrhundert wurde
trotz der Bilderstürmerzeit ein eifriger Purpurhandel
mit dem Abendlande getrieben (in der Wiener Schah-
kammer hängt sogar ein purpurnes chinesisches Sei-
dengewand Karls des Großen), der jedoch mit dem
Tode Karls des Großen aufhörte, und selbst aus
der Ottonenzeit, wo doch viele byzantinische Künstler
in Deutschland wirkten, sind keine Beispiele mehr
bekannt. Man versuchte daher zum Ersatz ganze
Seiten oder Teile purpurn'zu färben und erreichte
darin eine solche Fertigkeit, daß man sie von echten
kaum unterscheiden könnte, wenn sie auf beiden
Seiten gefärbt wären und anstatt ihre schöne pur-
purfarbe zu behalten, nachgedunkelt wären.
Allmählich tritt der Purpur immer mehr zurück
und verschwindet in der Gotik als Fläche ganz,
wird aber dann bei Initialen viel zu Federzeich-
nungcn verwandt. Dafür treten in der romanischen
Zeit in Wirksamkeit Ocker, Kobalt und Gold, in
der Gotik bcsteht der Farbenkreis nur aus Gold,
Zinnober, Kobalt und Biolett (für Purpur), Grün
kommt nur seltener vor und tritt sehr zurück.
Mit der Abnahme des Purpurs machte die Tech-
nik des Reliefgoldes große Fortschritte. lünter
mern. Das schönste, ganz glatte elfenbeinfarbene
pergament wurde von den Italienern des 15. und
16. Iahrhunderts )e nach Format dicker oder dünner
hergestellt. Auch die Iren hatten meist gutes, sowohl
glattes wie rauhes pergament. In Süddeutschland
blieb es meist dick und rauh oder halbglatt in der
romanischen Zeit, während Norddeutschland glattes,
wenn auch nicht immer sehr feines Kalbs-Pergament
vorzog/ lettteres gilt zu gleicher Zeit auch von Frank-
reich und England. 2n der Gotik wird in Deutsch-
land schönes, weitzes, aber ganz rauhes Kalb-Per-
gament benützt und erst in der Renaiffance wendet
man. sich, wohl von ttallenischen Beispielen beein-
flußt, wieder dem glatten zu. Zu der bei Laien fo
allgemein verbreiteken Ansicht, pergament sei Esels-
haut, sagt Wattenbach scherzend, es sei ganz uner-
findlich, weshalb man so hartnäckig den Esel zum
Träger der Wissenschast machen wolle.
Das fertig bearbeitete Kalbfell ist infolge des
Abschleifens (bei weniger Sorgfalt wurde es früher
nur mit dem Schabeisen abgekratzt) ganz rauh, )e
nach Güte wie feiner weijzer Sammek oder ungleich-
mäßiger, durch geringes Änfeuchten mit Waffer wird
es glatt — der Fabrikant nennt dies heute „ange-
neht" — und wird mit Lasurfarbe darauf gemalt,
so erscheint die Malerei vertiefi und glatt, was be-
sonders bei ornamentaler Zeichnung von packender
Wirkung ist. Die Guasch-Deckfarben-Malerei kommt
nicht zu gleicher Geltung, weil einerseits die Deck-
farbe selber dick und rauh ist, andererseits aber der
Gegensatz zwischen dem matten „Sammet" und der
glänzenden tieferliegenden Fläche der Zeichnung mit
durchschimmerndem pergament wegfällt. Besondcrs
beliebt war hierzu im ganzen Mittelalter eine gelb-
goldig-braune Lasurfarbe, die heute am besten durch
Ltil cle §ruin ersetzt wird. Da man die Farben
nicht so fein zerreiben konnte, wie sie heute auf
chemischem Wege hergestellt werden, so ist sie ganz
mit seinen Kristallatomen durchsetzt und wirkt daher
weiß-goldig schimmernd, eine Wirkung, die heute
nur durch Mischung mit grober Bronce erzielt
werden kann. Diese Farbe wurde daher auch gern
als Ersatz für Gold verwendet, kommt aber auch
neben diesem vor. Eine weitere reizvolle Wirkung
wurde auch mit Kobaltblau erziclt, das jedoch erst
im späteren Mittelalter aufiritt, während man früher
die andere der beiden blauen Farben, das Indigo,
verwendete. Da letzteres aber zu stumpf wirkte, be-
gnügte man sich mit dem Gelb, Rot, Grün und
wählte zum Ersah für Blau einen Purpurton, der
sowohl in Lasur wie in Guasch zwischen dem hellften
Blaugrau und dem tiefsten Rotviolett schwankt. Das
Kobaltblau wurde, aus dem Lasurstein grob gemahlen,
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sehr dkck aufgekragen, plahte daher häufig ab und
hinterliest auf dem Grund einen hellen, in das per-
gament gedrungenen oxydgrünen Ton, der mit dem
Kobalt eine fchöne Stimmung erzielte. Das Grün
kommt vor in zwei Arten, dem Grünspan in ver-
schiedenen Abstufungen durch Mischung mit Weiß
oder Gelb und in ebensolchen Mischungen von 2n-
dkgo und Gelb. Auch bei Erwähnung von Rot
wird nur selten gesagt, ob dies Mennige oder Zin-
nober sei.
Im Abendland zeigt der Süden bis zum 1 st. Fahr-
hundert eine besondere Vorliebe für leuchtende ofi
schreiende Farben, die flch nach Norden hin immer
mehr bis zu den zartesten Abstufungen mildern.
Durch solche zarten Töne zeichnet fich besonders die
Schule von Echternach aus. Dies gilt auch von
den herrlichen sächsischen und nordwestdeutschen Cr-
zeugnissen der Hohenstaufenzeit.
Eine besondere Erwähnung verdient das Purpur-
pergament, das in Byzanz seiner Kostbarkeit
wegen besonders beliebt war, deshalb rechneten es
sich manche Kaiser zur besonderen Ehre, als her-
vorragende Kalligraphen gerühmt zu werden und
mit dem ihrer Hoheit allein entsprechenden Material,
dem Gold und Silber auf Purpur zu schreiben.
Das pergament wurde ganz im Saft der Purpur-
schnecke getränkt und davon durchdrungen,- )e inten-
siver dies geschah, desto mehr dunkelte es nach, sodaß
viele solche Blätter heute schwarzblau (Neutraltinte)
erscheinen, gegen das Licht betrachtet aber im schönsten
Purpur leuchten. Noch im 8. Fahrhundert wurde
trotz der Bilderstürmerzeit ein eifriger Purpurhandel
mit dem Abendlande getrieben (in der Wiener Schah-
kammer hängt sogar ein purpurnes chinesisches Sei-
dengewand Karls des Großen), der jedoch mit dem
Tode Karls des Großen aufhörte, und selbst aus
der Ottonenzeit, wo doch viele byzantinische Künstler
in Deutschland wirkten, sind keine Beispiele mehr
bekannt. Man versuchte daher zum Ersatz ganze
Seiten oder Teile purpurn'zu färben und erreichte
darin eine solche Fertigkeit, daß man sie von echten
kaum unterscheiden könnte, wenn sie auf beiden
Seiten gefärbt wären und anstatt ihre schöne pur-
purfarbe zu behalten, nachgedunkelt wären.
Allmählich tritt der Purpur immer mehr zurück
und verschwindet in der Gotik als Fläche ganz,
wird aber dann bei Initialen viel zu Federzeich-
nungcn verwandt. Dafür treten in der romanischen
Zeit in Wirksamkeit Ocker, Kobalt und Gold, in
der Gotik bcsteht der Farbenkreis nur aus Gold,
Zinnober, Kobalt und Biolett (für Purpur), Grün
kommt nur seltener vor und tritt sehr zurück.
Mit der Abnahme des Purpurs machte die Tech-
nik des Reliefgoldes große Fortschritte. lünter