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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 5 (November 1922)
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Neuendorff, Edmund: Die Schulgemeinde: Gedanken über Ihr Wesen und Anregungen zu ihrem Aufbau$nElektronische Ressource
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Koerner, A.: "Der Historiker des Zeichenunterrichts"
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0120

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2Z5

Zetchnunaen stnd für ihn solche, die „unkontrolliert durch
fremden Einspruch" (vor allem auch des Lehrers) entftehen.
Damit ware dem Vchulzetchnen Vas verntchtende Urteil
gesprochen. Göhe kennt offenbar nur etn Schulzelchnen:
Vas VaS Eigenleben des Kindes ntcht zur Entfaltung
kommen lästt, -a es geradezu verntchtet. Gewtst, fo war
das Schulzetchnen früher. Es ging den gletch Weg wte
der Aufsah — von der Grammatik — in diesem Fall von
der Zetchengrammatik — zur Darftellung. Datz dabei der
Ausdruck unterdrückt, ja im Kctme erstickt wurde, wtffen
wtr alle. Dem heutigen Schulzeichenunterricht ist aber
nichts heiliger als das Empstndungs- und Gestaltungs-
leben des Kindss unS es hat überall, wo die richtige
lebendige Lehrerpersönlichkeit dahtntersteht, den Weg zum
Kinde gefunden, den heute die suchenden Lehrer tm Äuf-
satz ebenfalls beschreiten. - f .

So bletet der Beitrag von Göhe leider keine eigent-
lichen Anregungen.

llber „tzandfertigkeit' berichtet unfcr Amtsgcnoffe
Geora Stieb ler in Leipztg in klarer, knapper aber doch
erUopfen§er"Weise. Leider konnte uns der Verlag den
Abdruck dieses für unS so wertvollen Aufsatzes nicht zu-
sagen.

„Der Hiftoriker des

Ver ln der Fachwelt über Deutschlands Grenzen hinaus
rühmltchst bekannte Zeichenlehrer TheodorWunderlich,
ist am 28. Mai 1922 nach kurzem schweren Letden ins
Reich ewigen Llchts und ewiger Schatten eingegangen.

3n ihm hat die Berliner Lehrerschaft einen ihrer Besten
verloren,- denn was er als Lehrer und Erzieher, als
Schriftsteller und Mitkämpfer für alles Gute, Wahre
und Schöne erstrebt und getan hat, ist höchster Ehren wert.

llber ZZ Iahre hat Theodor Wunderlich als Zeichen-
lehrer an der ). städtischen, der Fichte-Realschule, mit
größtem Segen gewirkt. Selne Schüler hängen mit
Liebe und Verehrung an ihrem eifrigen, gewiffenhaften
und jederzeit kameradschaftlichen Zeichenlehrer, den der
Verein ehemaliger Schüler gar bald zum Ehrenmitgllede
ernannte, wohl wiffend, datz ihr „Lteblingslehrer" stets
nur das Beste mit ihnen zu erreichen bemüht war. Das
geht auch aas ihren Trauerkundgcbungen deutlich hervor.

Elne gewaltlge Leistung stellt dte private raftlose Ar-
beit Ves Heimgegangsnen dar. Das schaffensfrohe Stre-
ben dieses schltchten, echt deutschen Mannes galt in
erster Ltnie der Förderung des Zetchen- und Kunstunter-
richts. Wie kein anderer neben thm hat er durch Wort
unV Schrift der historisch-wiffenschaftlichen Begründung
und Entwtcklung Ses Schulzeichnens als etnes allgemein
bildenden Lehrfaches d!e hervorragendsten Dienste gewld-
mst. Er lst ein unermüdltcher Forscher und Sammler
gewesen, der nichk eher ruhte, als b!S er dte entgegen-
tretenden probleme gründltch beleuchtet und erschöpfenv
gelöst hatte. Kein Wunder darum, Vaß alle anerkannten
Fachzeitschriften ihn als einen ihrer ersten Mitarbeiter
begehrten und hochschähten. Seine umfaffenden Verdienste
wurven vom Verein österreichischer Zeichenlehrer, dem
brandenburgischen Verein u. a. Vadurch gewürvigt, datz
fle thn zum EhrenmitglleVe erkoren.

Schon in meinem ssugendlehramte (188?) lernte ich
Theodor WunVerlich als Verfaffer seines Erstlingswerkes
„DerZetchenstofffürdieMittelklassederVolks-
schu l e', das bereits ln 2. Auflage erschienen war, kennen.
Bald sollten gröhere fachwiffenschaftliche Werke folgen.

Mit dicsem Beitrag schlietzt das Buch selne 1Z). Sette
ab. Auf den folgenden 2flO Seiten wird eineFülle weiterer
probleme erörtert, die wir nur mlt Ven llberschristen an-
deuten wollen: Turnen, Sport und Wandern in der
Schulgemeinde. Die Musik in der SchulgemetnVe. Das
dramatische Spiel in der Schule. Der Gesamtunterrtcht.
Veranstaltung zur Einführung in das soziale und wirt-
schastliche Leben. Feiern und Fefte. Selbstverwaltung In
der Schulgemeinde. Turn- und Sportoereine. Kurzschrist-
vereine. Der Lesevsrein. Der naturwlffenschastltche Schüler-
verein. Die Bibelkreise. Schülervereine unv politlsche
Iugenderziehung. Der Wandervogel. Schülergärten.
Führertum.

Fünfmal, an besonders bedeutungsvollen Stellen,
nimmt der Herausgeber selbst noch das Wort. Er lft nicht
nur der Anreger Les Werkes, sonvern er durchdringt eS
auch mit seinem wahrhaft freien, warmen Geist. Solche
umfaffenden Werke müffen die Zeichenlehrer, denen die
Gesahr der Verelnsamung innerhalb der Schule mehr
droht als jedem anderen Lehrer, lesen und in flch auf-
nehmen. Wlr möchten deshalb das vorliegende Buch in
jeder Zeichenlehrerbücherei vertreten wiffen. Heute, an der
Wende einer neuen Zeit, gilt es, m!t dem vorwärts-
strebenden Getste Fühlung zu haltcn. G. Kolb.

Zeichmunterricht<

188Z erschien WunderlichS „Geschichte der Methodkk
des Freihandzeichnens", 1888 „peter SchmldS
Leben und Werke unter besonderer Berücksichtigung
seiner Bedeutung für die Entwickelung des Körperzeich-
nens und auf Grund bisher nicht veröffentlichter Ouellen",
1892 der „Illustrierte Grundriß der geschicht-
lichen Entwlcklung des Unterrichts im freien
Zeichnen" und zehn Fahre später „Der moderne
Zeichen- und Kunst unterricht", ein illustriertes tzand-
buch seiner geschichtlichen Entwicklung und methodischen
Behandlung. Den Schluhstein der langfährigen Fach-
studien bildet das 1911 veröffentlichte Werk: „Zeichen-
kunst, Zeichenunterricht und allgemeine Kunft-
bildl.ng". Diese Arbeit greist, um ein möglichst
vollständiges Bild Ver gesamten künstlerischen Erziehung
zu geben, auf die Geschichte der Kunst und des Kunst-
gewerbes über und spürt den Faden nach, welche den
Zusammenhang der Asthetik und des Zeichnens erkennen
laffen. Sie will durch weitgehende Untersuchungen dazu
beitragen, die Wichtigkeit des Zeichnens für die künstle-
rische prafts, die Erziehung und den Unterricht geschicht-
lich zu begründen und dem Zetchnen wleder zu dem An-
sehen zu verhelfen, welches ihm zur Zeit der Renaissance
allgemein zutcil wurde.

Th. Wunderlich tst auch der HerauSgeber des welt-
verbreiteten „KalenVers für Zeichenlehrer und
Zeichenlehrerinnen" gewesen, von Vem wir nicht
weniger als 21 Iahrgänge regislrieren konnten, bis der
Krieg die Fortsetzung des Unternehmenö unmöglich machte.
Welche Unsummen von Kleinarbeit haben diese inhalt-
reichen Taschenbücher mit Ven dazu gehörigen lückenlosen
Literaturnachweisen wohl erfordert? Dem Meister VeS
GriffelS unv der Feder erschlen nie eine Mühe zu groß, '
wenn er nur helfen und selne geliebte Zeichensache för-
dern konnte. Bicht genug sein ließ er flch damit. 3u sei-
nem geistigen Nachlatz gehören drei Manuskrtpte zu
Broschüren, die der publlkation harren: 1. „Dcr Zetchen-
unterricht der deutschen und Veutsch-östcrreichischen allge-
meinbildenöen Schulen lm Lichte Ver vädagogischen uud
 
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