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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 2 (März 1922)
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Hochschullehrer über die Wichtigkeit des Zeichenunterrichtes
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Krieger, Karl Ludwig: Handwerkliche oder zeichenwissenschaftliche Ausbildung?
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0028

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München, den 1-j. April 1921.

Frelstaat Bayern.

StaatSministerium für Unterricht unv Kultus
, —- "" München.

An den 1. Vorsitzenden

des Reichsverbandes akademisch gebildeter Zeichenlehrer,
Herrn Studkenrat G. Stiehler, Leipzig.

2n Bayern hat sich die Unterrichtsverwaltung den
^Gedanken der Einheitlkchkeit öes Lehrkörpers ln den
HSHeren Lehranstalken, dke glekchwertige Erziehungsaufgabe,
dke Gleichwertigkeit des wiffenschastlichen und künstlerischen
Studkums" nlcht nur längst zu ekgen gemacht, fle zog
auch Vke Folgerung darauS, tndem fie berektS tm Iahre
1Y12 durch dke prüfungSordnung auch für dke Lehrer lm
Zekchnen an den HSHeren Lehranstalten alS Voraussehung
für dte Zulaffung zur Lehramtsprüfung das Reifezeug-
nks ekner neunklafflgen hoheren Lehranstalt sowke ein
olerjahrkges Hochschulstudkum verlangte. 2m Iahre 1920
folgte in Bayern weiter, gelegentllch der neuen Gehalts-
regelung, die völlige Gleichstellung der Lehrer für Zekchnen
mit den übrigen Lehrern der höheren Lehranstalten. 3u-
gleich wurde Ven Lehrern für Zekchnen mit Beglnn ihrer

etatsmäßlgen Anstellung dle Amtsbezeichnung ^Studien-
rat'' verliehen.

Daraus lst erflchtllch, daß dle in 2hrem Bericht vom
Z1. März 1921 dargelegten Wünsche in Bayern bereits
erfüllt flnd. Der Mlnister.

Stuüirnverhä'ltniffe Vaüifcher Lehrergruppen.
Zeichenlehrer: Volksschullehrer-Prüfung. 1 Iahr Lchr-
praxis, Z Iahre kunstakademischeS StuSkum.
Reallehrer: Volksschullehrer-Prüfung und Nachweks einer
zweijährtgen Ausbildung, die aber immer in be-
soldeter Stellung als Unter- oder Hauptlehrer
erfolgt und mit Staatsstipendien für Auslands-
aufenthalt. Kein ausschließliches Studium.
Tauhstummen- und Bllndenlehrer: Volksschullehrer-Prü-
fung und zwekjährkge AuSblldung an ekner Taub-
stummen- oder Blkndenanstalt kn der besoldeten
Stellung als Unterlehrsr. Kein ausschließllches
Studium.

Turnlehrer: Volksschullehrer-Prüfung und viermonatige
Ausbildung mit staatlicher Unterstühung.
Fortbildungsschullehrer: Volksschullehrer-Prüfung und
sechswöchiger Kursus in besoldeter Stellung als
Unterlehrer und staatlicher Unterskützung.

Handwerkliche oder zeichenwiffenschaftliche Ausbildung?

Erwlderung von K. L. Krieger.

Unser Schristlekter Brof. G. Kolb hat ln der lehten
Bummer dieser 3eitschrist die von dem fünfstimmigen preks-
rkchterkollegium des preußischen Landesvsreins akademischer
Zeichenlehrer preisgekrönte Arbeit: „Der zeichenwiffen-
schastliche Studienrat" einer scharfen Tlachkritik unterzogen
und scheinbare Gegensatze mit den Ausbildungsplänen des
Reichsverbandes und den württembergischen Richtlknien

festgestellt, die nach genauerer Untersuchung der drek Vor-
ichlage nicht bestehen. 2n den wichtkgsten punkten beskeht
vielmehr eine überraschenöe Ubereinstimmung der Aus-
bildungspläne, besonders bezüglich des Abiturs einer Doll-
anstalt, elnes oierjährigen Studiums auf Hochschulen und
einer ersten und zweiten prüfung, was für Sen Verfaffer
um so erfreulicher ift, als er diese Vorschläge vor Ver An-
fertigung seiner Arbeit nicht kannte.

Der württembergische plan sagt u. a., daß die erztehungs-
wiffenschastliche Bildung psychologie, allgemeine und an-
gewandte Erziehungslehre, befonders Methodik, Geschkcht-
und Llteratur des Zetchen- und KunstunterrichtS umfaffen
soll. Der plan des ReichsverbanVes umfaßt vker Studken-
gebiete, Varunter pädagogik, psychologie, Theorie und
Prapis deS Zeichen-, Kunst- und Werkunterrichts.

Wie ausmeinensämtlichenbisherigenVeröffentlichungen,
wozu auch jene !n dieser Zeltschrift gehören, ersichtlich lst,
habe ich ausführlich klargelegt, daß die Gesamtheit Ver
theoretischen und praktischen Diszlplinen des Zeichenunter-
richts wie sZädagogik, psychologie, Geschichte, Methodik,
sofern fle latsächlich auf den Zeichenunterricht angewendet

werden, als Zcichenwiffenschast zu bezeichnen sinv. Die all-
gemeine pädagogik, psychologke und ezperimentelle jZsycho-
logie, die allgemetne Geschkchte der pädagogik unv Er-
ziehungsmethodik hat für den Zeichenlehrer einen ganz ge-
ringen Wert. Wir brauchen eine reine pädagogik, Psycho-
logie, experimentelle psychologie und Methodik Ves Zeichen-
unterrichts, die von der allgemeinen grundverschke-
den sind, flch ln die allgemeinen Wissensgebiete nicht
eknfügen laffen und auch bis heute oon keinem Üniversktäts-
professor eingefügt oder auch nur erwähnt worden flnd.
Gerade an diesen zeichenwissenschastlichen Fächern hapert
es heute überall, wke jeder Kenner des Zeichenunterrichts
oder der psychologischen Literatur auf den ersten Blick be-
stätigen wird und wie alle heutkgen der psychologke des
ZekchnenS und der Kinderseele hohnsprechenden Lehrpläne
vollauf beweisen. 2ch stoße mit meiner Forderung nach
ekner piychologisch.orientierten Zekchenwkffenschast nicht nur
kekne offenen Türen ein, sondern leider Gottes 1n maß-
gebenden Stellen teilweise auf verschloffene Türen, trotz
der begeisterten Justlmmung einer großen Reihe von Amts-
genoffen. Außer kleinen Ansähen oon Meumann, Wundt,
Oskwald, Hildebrandt, Eornelius, Kunowsky, Lamprecht,
Levinstein und ekniger Kollegen wie Krötsch, Stiehler,
Grothmann, Elsner, Dketl und meiner person kann biS
heute oon einer systematischen Anwendung der erperimen-
tellen jZsychologie auf den Zeichenunterricht (auch den Fach-
zeichenunterrkcht), einer Anwendung der Erkenntnkstheorie,
einer Anwendung dednktioer und induktiver ForschungS-
 
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