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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 2 (März 1922)
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0043

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Ver Herausnahme trocknen gelassen und Vas Wachs vor-
sichtig mit einem Messer abgekraht/ rein weiß hebt sich
Vann Vas Muster vom farbigen GrunV ab. Das tst auch
echte Volkskunst und schon vie kleinen Mävchen werden
sich in Ver Schule gerne Varin betatigen, wo fle voch zu
Hause vurch Vas Beispiel Ver Erwachsenen so grofle An-
eiferung haben.

Aus: Ein ABC Ver Formensprache von
N. Iettl fWissenschaftlicher Verlag A. Haase, Leipzig).

Buchbesprechungen.

Sstwalös §arbenlehre unü Üie kunstbeschreiLung. Mit
Vem Meknungsaustausch über Vie BeVeutung Ser neuen
Farbenlehre für Schule und Kunst muß sich vie praktische
Erprobung verbknden, anvernfalls befteht keine genügende
GrunVlage für ein richtiges unv sicheres Urteil. Ie viel-
seitiger diese Erprobung ist, umso beffer. Deshalb wirv
jeder grünvliche Versuch, Vkese garbenlehre anzuwenden,
im gegenwärttgen Zektpunkt Ves Für unv Wider Voppelt
wertvoll. Eine solche Anwenvung brkngt Ver kürzlich er-
schienene neue Katalog Ver fürstlichen Gemälde-
galcrie zu Donaueschingen.

Die ersken proben zur Ergrünvung unv Erfühlung
von Meistcrwerken Ver Farbkunst mit Htlfe Ver neuen
Farbenlehre, gtngen vom Zeichen- unv Kunstunterricht an
ver Realschule tn Rottweil a. N. aus. Beim Besuch von
württembergischen und bavischen Schulbehörden im Dezem-
ber 1921, habe ich u. a. Bilder von Grünewalv's
Isenheimer Altar (grohe prachtausgabe Bruckmann-
München) nach ihren Farbwerten meinen Schüiern vor-
geführt. Nun hat p. Martin Schaller-Beuron in Ver
GemälVegalerie zu Donaueschingen zahlrelche ältere Ge-
mälve z. D. von Lranach, tzolbein, Schongauer und ins-
besonvere vom Meister von Meßkirch nach ihrer Zarben-
gebung analysiert unv möglichft genau gemessen. Das
Ergebnis ist als erste Verartige Ärbeit im neuen Katalogtz
veröffentlicht.

Ein Beispiel möge hier folgen, um einen Einblick ln
vke Arbeit zu geben. Ein Werk Ves großen Veutschen
Meisters Mathias Grünewald, Ven Vie Schule unv
vas Veutsche Volk immer mehr kennen lernen will, sei
für Viese Zeitschrist paffenv gewählt. Eine nur einzeln vor-
hanvene gute Kopke nach einem nicht mehr erhaltenen Bilde
GrünewalV's, Sie erst vor zwei Iahren entdeckt wurve,
ist ver Sammlung zu Donaueschingen einverleibt worven.
Dieses BilV ksk nun im Katalog mit möglichsker Kürze
folgenvermasten beschrieben:

MagValena vor Vem Gekreuzigten. Sie kauert
links vor Vem vollkommen in prostl mit unsichtbarem
Haupte Vargeftellten Gekreuzigten, Vke Hände ringenv,
ven Munv geöffnet, mit Vem Blick nach oben. Rechts lehnt
cine Leiter. Charakteristische Farbenwahl zum Bildgchalte
unsagbarem Schmerzes. Vur trübes Graugelb unv Grau-
braun auf melst unbuntem Grunde. Inkarnat Ves Gekreu-
zigten unv überwiegenve GewanVfarbe Ver ganz mitleiden-
Ven Büßerin gleichermaßen graugelb bls in Vie Aufhellung
unv in Vie Schatten. Selbst Färbung Ves vorderslen
Kreuzbalkens unv Ver Letter unterscheidet sich nur wenig
vom trostlosen Inkarnat Ves Gekreuzigten. Sonst geht
Zarbe Ves Kreuzes wie Ves ganzen VordergrunVes nach
Vunklem Rotbraun,- graugrünliche Rinde bedeckt noch teil-
weise Ven Kreuzbaum. 2n hellerem, unruhigem Grauviolett
steht in BilVmitte vaS zerfehte LenVentuch Ves Gekreuzigten.
Hell graugelbes, ebenfallS zerfetztes Kops- unv Schulter-

I) 3u beziekien durch dle fürstllchen Sammlungcn in Donaueschlngen
ü M lO.—, ferncr stnd dort zahlrelche Photographlen und postkartcn
nach den Gemälden erhältllch.

-. —.161

tuch Ver Magdalena legt sich um hellgraues SchurzgewanV
über graugelbem KleiVe.

Dazu zarbzelchen: Ontarna« Chrlstl um lZ ge, ie und ig, Lendentuch
bel 2g lg. Magdalena: Kopstuch heller als lZ ze. Gewand um lz ie
bis lx. Kreuzstamm und Vordcrgrund 17—2l nz bis li.

Welcheö sinv nun die Vorzüge einer solchen Analvse
Ver Zarbengebung mit genauer Angabe Ver Zarben? Dcr
Zarbgehalt eines BilVes wirv viel gcnauer beobachtet unv
fchärfer unv treuer feskgehalken werven. Die Beschreibung
bat cine verlässige Grunvlage, bewegt sich nicht mehr vor-
wiegenv over allein in nur allgemeinen unv unbcstimmten
Ausdrücken. Man könnte einwenden, Vaß Vie Kenntnis
ver Zarbzeichcn-) zu schwierig unv nur einzelnen Fachleuten
möglich wirv. GeraVe dafür bringt ver neue Katalcg von
Donaueschingen eine für Vie Schule, Vie KunstfreunVe im
Volke unv für vie eigentliche Kunstwissenschast überaus
zweckvienliche Neuerung. Abgesehen von einem (nicht ganz
erschöpfendenunVkneinigenpunktenberichtkgten)kurzenAuf-
satz »zur Erklärung VerFarbzeichen" enthält er nun aufeinem
eigenen Blatt einen Farbschlüssel, Ver eine volle und
überflchtliche 1.1mschreibung Ver Ziffern und Buchstaben
kFarbzeichen) gibt. Er erftreckt sich auf über tausend Far-
ben,- unv Viese sinv möglichst klar unv eindeutig umschrkeben.
Es sinv Farbwörter, Vie sich an vkelfach gebrauchte und
bekannte AusVrücke anlehnen und Vaher unschwer Allge-
meingut werven können. Begreiflich ist, Vas Farbzerchen
wie OO za oder 29 ns Vem Schüler wie Vem KunftfteunV
nur schwer gcläuflg werven. Diese Farbzeichen umschreibt
ver Schlüssel mit „Citrongelb mittelhellklar", bzw. mit
»karminrot tiefsatt und klar". Man wirv es besonders
als Fortschritt empfl'nven, vaß in Ven Stufen (Ciüancen)
ver Farben Ver Reinheitsgrav i'eweils genaucr ange-
geben ift. — Oie Farbzeichen im neuen Katalog von
Donaueschingen bringen genauere Bezeichnungen, als sie
bisher zur Farbenangsbe möglich waren. Bei Gewändern
bringen sie z. B. sehr ost Vie Farbenmessung für vie mitt-
leren, Vie hellen unv Vie vunklen Stufen, wobei sich sehr
klar vi'e Bilvung farbiger Schatten, mit ihren etwakgen
Tonverschiebungen, ergibt.

Erst vurch Ostwalv's Farbenorvnung isk cine genauere,
eindeutige Farbcnbeschreibung von Gemälden ermöglicht,
Venn Viese Farbenordnung bietet bestimmte Anhaltspunkte
bzw. Maflpunkte. Wenn Vie Farbtöne eincs GemälVes —
mit ven Farbnormen gemessen — sich oft auch nur als
Annäherungswerte Vkeser Vormen bezeichnen laffen, so
bleiben sie voch werkvoll genug. Die beske MethoVe wirv
sich bei weiteren AnwenVungcn von selbft herausbilven,-
über Vkese ist einmal eingehenv besonders zu berichten.

Dke Bezeichnung für Vas Messungsresultat ist abhängkg
vom Ziel. Für vie Statiftik (Kunftgeschichte, Museums-
kunde, Reproduktionsverfahren) werven die bloflen Farb-
zeichen !n Ziffern unv Buchstaben dienlich sein. Abcr für
Vie einfühlende Kunstbetrachtung in der Schule wird man
Vie umschreibenven Faibwörter gebrauchen, Vabei aber
sclbftverftänvlich methovisch oorgehen unv mit Ven ein-
sachsten, allgemeinbegreiflichen beginnsn und Vann zu Ven
zahlrelcheren, genaueren Farbwörtern allmähllch fort-
schreiben. Statt künstighln bloß „Dunkelblau" zu sagen,
wird man eine größere Anzahl von bestlmmteren Stufen
wie: leichtdunkel, mittelvunkel, ftarkvunkel, tiefdunkel (ev.
mit Ven ReinheitsgraVen), Viese von Ublau (1. 2. oVer Z.)
over von Eisblau (1. 2. oder Z.) bzw. von Ultramarin,
Kornblumenblau, Kobaltblau, Mrkisblau usw. unterschei-
Ven lernen.

2ch möchte Varauf hinweisen, Vafl Viese Methove mit
namhaften Kunsthiftorikcrn erörtert wurde unv grofle An-
erkennung flnvet. tzier tut sich ein weitercs Arbeitsgebiet

2) Dle Meffung erfolgte mlt Farbnormen Ostwald's, dle ln Form
elner Leiter angeiegt sind. Zu beziehen durch den Berlag Uneöma--Lelp;lg
 
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