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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 3 (Mai 1922)
DOI Artikel:
Schlosz, Ludwig: Kunstunterricht und Heimatidee
DOI Artikel:
Bühler, Max: Zur Klärung des neuen Farbunterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0052

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169

Wölbung erhebcn), sowie auch den Grundbau der
alten Altäre (einer auf der nördlichen, drei auf der
südlichen Seite). Dkese großartigen Ruinen stammen
aus Ver alten Stiftung Alerander des Guten im
Iahre 1410. Wke aus den alten Ouellen hervor-
geht, hat der deutsche Fürst die Kirche zur Er-
innerung an seine verstorbene und hier beerdigte
Gemahlin Margareta für die sächsischen Bewohner
erbaut.

2n der Mitte der Kkrche befindet sich das
Bapkisterium, unter dem Margareta, die Gemahlin
Alexander des Gutcn, ruht, »dieser unschätzbare
Edelstein, die Begründerin der moldauischen katho-
lifchen Kirchen".

Dem Auge der ästhettsch empstndenden Iugend
werden auch die seltenen Schähe der Batur nicht
entgehen. Höhlen, auffallend gestaltete Felsen,
wunderbar geartete geologifcheErscheknungen,-Bäume,
äußerst hohen Alters,- Berge, die ein Unikum ihrer
Art btlden, große Wkldtiere der Urwälder,- Haiden
samt Flora und Fauna,- Teiche, Ouellen, Bäche,
und Wafferfälle.

Schlkeßlich noch eknkge Worte über Volkskunst.
Ich glaube, jedes Volk beginnt mit einer perlode
der Volkskunst. Tleben ihr hebt sich dann, durch
innere Entwicklung, nur langsam vorbereitet, die
klassische Kunst empor.

2n einigen Gegenden meiner Heimat flnden
slch noch heute alte Bauerfrauen, die sich auf
das Vorzeichnen von Bauernstickereien verstehen.
Das heißt, sie besitzen die Kunst, mit einer in
Rabenschwarz getauchten Gans- oder Nabenfeder,
oder mit einem Stifte aus dem Gedächtnis alk-
hergebrachte schöne Motive, blühende Ornamente
auf die selbstverfertigte Leinwand zu zekchnen, um
ske dann nachzusticken. Sehr bezeichnend ist es,
daß die Männer bei diesen Frauenarbeiten sich

nicht beteiligen. Auch den Flachs und Hanf be-
arbeiten allein Frauen und Mädchen, bis er zu
schneeweißer Leinwand wird. 2ch hatte Gelegen-
heit, eine 70jährige Bäuerin kennen zu lernen, die
auf diesem Gebiete kn dem Nuf einer Künstlerin
steht. Sie arbeitet mit staunenswerter Energie, und
Genialität, braucht weder Einteilung noch Messungen
beim Zeichnen und aus der krächzenden Kkelfeder
schüttet sie sozusagen dke prachtvollsten Ornamente,
welche die heutkge Iugend kaum mehr dem Bamen
nach kennt. Leider sind dkese kunstbegabten Weiber
im Aussterben, daher befleißigen sich unsere Museen,
hauptfächlich aber die Kunstgewerbe- und Ethno-
graphischen Museen, dke noch vorhandenen Original-
entwürfe zu sammeln. Denn was als Merbleibsel
einer alten Zeit kn unfere Gegenwart hereinragt,
scheint uns doppelt schätzenswert, weil uns ein
Gefühl sagt, daß es uns bald ganz verloren sekn wird.

Sehr bedauerlich ist, daß die Volkskunst in
allen Kulturländern im Absterben begriffen ist. Die
Ursachen dürften wir in der sogenannten Kultur-
macht der Presse, kn der leichten Verkehrsmöglkch-
keit, in der großen Konkurrenz der Fabrlkwaren
erblicken. Nur zu oft hören wir die Klage aus
dem Munde unserer Gewerbetreibenden: »Die
modernen Zeiten nehmen das Werkzeug aus dcn
Händen des Volkskünstlers!" Die Maschkne be-
herrscht die Welt.

Heutzutage sammeln Liebhaber und vornehme
Damen die alten Bauernstkckereken, um ihre ele-
ganten Wohnungen damit zu zieren.

Dke Schule, namentlich der Zeichenunterricht,
haben die Aufgabe, die junge Generation die Volks-
kunst verstehen, wertschätzen, ehren und bewahren
zu lernen. Von einem auf der Höhe der Zeit stehen-
den gediegenen Zeichenunterricht können wir viel-
leicht die Wiedererweckung der Volkskunst erhoffen.

Zur Klärung des neuen Farbunterrichts


Nicht so sehr durch kritische Auseinandersehungen,
als vielmehr durch positive Versuche und durch Mit-
arbeit wird die Frage über die Wichtigkeit und den
Wert des neuen Farbunterrichts für die Schule gelöst
werden. Der Aufforderung des Schristletters dkeser
Zeitschrist entsprechend (s. Oktoberheft 1921 S. 91)
seien hier genauere Rkchtlinien auf Grund weiterer
Schulerfahrungen gegeben.

1. Zum eingehenden, klaren Verständnis der farbigen
Batur und der Meisterwerke der Farbkunst, so-
wiezurAnbahnungderGeschmacksbildungunseres
Volkes ln Farbdlngen, ist dle Entwicklung des
Farbsinnes in der Schule nicht allein zweckdien-

lich, sondern geradezu notwendig. Hkerfür kst so-
wohl als Grundlage wie zu jedem weiteren
Fortschritt die Kenntnis der Farbenlehre ekn un-
entbehrliches Hilfsmittel.

2. Die Farbe hat daher km allgemekn blldenden
Zeichen- und Kunstunterricht durch Einführung
eines methodischen Farbunterrkchks mehr Berück-
sichtigung zu finden, als dies bisher meist der Fall
war.

Z. Der neue Farbunterricht muß vorwicgend psycho-
logisch sein, im Hinblick auf das Wesen der Farbe
als Empfindung im allgemeinen, auf die ästhe-
ttsche Farbempfindung fürs künstlerische im be-
 
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