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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 4 (September 1922)
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Wolfer, Marta: Über das Formen mit Kindern
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Umschau
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0085

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Weg, sich mit vielen zu verbinden. Es hat sich vke For-
menwelt aufgeschlossen. Das Kinv selbst sagt zunächst gar
nichts aus Varüber. Es geht nur mit unsagbarem Eifer
Varan, zu formen. Es isk ihm garnichts zu schwer. Was
ihm Freuve bereitet, vas gestaltet es und bringt es vann
mit hcitzglühenden Wangen und strahlenven Augen zu
uns. — Wenn — ja, Vas ist ein großes Wenn! —
Wenn wir so viel Empfinden und Verstehen haben, Vaß
wir nicht in Ven innersken Werdegang tollpatschig hin-
einplatzen mit ver Alltagsfrage: Ia, was soll denn Sas
sekn?? — Wer nicht innerlich mitfühlen kann, was sein
Äinv va alles erlebt in Viesem Schaffen, ven nützt es
herzlich wenig, ob er weiß, Vaß sein KinV eknen Dom
geformt hat, oder einen Regcnwurm. - Ob Vas Geformte
vollkommen ^richtig" ist wie autzen, oder nicht, das ist
bei einem solchen Schaffensereignis Ves Kkndes belanglos.
DaS Kinv versucht, skch kn wechselseitige Bezkehung zur
Außsnwelt zu setzen mtt seinem Schaffen unv Vies ist so
groß, daß alles pedantksch Schulmeisterliche erst lange,
lange schweigen muß.

Hat sich Vas KinV soweit durchgerungen, Vann mag
man ihm liebenve Hilfe und Unterstützung angeveihen
lassen in seinem Bemühen. Da kann man Varan gehen,
vas Kinv Vie GrunVformen erleben lassen, wie erst
im Gehen, beim Zeichnen und SchneiVen, nun auch im
Formen, aber als Körper, mit Vem fühlenven Tastsinn.
Da erlebt Vas Kinv so recht: Ie größer dke Form wird,
um so mehr Stoff, Vas ist Lehm oder Dreck, muß man
haben. Das Kind bekommt Gefühl für Maffe — nach

und nach auch für Maße. Auf Vem Papier mit Ver Linte
fällt nichts um unv wenn's nur auf eknem Härchen steht.
Beim Formen isk das ganz anvers. Da sprechen Vie Ge-
setze ver Schwere mit, ves Lastens und Tragens. — Das
KinV lernt beim Formen so unendlich viel, und zwar
spielend. Kckn Wunver wollen alle Kinder Vreckeln. Mit
Dreck wollen sie spielen! Ia, warum Venn? — Viele
Großen wissen nicht, daß man mit einem Eimer feuchten
Lehm (Eon), vcr vick isk wie Spahcnteig, Vie feinsten
Sachen machen kann. Mancher Mutter beveutet ekne -
trübe Schürze mehr Herzeleid, als cin betrübtes Kinver-
gesicht. Statt vem KinV Gelegenheit zu geben, richtig
mit Lehm umzugehen, wkrv's verboten. — Der innerste
Drang eines KinVes läßt sich aber nicht verbieten! Bei
Ver ersten Gelegenheik, wenn's der Gebieter nnv Ver-
bieter nicht sieht, setzt sich Vas KinV im hygienlschen Un-
verstande an irgenv eine stinkende pfühe und versucht
mit Schlamm und ungutem Zeug Vas zu tun, was es
von innett heraus muß. Es versucht zu Formen! Aber
nun kommt es als besudelter Schmuhfink hekm und Vie
großunternommene Kunstäußerung Ves Kinves, sie wirv
abgeschloffen mit Schelte,vrohenvem Finger und Verbot.—
Wenn eine Mutter sich Zeit nehmen wollte, in ekner
over zwei StunVsn ihrem KinVe Vie äußeren Dinge
zweckvienlich hinzurichten unv richtkg anzusangen, dann
würde ihr KinV wochenlang allein mit unsagbar vier
Freuöe und Eifer arbeiten, spielen unv viel, viel fül
sein späteres Leben erlernen unv sich erringen.

Marta Wolfer.

Umschau

0as Alter örr Mrnschheit ouf Ürutschem VoSen stellk
auf GrunV Ver verschievenen Entdeckungen, Ver berühmte
Geograph Ver Berlkner Universität, Geh. Rat penck,
solgenvermaßen fest: Seitvem das Eis sich kn Vie Alpen
unv ins 2nnere Schwedens zurückzog, sind etwa 20OO0
Iahre verstrichen und etwa 17OOO, seit Vke pfahlbauern
sich an Ven Seen ansievelten. Alter als Viese sinv Vie
Löß-Leute in Niever-Osterreich und Vie, Veren Uberreste
im Kalktuff von Weimar gefunden wurven. Verstei-
nerungen weisen auf ein Vem heuttgen ähnlkches Klima,
daS sich bald nach Ver lehten Nacheiszeit, Vke etwa
60000 Iahre dauerte, eingestellt haben muß. Somkt
rückt Vas Alter Ves urgeschichtlichen Menschen von
Weimar an minvestens 80000 Iahre heran. Wir haben
abcr einen noch älteren FunV, Vas sknd Werkzeuge elnes
Menschen, Ver vor etwa 100000 Jahren in DeutschlanV
lebte unv 3euge seiner größten Vergletscherung war. Man
kann seine Spuren zurückverfolgen bis an Vas EnVe ver
größten Zwischeneiszeit, Vie zwölfmal so lang vauerte als
Vie Nacheiszeit, also mlndestens eine Viertelmillkon Iahre.
Doch ift auch Vkese Entdeckung nkcht Vie älteske mensch-
liche Spur. Wkr haben in Deutfchland noch eknen Fund,
Ver weit älter kst, wekl er mkt einer weit älteren Tierge-
sellschaft zusammen vorkommt, Vie an Vie jungtertiäreFauna
erinnert. Der Unterkiefer Vieses Menschen von Mauer
gehört also !n Vle älteste 3wischenekszeit, viellekcht sogar
in Vie Voreiszeit und wäre Vemnach eine halbe Millkon
Iahre alt. Doch ist Viese Schätzung nur roh und kann
sehr gul um 50 prozent, vielleicht um 100 prozent zu
gering sein, sovaß man Vas Alter Ves Menschen von
Mauer auf ekne Millkon Jahre veranschlagen kann.
ke

Buchbesprechungen

Oanteö Göttliche Komööie. Die Kunsk Vem Volke, Hest
43/44. Herausgegeben von ver Mlgemeknen Vereinigung
fi'ir christliche Kunst, München, Renatastraße 6. Mit Tept
von Dr. F. T. Bayer. preis M9.— (für Verekne und
Schulen gelten bei Bezug, von 20 Stück an, unmkttelbar
von Ver Geschästsskelle, Vorzugspreise). Uberall wkrd Ver
große Dkchter gefeiert. Die Allgemekne Vereintgung für
christlkche Kunst sucht ihn mit Vieser Schrist Vem Volke
nahe zu brkngen. Der Tept stellt eine gemeinverstänvliche
Einführung kn Dantes Leben unv das große Werk »Dke
Göttliche Komödie" Var. Das Heft ist reich illustriert mlt
Bildern alter unv ncuer Meister. Eine wertvolle Kunst-
gabe, Vie bei Vem nievsrn preise von M9.— allgemein
empfohlen werven kann. H. K.

Sibliotheköer Kunsigeschichtr, herausgegebenvonDr.HanS
Tietze. Verlag von E. A. Seemann, Lekpzig. Es war ein
glücklicher Gevanke, vie verschisöenen Gebiete der Kunsk-
gcschichte von hsrvorragsnven Fachmännern in knappen
Äufsätzen behanveln zu laffen und jevem BänVchen einen
reichen BilVerstoff mktzugeben. So werden Vke eknzelnen
Aufsätze immer anregenv unv wahrhast appetitreizend sekn-
Wenn Ver ganze plan verwirklicht werven kann, wird
mit Ver 3eit eine vollstänöige Kunstgeschichte vorliegen,
Vie vor anderen dickleibigen Werken Ven Vorzug VerFrische
unv Unmittelbarkeit in Ver Darstellung voraus hat und
trotzvem wiffenschastlich auf Ver Höhe steht. Bisher lkegen
folgenve Bänvchen vor: 1. Das Erklären von Kunstwerken
oon H. Wölfflin,- 2. Das BilVnis im alten Agypten von
H. Schäfer,- Z. Die Zlieverländischen Manieristen von
W. 2. Frievlänver,- 4. Michael pacher unv sekn KrekS von
H. Tietze,- 5. Wilhelm Leibl von E. Waldmann,- 6. Ober-
 
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