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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 5 (November 1922)
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Verfügung des Württ. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesen über die Prüfungsordnung für das höhere Lehramt im Zeichen- und Kunstunterricht
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Neuendorff, Edmund: Die Schulgemeinde: Gedanken über Ihr Wesen und Anregungen zu ihrem Aufbau$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0116

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2Z1

2. Die Meldung isk lnnerhnlb der von der Mlniskerlnl-
abteilung für die höheren Schulen bekanntzugebcnden
Meldefrist einzurclchen. Sofern dle prüfung nicht ln un-
mittelbarem Änschluß an das Vrobejahr abgelegt wlrd,
hat der Bewerber ein Leumundszeugnls Ver Gemelnde-
behörde des Geburtsorts oder, wenn dleser aujzerhalb
Württembergs gelegen lst, des Aufenthaltsortes übsr Vle
Zeit vom Abscblui; des Borbereitungsjahres bis zur
Meldung zur prüfung beizufügen.

Prüfung. ln angewandterAsthetik.
Verlangt wird Verkrauthelt mit den für den Kunst-
unterricht notwendlgen Gebleten der angewandten Asthetlk.

Wandtafelzekchnen.

Der Bewerber muß nachwelsen, daß er befählgt ist,
Gegenstände aus dem Stoffkrels des Zeichen- und Kunst-
unterrlchts rasch und klar aus der Vorstellung zu zeichnen.

Lehrproben.

Kegenstände der prüfung.

Dle zweite Dienstprüfiing umfaht folgende Fächer:
s) eine schriftlkche prüfung tn allgemeiner päda-
gogik und psychologie sowie in der Methodik
und Didaktik des Zeichen- und Kunstunterrichts,-
b) ekne mündliche prüfung tn angewandter Asthetik,-
«:) Wandtafelzeichnen,-

6) zwek Lehrproben aus dem Gebiet des Zeichen-
und Kunstunterrichts oder auch des Werkunter-
rtchts.

prüfung inpädagogik und psychologle.

Die Bewerber haben nachzuwelsen, datz sie mlt den
wkchtlgsten Fragen der allgemeinen pädagogik vor allem
der neueren Zeik und mit der besonderen Methodlk und
psychologle des Zelchen- und Kunstunterrichts sowie Ves
Werkunterrichts vertraut sind.

sjeder Bewerber hat zwei Lehrproben abzulegen, die
elne im Zeichen- oder auch Werkunterricht auf der Mittel-
stufe, die andere im Kunst- oder Zeichenunterricht auf der
Oberstufe. Die Gegenstände werden vom prüfungsaus-
schuß bestimmt.

llbergangs- und Schlußbestimmungen.

Die vorstehende prüfungsordnung tritt mit folgender
Maßgabe ln Kraft:

1. 2m Iahre 192Z st'ndet, falls sich ekne genügende
Zahl von Bewerbern meldet, zum erstenmal ekne prüfung
nach diesen Vorschristen statt.

2. Bewerbern, dke ihr Studlum schon längere Zekt
begonnen haben, kann auf begründeten Antrag dte
Ministerkalabteilung für die höheren Schulen bls zum
Iahre 192-j einschließlich Befteiung von einzelnen Be-
stimmungen dleser prüfungsordnung hinsischtlich des Fach-
studlums gewähren.

Die Schulgemeinde. Gedanken über ihr Wesen und Anregungen zu

ihrem Aufbau*)

Unter dlesem Titel gab prof. Dr. Edmund Tkeucen-
dorsf. Direktor der Oberrealschule in Mülhekm (Ruhr)
etn Werk heraus, das verdient, von uns besonders ge-
würdigt zu werden. Der Herausgeber sagt in setner Vor-
rede: »Die alte Schule war lntellektualistisch und egoistisch
gertchtet, die neue soll humanistlsch und jozlal eingestellt
seln. t^ie soll einen neuen Menschentypus wecken, für den
Tatsachensinn und Wirtschastsgeist nlcht mehr dle höchsten
Güter sind, die nicht mehr unter der Herrschast des alles
mechanisterenden VerstanVes und Ver Zweckhaftlgkeit steht,
Ver nicht mehr Natur, Geschichts unS Kunsk so lange zer-
gliedert und nach kausalen Zusammenhängen ordnet, bts
er alles beherrscht, aber bis auch alles unker seinen Hän-
den starr und lot geworden lst,- sondern der dles alles nur
als untergcordnete Beschästkgung ansleht, aber im Schauen,
lm scköpferlschen Erfaffen unv Beugestalken des tiefen
Lebens alles !n der Batur und im Geist Gewordsnen dle
höchste Menschenbestimmung fühlt, der voll Ehrfurcht dem
Schlcksalhasten und Geheimnlsvollen gegenübersteht, ohne
es in Abslraktkonen fangen und oernichten zu wollen, der
alles Lebendkge alS Ganzes hknnlmmt, auf seknen Stil,
seine 2dee, sekne Scele horcht und thm zu dkenen bereit
ist. Ekn Lebendlges lst jede Blume, kst jedes Kunstwerk,
ist das deutsche Volk." Mit diesem Geist sind wir
verwandt. Erzkehung ist ihm nlcht »das Herantragen
von Fremdem, Lehrhastem, Begrlffllchem an den jugend-
lichen Menschen, sondern nur das Wecken und Richtung-

geben in ihm schlummernder Kräste. Erziehen tst darum
nicht Geschäst, sondern Kunst. 2yr soll vie neue Schule
Tempel sein," die Schule die wir, weil ste die neue Volks-
gemeinschast vorbereiten soll, dle Schulgemelnschast oder
Vle Schulgemetnde nennen. Der Verfaffer hofft, daß alle
wesentlichen probleme, dke für den Aufbau der Schul-
gemeinde in Frage kommen, in feknem Werk behandelt
sind. Nur !n Bezug auf sie lst Vollständigkelt angestrebt.
Ilber die Lehrerfrage äußert stch der Herausgeber: »Dke
humankftlsch und sozkal elngestellte Schule kann nichts
mit Lehrern anfangen, dte nlchts als Beamte, Tatsachen-
menschen, Gehirnhandwerker slnd, sie braucht Führer, dke
wie allem Lebendlgem, auch der Iugend Ehrfurcht ent-
gegenbringen". Er hofft, daß aus Ver neuen Iugendbe-
wegung die neuen Lehrer und Führer kommen werden.
An sie wenvet sich vor allem das Buch, „an dke Schauen-
den, an die Sehnsüchtlgen, an die Menschen, die voll
wahren inneren Dranges sind".

Den Rekgen der Beiträge eröffnet der HerauSgeber
selbst mlt dem grundlegenden Auffah: ,Dke Schulge-
meinde als Arbeltsgemeknschaft und Lebens-
gemeinschaft". Der Verfaffer stellt voran: Wir brauchen
eine Erneuerung der Schule, und Vte beiden Herzstücke
der neuen Schule sollen seln: Die Erzkehung zum
Opfer und die Erzkehung zur Tat. Die Grund-

*) DaS bedeutsame Buch lst lm Verlag oon B. Ä. Teubner, Lelpzlg und Berlin, in diesem Iahre erschienen
Wlr empfehlen eS wärmskens.
 
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