Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

DOI issue:
Heft 3 (Mai 1922)
DOI article:
Frank, Max: Photographische Architekturaufnahmen
DOI article:
Schlosz, Ludwig: Kunstunterricht und Heimatidee
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0050

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
167

von Lichtfiecken sekn muß, besondere Anforderungen
gestellt.

Handelt es sich bei Architekturaufnahmen um
rein technische, so nimmt man sie nicht bei grellem
Sonnenschein vor, sondern am besten, wenn dke
Sonne hinter einer dünnen Wolke verschwunden
st, sodaß zwar kekne zerstreute Beleuchtung/ sondern
ine immerhin noch ausgeprägte, aber nicht grelle
Beleuchtung vorhanden ist.

Bei der Wahl des Standortes vermeide man
jede Symemtrie, Lenn diese wirkt stets langweilig
und unkünstlerisch. Auch soll die Aufnahmehöhe
der natürllchen Sehhöhe entsprechen. Deshalb sind
Aufnahmen aus den oberen Fenstern heraus lmmer
unnatürlich, wenn fle nicht gerade als folche gelten
sollen. Man achke ja auf die gute Wkrkung des
Vordergrundes. Zuviel Bodenanflcht vermeidet
man durch Hochschieben des Objektivbrettchens. Auf
Laternenpfähle, Telegraphendrähke, Geländer usw.
muß aufmerksam beim Elnstellen geachtet werden,
denn dergleichen Dinge zerstören oft das sonst aufs

Beste gelungene Bild, bei dsm es weit mehr in
dke Augen fällt, wie beim Einstellen, woran die
Farbenwirkung und unsere Oberfiächlichkelt die
Schuld hat.

Bachdem man auf die senkrechte Stellung des
Mattscheibenteiles gesehen hat, muß man genügend
abblenden, wenn eine größere Tiefenschärfe erreicht
werden soll. Vom künsilerischen Standpunkte aus
ist diese sedoch nicht nötig, im Gegenteil sie stört.
Am besten stellt man stets bei voller Offnung auf
eine mittlere Entfernung ein und blendet dann ab,
wobei sich die Schärfe nach vorne wke nach hinten
ausdehnt.

Um möglkchst wenig dle richtige Entfernung bei
der Aufnahme selbst ausprobkeren zu müffen, nehmen
wkr vor der Aufnahme an Hand der Brennwekte
bezw. der verschiedenen Brennweiten unseres Ob-
jektives und der Objektivgröße dke nötigen Be-
rechnungen vor, was die .Arbett sehr erlekchtert.

Max Frank, Godesberg.

Kunstunterricht und Heimatidee.

Ludwig Schlosz Schuldirektor in Rkmaszombat (Slovakien).

Die Forderung, die Pflege der Heimatidee soll
in den Mittelpunkt des Unterrichts und der Er-
ziehung gestellt werden, wkrd heute von der niederen
Dolksschule bis zur Universität erhoben.

Die Iugendbildner wissen wohl, daß wahre
Heimatliebe nur aus der Heimatkunde hervorgehen
kann.

Zu Zeichenlehrern daruber zu sprechen, daß die
pflege des Heimatsinnes auch in zeichnerischer,
malerischer und sonstkger bildnerischer Hinsicht eknen
unschätzbaren Wert hat, hieße gewiß nur Wasser
ins Meer tragen.

Laffen Sie mich Ekniges von meiner Heimat
erzählen.

Die ekgenartigen Kirchen der Siebenbürger
Sachsen, derenglekchen wir kaum irgendwo finden
können, erregen Staunen und Bewunderung. 2hr
Bau ist überall mit schier unverwüstbaren Ver-
teidkgungswerken verschmolzen. Als Wahrzekchen
einstiger Kämpfe auf dem Boden Slebenbürgens
beanspruchen sie eine hervor'ragende geschichtliche
und kulturhistorifche Bedeutung.

Die Sachseir glaubten, sich dadurch vor dem
häufigen Elnbrechen der räuberischen Feinde schützen
zu können, daß sie ihre Kirchen zu festen Burgen
Gottes machten, In dke sie sich zur Verteidigung
flüchten konnten. Ie nach ihrer Ärt wurden diese
Gotteshäuser Kirchenburgen oder Kirchenkastelle
genannt. Sie haben den Kriegsstürmen jahrhunderte-

lang kühn getrotzt und sind also in geschkchtlkch und
künstlerischem Sinne bedeutungsvolle Baudenkmäler.
Mkt Recht nennt man diese Kkrchen ^sprechende
Steine', denn sie können von Gottesfurcht und
Vatrrlandsliebe, von blutkgen Schlachten und Selbst-
aufopferung unserer fernen Stammesgenossen viel
erzählen.

Sie flnd von solcher Großartkgkeit, daß sie dem
Beschauer unvergeßlich km Gedächtnks haften bleiben.
3hre Zahl beträgt heute noch an dreihundert. Ge-
ziemender Weise sind dle weitgehendsten Vorkeh-
rungen getroffen worden, diese kostbaren Erinne-
rungen an die ftommen und tapferen Voreltern
vor mutwilliger Zerstörung und vor der Unbill der
Zeit zu schützen.

Die größte dkeser Kirchen ist die Kirchenburg
zu Tartlau im Burgenland. Sie ist von dreifachen
Ringmauern umgeben. Die drei bis fünf Meter
dicken inneren Mauern erreichen eine Höhe bis zu
zwölf Metern. Die innerhalb angebrachten Kam-
mern und Keller, Brunnen, Mühlen und Backöfen
dienten den Bedürfnissen der Ortschaften während
einer längeren Belagerung. 2m 13. Iahrhundert
erbaut, trotzte sie zahlreichen blutigen Kämpfen und
Stürmen. Eine andere interessante Befestigungs-
anlage stcllt die romanische Kirche tn Agnethelm
am Haarbach dar. 2n der zweiten Hälfte des
15. Iahrhunderts wurden die Apsiden und der
Chor der Kirche durchgebrochen, lctzteres zur Bastei
 
Annotationen