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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 2 (März 1922)
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Stiehler, Georg: Ein Kulturdokument
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Hochschullehrer über die Wichtigkeit des Zeichenunterrichtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0026

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da der Rekchsverband akademisch gebildeter
Zeichenlehrer nach dem Verlauf der Derhand-
lung Herrn Ministerkalrat von Iakobi ebenso
wie Herrn Geheimrat Kühnemann vom
Neichsfinanzministertum als befangen ansehen
und als nicht sachlich orientiert bezeichnen
müfien/

Z. die Grundsätze der Reichsschulkonferenz an-
zuerkennen und im Reichsschulausschuß Sorge
zu trageN/ Daß Die praktisch-wissenschastlichen
und technischen höheren Berufe durch Ent-
wicklung der Seh- und Gestaltungskräfte der
Iugend eine notwendkge Dorbereitung er-
halten. Das ist nur errekchbar durch Hinauf-
führung des Zeichen-, Kunst- und Werk-
unterrlchts bis tn dte oberste Klafse der höheren
Schule, mindestens im Sknne der Gabelung/
(Siehe Urteile der Hochschulprofessoren.)

4) dahin zu wlrken, daß das drek- bis vier-
jahrige kunstakademische Studium dem wissen-
schaftlichen gleichwertkg erachtet wird (siehe
Bayern — Regierungserklärung — Reichs-
schulkonferenz und dke jetzkgen unhaltbarcn Be-
soldungszustände mlt beseitigen zu helfen, so
daß die Einstufung der akademisch gebildeten
Zeichenlchrer nicht nach 8 erfolgt, sondern der
mehrjährigcn akademischen Vorbildung sowke
Ser Bedeutung der Kunsterziehung entsprechend
nach 9 und 10 mit Aufstiegsmöglichkeit nach
11/ dann findet eine gerechte Angleichung an
^ dke mit ihnen kn gleicher Berufsarbeit stehen-
den wissenschastlichen Lehrern statt.

2n ausgezeichneter Hochachtung
l. A. Studkenrat
G. S t i e h l e r

1. Vorsitzender

des Reichsverbandes akademisch gebildeter Zekchenlehrer.

Hochschullehrer über die Wichtigkeit des Zeichenunterrichtes.

(Aus: Z0 Hochschullehrergutachten zu elner Denkschrift des Vereins Badkscher Zelchenlehrer, 1920.)

Hrof. Dr.Lurtius, Freiburg.

Ich unterstühe folgende Grundsähe:

1. Das Zlel des 3eichenunterr!chts ist nlcht das Er-
lernen einer gewissen äußerlichen Fertkgkeit, sondern
Bildung der Raum- und Formanschauung, Kuktur,
der Bezlehung des Menschen zur sichtbaren Welt. Diese
Kultur kann nur durch praktische llbung, Schulung
des Auges, vornehmlich durch Jeichnen errelcht werden.

2. Dleser geforverten Erziehung ist nlcht eine Auswahl
schelnbar besonders begabter, sondern )ever Schüler zu
unterwerfen. Der Zekchenunterricht darf nicht als fakul-
tatlves Mbenfach, sondern muß alS obllgatorisches
pflichtfach vewertet werden.

Z. Der Zeichenlehrer lst so auszubilden, daß er als
gekstkges Indkviduum, wie als Hraktiker dieser verschke-
denen Aufgabe gewachsen ist. Äls Hraktiker soll er mit
dem künstlerischen Leben seiner 3eit kn Verbindung stehen,
als geiskige Hersönlichkeit vsr allem durch das Verständ-
nis für dke geschichtlkchen Erscheinungen getragen sein,
ohne die moderne BilVung nicht möglich ist. ES ist also
eine Verbindung besonderer künstlerischcr und allgemekn
akademischer Ausbildung für ihn anzüstreben.

Hrof. Dr. Sutter, Freiburg.

Man kann das Zeichnen als Schule VeS Sehens, der
Beobachtung uud Ves Geschmacks siar nicht hoch genug
einschätzen. Der Zeichenunterricht müßte unbedlngt in
allen Klassen der Volks- und Mittelschulen bks zur
Oberprlma hinauf als pfikchtfach eingeführt und Vem-
gemäß bewertet werden. Das wäre ein guter Beltrag
zur gualitativen Starkung unseres Volkes und unschähbar
für die Ausrüstung unserer akademischen Iugend. Dor-
aussetzung ist freiltch, Saß dle Ausbildung der 3eichen-
lehrer der höhcren erzieherischen und pädagogischen
Aufgabe entsprechend gestaltet wird.

prof. Dr.Vulpius, Heidelberg.

Aus voller llberzeugung nicht nur, sondern mtt Be-

geksterung begrüjze und unterstühe tch dle Bestrebungen
für Verbefferung und Hebung des Zeichenunterrichts.
praktlsche und theoretische Elnführung ln die Kunst und
den Kunstgenuß ist eln so unenvllch wichtkger Bestandtell
der Bildung, eine so retche und rekne Ouelle der Lebens-
fteude, daß dle unzweifelhaften und großen Mängel des
Schulunterrichts ouf dlesem Gebiet unbedingt besektkgt
werden müffen. Aber auch dke Bedeutung zekchnerischer
Kenntniffe für daS praktische Leben isl bksher viel zu
nledrig elngeschätzt worden. Das empsindet wohl jeder
im beruflichen wie lm AlltagSleben und bedauert dlese
Lücken lm BkldungSgang seiner Kinder darum besonders
lebhast.

Eine Befferung kann nur elntreten, wenn Vleses Fach
Gleichberechtkgung mit anderen Unterrlchtsfächern erhält.

Geh. Hofrat prof. Dr. Zleumann, Freiburg.

Mit Freuden begrüße kch jeden Schritt, der dazu führen
kann, das Zeichnen lm Lehrplan unserer Schulen jeder
Art zu heben. Vkelleicht dürfte ln der mir oorgelegten
Denkschrift Jhres Verelnes neben der Betonung VeS
künstlerischen Wertes dieses Unterrkchtszweiges noch mehr,
als es geschah, auf seine Bedeutung für die Natur-
wissenschastcn unS für dle Geographle hingewiesen werden.

Wie hoch ich das Zelchnen elnschähe, mögen fle aus
meinem kleinen Buch ,Das deutsche Gymnasium und die
ErdkunSe" Karlsruhe, Braun, 1917) ersehen, wo Seite
60 und 92 das Nötlge gesagt lst. Jch verlange durch
alle Stufen aller neunklassigen Schulen für das Zeichnen
zwel Wochenstunden (s. S. Z6). Daß diese höhere Be-
wertung Ves Zeichenunterrichts im Schulorganismus eine
Hebung des Standes der Zelchenlehrer nach Vorbildung
und Stellung zur Voraussetzung unv Folge haben muß,
ist selbstverständlich.

Geh. Hofrat prof. Dr. Gruber, Frelburg.

Als Hochschullehrer hat man nur zu ost Gelegenheit,
zu beobachten, wie ungenügend die Schule den angehenden
Naturwiffenschastler und Mevkziner zum VenkenVen Sehen
 
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