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erkenneir und mkterleben soll, so habe lch !n allen Fällen
Vie Grenze des Spielens und TräumenS überschrittsn und
senen geislesgeschichtlich so bedeutsamen Nbergang zur
Kunst vollzogen, den ein ältcres Kind nur durch Ttach-
ahmung deffen gewinnt, was es bei den Erwachsenen sieht,
und Vurch deren Frage und Ansprüche. lLtvlche Kunst setzt
in der Tat ein mehr oder wenkger bewutzt gehandhabtes
Konnen voraus. Das unbeeknklußke Kind will, wenn es
zeichnet, malt und formt, nicht künstlerisch tätkg sein. Was
die Erwachsenen als „Kunst des Kindes" ansprechen, ist
also nicht Kunst im eigentlichen Sknne. Dieses Erftnderische,
Bildnerische in den Kinderzeichnungen ist nicht gewollt,
sondern abfichtslos, gleichsam ohne sein Zutun entstanden,
ein Gnadengeschenk des „Genius". Die kleinen Klnder,
wie die großen (Ur- und Naturvölker, in gewiffem Sinne
' noch LanVbewohner) haben nicht eigentlich „phancasic" im
^ ^ Sinne sreischöpferischertzervorbringung (wie bei erwachsenen
^Künstlern), Sagegen.Ein-Bildungskrast'' tm etgentlichsten
Sknne: ein VermZgen, feinstnnliche Sachverhalte stch in
Form von Bildern eknzuverleiben.
Dke Entwkcklung des heranwachsenden Men-
schen kst nichtnurFortschrttt, sondernauchRück-
schrekten und Verlust. Schon im Kknderleben gibt es
krisenhaste Rückschläge. Gewiffe, ganz auffallend offenbarte
Gaben und Gnaden der Kleinen können eines Tages vcr-
schwinden, um häuft'g nie wieder aufzutauchen. Die erste
wichtkge Krkse schetnt etwa um daS auch körperlich so
wichtlge siebente Lebenssahr gelagert, die zweite große und
endgültige dämmert dann erst um daS 14. —16. Lebens-
jahr,- sie durchzkeht die Zeit der pubertät, und sie wird
verschärst durch den in jenen Iahren stattftndenden Eintritt
ln Vie jeweilS gegenwärtige Lage des Kultur- und Zivtli-
sationsmcnschen. Der Mensch tritt in den Kreis der Er-
wachsenen, er hat auch beruflich stch in diesem KreiS ekn-
zurichten. Mit dem Kinde, das nicht km Spiel geskört
werden wollte, mlt dem „Iungen", der in der Bildung
unv Behauptung seiner Dagabunden- und Abenteuer-
welt eine schon ost traglsch mlt dem Alltag zusammen-
stoßende Energke entfaltet hatte, tst es endgültig vorbei.
Wohl erhalten sich ost besttmmte Talente und Sonderbe-
gabungen — aber jene allgemetne einbildungskrästige Mög-
ltchkeit des Klndes wlrd verschüttet. Sle erhält sich nur
' der Dichter-Künstler in seknem ganzen, nunmehr ernsthast
^ werdenden Gegensatz zur praktischen Gegenwartswelt. Der
„Künstler" allein weiß mehr oder weniger von jenem ganzen
ungeheuren knneren Leben der Kindheit zu retten und einer
organischen Weiterentwkcklung entgegenzuführen. 2hm ge-
lingt es, das zwecklos-freie, schöpferische Leben des Spiels
nunmehr im praktischen Dasein der Erwachsenen fortzu-
führen. 2hm glückt damit auch das Dritte und Schwerste:
Die innere, nunmehr mächtig durch Eindrücke erweiterte
. Erlebniswelt aus der Sphäre des Spicls kn ein greif-
bares Dasein zu heben, das auch für andere erlebbar ist,
es also zu formen und zu gestalten.
2n dem Kapitel „Zekchen und Gesicht' hebt der Ver-
faffer zunächst hervor, daß die Bildersprache und Bil-
derschrift, die dem Kknde aus seknem bildenden Spkel
erwächst, ihm mindestens ebenso nahe liege, wie die Um-
setzung In das Wort. Ia man könnte meinen, daß dle
Bildersprache skatt und neben der Lautsprache, dke Ver-
bildlkchung statt der Verlautbarung gerade dem kleinen
KlnVe besonders naturgemäß sei, daß es mit einer an-
schaulichen Zeichensprache noch mehr in seinem eigensten
Bereiche bletbe. Ws Elemenke der kindlichen Bildsprache
erkennt er die „Gesichte", (objektive Gedächtnksbilder von
äußeren Eindrücken und anschaulichen Einzelvorstellungen.
Das AugengedächtntS des Kindes ist ein ganz aujzer-
ordentliches, wie es der Erwachsene kaum mehr hat) und
„Zeichen' (suvjektive Gebilde, mit denen sich das Kind
von den vielen Eknzeleindrückcn „ein Bild macht", ur-
wüchstge, anschauliche nicht-wiffenschastliche Begriffsbilder,
Allgemeinvorstellungen). Neben den visuellen Zeichen und
Gesichten gibt es visionäre. Auf beide Arten gründet
sich Ves Kindes Bilderschrift*).
2m fünstsn Kapitel: Schmuck und Gebärde stellt
dcr Verfager zunächst fesc, daß es in der Erziehung un-
serer Lehrer liege, daß diese den Maßstab der Beurteilung
der Kinderzeichnungen zulctzt doch immer nur aus dem
korrekten 2deal einer fertigsn akademischen Ausbildung
abzuleiten vermochten. Die größere oder geringere An-
näherung an die Naturwahrheit km Sknne unserer heutigen
Normalvorstellung seit der Renaissance ist aber nur sehr
bedtngt eln Merkmal größercn oder geringeren künstle-
rischen Wertes. DieZeichnung eines talentierten 14jährigen
Musterschülers, der einen Körper nach Ser Natur oder
auS Vem GedächtniS mit vollem Verständnis der Der-
Der Schrlstlelter mochte dazu folgendes bemerken:
Darüber besteht kesn Zweifel: die klndllche Dlldsprache stkeßt aus der
Gesamivorftellung. Das gcweckte Klnd (und zwar sthon das kleine, ehe
eS zur Schule kommt) beobachtel fortwährend seine Umgebung, aller-
dln^ nlcht elgentlich bewußt, sondern mehr unbewußt, unwillkürllch,
sinnen- und gejuhlsmaßig. ES bildet sich so GesicktSvorstellungen von den
Gegenständen der Außenwelt, fur dke eS Interesse hat. Dlese VorstellungS-
bllder sind aber kelne objektiven, vlelmehr subjektlve, insofern üe von den
mannigsachen Ersihelnungen der Gegenstände nur solche entyalten, die
dem Kinde jewcllS wichtig (»gefuhlSbetont") sind. (Erst fpäter mtt der be-
gknnenden GeschlechtSreife erlangt der junge Mensch dle Reife 1m be-
wußten Denken, dle ihn befähigt, die Gegenftände logisih zu zerlegen,
die wesentlichen Merkmale herauszustellen und objektive Lharakter-
bilder zu gewinnen.) Wenn daS kleine Klnd infolge elner äußeren oder
lnneren Veranlassung zeichnet, fo tauchen dle Vorstellungen aus selnem
Unterbewußtseitr auf/ dle so entftehenden zeichneristhen Bilder find kelne
erscheinungSgemäßen, fondern ,Merkmal*bilder. DaS Klnd kamr nur- sa
vkel wiedergeben, alS eS ,merkÄr^ckann, däher der ^ldeoaraphlsche' Cha- ,
rakter dieser 3elchnungen, dke Dr. Hartlaub „Zerchen* nennt. (Sonst
werden sie ln der psyckologle auch klndllche Schemazelchnungen oder
Blldsymbole genannt, berdes kelne zutreffenden Bezclchnungen, da eS^
sich dabel nicht um elne bewußte abftrahlerende ^Lätlgkett deS Klndes
handett, auch bedeuten lhm seine gezelchneten Bilder nkcht nur etwaS, eS
m'mmt fie krast selner Illusion für dle Dlnge selbst.) Mtt diefen Merk-
malblldern kann daS Kind sehr früh schon ErlebteS auSdrücken. Ske
werden lhm zu AuSdrucksformen, dle mehr und mehr den starren Lha-
rakter abstrelfen und auch den Erwachfenen das lnners Leben deS KlndeS,
daS ln lbnen sich aussprkcht, klar zeigen. Die Klnder sind auf dieser
Stu^, also häufig schon lm vierten oder fünsten LebenSjahr fähkg, be-
obachtete Vorgänge (z. D. Tätlgkeiten, Bewegungen von Menschen und
Deren) bildmäßlg darznftellen, wobel aöer Menschen und Dere lmmer
alS Merkmal- bezw. AuSdruckSformen (alfo nicht erschelnung-gemäß) dar-
gestettt sind. Da daS Klnd fortdauernd beobachtet, so gellngt eS lhm
nach und nach, solche Gegenstände, die cs lelcht übersehen kann, z. B.
einfache GebrauchSgegenstände, mehr oder wenlger eiffcheinungsgemäß
auS der Vorstettung wiederzugeben. Bei anderen Dingen, namentlkch
Menschen und Deren, würde ihm daS nie gelingen, wenn ihm nicht
andere Eknsiüffe. die neöen der wirklichen Erscheinungswelt faft lmmer
vorhanden sind, ;u Hilfe kämen, nämllch die öildlichen Darsicllungen
anderer, Bllderbücher, Vlakate, Zeichnungen Erwachsener usw. Ihnen
cgenüber har eS das Klnd lelchtcr, insofern eS kelne eigenen Vorstellungen
tlden muß, sondern dle fertlgen Voestellungen anderer gedächtnismäßlg
übernehmen tann. Und well doS Klnd eln außerordentlich starkeS Btld-
gedachtnls hat, gelkngt ihm das leicht. Diese übernommenen fertlgen
Vorstellungsbilder mischen sich dann ln den klndlichen Zelchnungen mit
seinen Merkmalformen. So erklärt es sich, daß bel den Klnderzeichnungen
aan, klndttche Merkmalformen ost unvermkttelt neben klaren charakteri-
ftischen ErschelnungSformen stehen. DaS Klnd befitzt ln diefen Ge-
dächtnlSbildern weitere Baustelne für selne Bttdsprache. 3ch glavbe,
daß das, was Dr. Hartlaub „Gesichte^ nennt, ln der Hauptsache auf
solche Elnflusse zurückzuführen lst (verglelche dke Anmerkungen
zu den Zelchnungen Nr. 2, Z, 9, 12, 1), 1Z usw. Zelchnung^lS nehme
lch auS, hier handelt es sich um eln „Wunberklnd", das bel der Veurtellung
der normalen Entwicklung ausscheiden muß). Ieder Lehrer wlrd nun
finden, daß der Unterschled eln wesentllcher ist, ob daS Klnd fich seine
Vorstellungen selbst crarbettet oder dle fenlgen Vorftellungsbilver an-
derer gedächtnlsmäßlg übernimmt. Schon Kerschensteiner stelltefest,daß eln
Klnd künftlerlsch umso befählgter lst, desto größer selne Fählgkeit der eigenen
VorstcllungSbildung tst,während bloße Gedachtnisbegabung kelne wekteren
EntwicklungSmöglichkeiten ln sich schlleßt. 3eder ersahrene 3eichenlehrer
wtrd das bestättgen können, er weiß auch, daß solche Gedächtnisbeaa-
bungen, die ja kelne schö'pferlschen Begabungen sind, oft lange täuschen
kännen. G. Kolb
erkenneir und mkterleben soll, so habe lch !n allen Fällen
Vie Grenze des Spielens und TräumenS überschrittsn und
senen geislesgeschichtlich so bedeutsamen Nbergang zur
Kunst vollzogen, den ein ältcres Kind nur durch Ttach-
ahmung deffen gewinnt, was es bei den Erwachsenen sieht,
und Vurch deren Frage und Ansprüche. lLtvlche Kunst setzt
in der Tat ein mehr oder wenkger bewutzt gehandhabtes
Konnen voraus. Das unbeeknklußke Kind will, wenn es
zeichnet, malt und formt, nicht künstlerisch tätkg sein. Was
die Erwachsenen als „Kunst des Kindes" ansprechen, ist
also nicht Kunst im eigentlichen Sknne. Dieses Erftnderische,
Bildnerische in den Kinderzeichnungen ist nicht gewollt,
sondern abfichtslos, gleichsam ohne sein Zutun entstanden,
ein Gnadengeschenk des „Genius". Die kleinen Klnder,
wie die großen (Ur- und Naturvölker, in gewiffem Sinne
' noch LanVbewohner) haben nicht eigentlich „phancasic" im
^ ^ Sinne sreischöpferischertzervorbringung (wie bei erwachsenen
^Künstlern), Sagegen.Ein-Bildungskrast'' tm etgentlichsten
Sknne: ein VermZgen, feinstnnliche Sachverhalte stch in
Form von Bildern eknzuverleiben.
Dke Entwkcklung des heranwachsenden Men-
schen kst nichtnurFortschrttt, sondernauchRück-
schrekten und Verlust. Schon im Kknderleben gibt es
krisenhaste Rückschläge. Gewiffe, ganz auffallend offenbarte
Gaben und Gnaden der Kleinen können eines Tages vcr-
schwinden, um häuft'g nie wieder aufzutauchen. Die erste
wichtkge Krkse schetnt etwa um daS auch körperlich so
wichtlge siebente Lebenssahr gelagert, die zweite große und
endgültige dämmert dann erst um daS 14. —16. Lebens-
jahr,- sie durchzkeht die Zeit der pubertät, und sie wird
verschärst durch den in jenen Iahren stattftndenden Eintritt
ln Vie jeweilS gegenwärtige Lage des Kultur- und Zivtli-
sationsmcnschen. Der Mensch tritt in den Kreis der Er-
wachsenen, er hat auch beruflich stch in diesem KreiS ekn-
zurichten. Mit dem Kinde, das nicht km Spiel geskört
werden wollte, mlt dem „Iungen", der in der Bildung
unv Behauptung seiner Dagabunden- und Abenteuer-
welt eine schon ost traglsch mlt dem Alltag zusammen-
stoßende Energke entfaltet hatte, tst es endgültig vorbei.
Wohl erhalten sich ost besttmmte Talente und Sonderbe-
gabungen — aber jene allgemetne einbildungskrästige Mög-
ltchkeit des Klndes wlrd verschüttet. Sle erhält sich nur
' der Dichter-Künstler in seknem ganzen, nunmehr ernsthast
^ werdenden Gegensatz zur praktischen Gegenwartswelt. Der
„Künstler" allein weiß mehr oder weniger von jenem ganzen
ungeheuren knneren Leben der Kindheit zu retten und einer
organischen Weiterentwkcklung entgegenzuführen. 2hm ge-
lingt es, das zwecklos-freie, schöpferische Leben des Spiels
nunmehr im praktischen Dasein der Erwachsenen fortzu-
führen. 2hm glückt damit auch das Dritte und Schwerste:
Die innere, nunmehr mächtig durch Eindrücke erweiterte
. Erlebniswelt aus der Sphäre des Spicls kn ein greif-
bares Dasein zu heben, das auch für andere erlebbar ist,
es also zu formen und zu gestalten.
2n dem Kapitel „Zekchen und Gesicht' hebt der Ver-
faffer zunächst hervor, daß die Bildersprache und Bil-
derschrift, die dem Kknde aus seknem bildenden Spkel
erwächst, ihm mindestens ebenso nahe liege, wie die Um-
setzung In das Wort. Ia man könnte meinen, daß dle
Bildersprache skatt und neben der Lautsprache, dke Ver-
bildlkchung statt der Verlautbarung gerade dem kleinen
KlnVe besonders naturgemäß sei, daß es mit einer an-
schaulichen Zeichensprache noch mehr in seinem eigensten
Bereiche bletbe. Ws Elemenke der kindlichen Bildsprache
erkennt er die „Gesichte", (objektive Gedächtnksbilder von
äußeren Eindrücken und anschaulichen Einzelvorstellungen.
Das AugengedächtntS des Kindes ist ein ganz aujzer-
ordentliches, wie es der Erwachsene kaum mehr hat) und
„Zeichen' (suvjektive Gebilde, mit denen sich das Kind
von den vielen Eknzeleindrückcn „ein Bild macht", ur-
wüchstge, anschauliche nicht-wiffenschastliche Begriffsbilder,
Allgemeinvorstellungen). Neben den visuellen Zeichen und
Gesichten gibt es visionäre. Auf beide Arten gründet
sich Ves Kindes Bilderschrift*).
2m fünstsn Kapitel: Schmuck und Gebärde stellt
dcr Verfager zunächst fesc, daß es in der Erziehung un-
serer Lehrer liege, daß diese den Maßstab der Beurteilung
der Kinderzeichnungen zulctzt doch immer nur aus dem
korrekten 2deal einer fertigsn akademischen Ausbildung
abzuleiten vermochten. Die größere oder geringere An-
näherung an die Naturwahrheit km Sknne unserer heutigen
Normalvorstellung seit der Renaissance ist aber nur sehr
bedtngt eln Merkmal größercn oder geringeren künstle-
rischen Wertes. DieZeichnung eines talentierten 14jährigen
Musterschülers, der einen Körper nach Ser Natur oder
auS Vem GedächtniS mit vollem Verständnis der Der-
Der Schrlstlelter mochte dazu folgendes bemerken:
Darüber besteht kesn Zweifel: die klndllche Dlldsprache stkeßt aus der
Gesamivorftellung. Das gcweckte Klnd (und zwar sthon das kleine, ehe
eS zur Schule kommt) beobachtel fortwährend seine Umgebung, aller-
dln^ nlcht elgentlich bewußt, sondern mehr unbewußt, unwillkürllch,
sinnen- und gejuhlsmaßig. ES bildet sich so GesicktSvorstellungen von den
Gegenständen der Außenwelt, fur dke eS Interesse hat. Dlese VorstellungS-
bllder sind aber kelne objektiven, vlelmehr subjektlve, insofern üe von den
mannigsachen Ersihelnungen der Gegenstände nur solche entyalten, die
dem Kinde jewcllS wichtig (»gefuhlSbetont") sind. (Erst fpäter mtt der be-
gknnenden GeschlechtSreife erlangt der junge Mensch dle Reife 1m be-
wußten Denken, dle ihn befähigt, die Gegenftände logisih zu zerlegen,
die wesentlichen Merkmale herauszustellen und objektive Lharakter-
bilder zu gewinnen.) Wenn daS kleine Klnd infolge elner äußeren oder
lnneren Veranlassung zeichnet, fo tauchen dle Vorstellungen aus selnem
Unterbewußtseitr auf/ dle so entftehenden zeichneristhen Bilder find kelne
erscheinungSgemäßen, fondern ,Merkmal*bilder. DaS Klnd kamr nur- sa
vkel wiedergeben, alS eS ,merkÄr^ckann, däher der ^ldeoaraphlsche' Cha- ,
rakter dieser 3elchnungen, dke Dr. Hartlaub „Zerchen* nennt. (Sonst
werden sie ln der psyckologle auch klndllche Schemazelchnungen oder
Blldsymbole genannt, berdes kelne zutreffenden Bezclchnungen, da eS^
sich dabel nicht um elne bewußte abftrahlerende ^Lätlgkett deS Klndes
handett, auch bedeuten lhm seine gezelchneten Bilder nkcht nur etwaS, eS
m'mmt fie krast selner Illusion für dle Dlnge selbst.) Mtt diefen Merk-
malblldern kann daS Kind sehr früh schon ErlebteS auSdrücken. Ske
werden lhm zu AuSdrucksformen, dle mehr und mehr den starren Lha-
rakter abstrelfen und auch den Erwachfenen das lnners Leben deS KlndeS,
daS ln lbnen sich aussprkcht, klar zeigen. Die Klnder sind auf dieser
Stu^, also häufig schon lm vierten oder fünsten LebenSjahr fähkg, be-
obachtete Vorgänge (z. D. Tätlgkeiten, Bewegungen von Menschen und
Deren) bildmäßlg darznftellen, wobel aöer Menschen und Dere lmmer
alS Merkmal- bezw. AuSdruckSformen (alfo nicht erschelnung-gemäß) dar-
gestettt sind. Da daS Klnd fortdauernd beobachtet, so gellngt eS lhm
nach und nach, solche Gegenstände, die cs lelcht übersehen kann, z. B.
einfache GebrauchSgegenstände, mehr oder wenlger eiffcheinungsgemäß
auS der Vorstettung wiederzugeben. Bei anderen Dingen, namentlkch
Menschen und Deren, würde ihm daS nie gelingen, wenn ihm nicht
andere Eknsiüffe. die neöen der wirklichen Erscheinungswelt faft lmmer
vorhanden sind, ;u Hilfe kämen, nämllch die öildlichen Darsicllungen
anderer, Bllderbücher, Vlakate, Zeichnungen Erwachsener usw. Ihnen
cgenüber har eS das Klnd lelchtcr, insofern eS kelne eigenen Vorstellungen
tlden muß, sondern dle fertlgen Voestellungen anderer gedächtnismäßlg
übernehmen tann. Und well doS Klnd eln außerordentlich starkeS Btld-
gedachtnls hat, gelkngt ihm das leicht. Diese übernommenen fertlgen
Vorstellungsbilder mischen sich dann ln den klndlichen Zelchnungen mit
seinen Merkmalformen. So erklärt es sich, daß bel den Klnderzeichnungen
aan, klndttche Merkmalformen ost unvermkttelt neben klaren charakteri-
ftischen ErschelnungSformen stehen. DaS Klnd befitzt ln diefen Ge-
dächtnlSbildern weitere Baustelne für selne Bttdsprache. 3ch glavbe,
daß das, was Dr. Hartlaub „Gesichte^ nennt, ln der Hauptsache auf
solche Elnflusse zurückzuführen lst (verglelche dke Anmerkungen
zu den Zelchnungen Nr. 2, Z, 9, 12, 1), 1Z usw. Zelchnung^lS nehme
lch auS, hier handelt es sich um eln „Wunberklnd", das bel der Veurtellung
der normalen Entwicklung ausscheiden muß). Ieder Lehrer wlrd nun
finden, daß der Unterschled eln wesentllcher ist, ob daS Klnd fich seine
Vorstellungen selbst crarbettet oder dle fenlgen Vorftellungsbilver an-
derer gedächtnlsmäßlg übernimmt. Schon Kerschensteiner stelltefest,daß eln
Klnd künftlerlsch umso befählgter lst, desto größer selne Fählgkeit der eigenen
VorstcllungSbildung tst,während bloße Gedachtnisbegabung kelne wekteren
EntwicklungSmöglichkeiten ln sich schlleßt. 3eder ersahrene 3eichenlehrer
wtrd das bestättgen können, er weiß auch, daß solche Gedächtnisbeaa-
bungen, die ja kelne schö'pferlschen Begabungen sind, oft lange täuschen
kännen. G. Kolb