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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 2.1922

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Heft 2 (März 1922)
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https://doi.org/10.11588/diglit.21684#0046

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164 ^' n '

der Klndcr entsprlngcn, werden immer Fehler in der per-
spektive des Einzelgegenstandes enthalten. Unsere Volks-
schuikinder sind eben nur fähkg, mit den Sinneswahr-
nehmungen von den Dingen unv mit deren Erinnernngs-
bildern zu arbeiten. Und dann, was gibt es für ein Kind
durch genaue perspektwische Zeichnung des Einzelgegen-
standes auszudrücken! Ske gehört nach meiner Änsicht
zu der Technik des Künsklers/

Fran; Mitsch: Jeichncn nach der Natur und
aus der Vorstellung. sssychologisches und Didaktisches.
„Durch das Zeichnen nach der Tlatur erlernen wir gleich-
sam die „Vokabeln der redendcn Hand," die wir durch
wiederholkes Gedachtniszeichnen einprägen. Der
Zeichenunterricht muß nun auch Sarin dem Sprachunter-
richt folgen, daß er vom Erlernen der Vokabeln sogleich
zum praktischen Anwenden derselben wciterschreitet, zum
veränderten Gedächtniszeichnen und zum Zeich-
nen aus der phantasie." ,Das 2llustrieren soll dem
KknVe Gelegenheit geben, ohne Hemmung durch ängstliche
Rücksicht auf absolute Korrektheit zu reden, wke khm der
Schnabel gewachsen ist. Was dabei herauskommt, wollen
wir nicht „Kunst' nennen, sondern wlr wollen bloß sehen,
was herauskommt und Varaus lernen. llbrigens wtrd
der Schüler belm Jllustrieren ost genug Sen Antrieb emp-
fangen, sich kn der Natur dies und jenes gcnauer anzu-
sehcn, doch dieser Begründung bedarf es gar nicht."

K. Rösiger: Zeichenunterricht in der Elemen-
tarschule. .Keineswegs kann behaupket werden, daß
dcr Gevanke, das Zeichnen und dke ihm verwandten
plastischen und mimischen Ausdrucksmöglichkeiten lhrer
Bedeutung nach auszuwerten, Gemeingut auch nur
eines wesentlichen Teiles der Lehrerschaft sei. Troh Kunst-
erzichung und Arbeitsschule!"' Wer joll den Anfangs-
untericht im Zeichnen geben? „Nicht ein besonderer Zeichen-
lehrer, nur dcr Klaffenlehrer, der allen Unterricht hat,
kann ihn erteilen. Kann er's? Ietzt schon? Das ist eine
Lehrerbildungsfrage." »Sie kann nur gelöst werden durch
Lehrerbildung in dem Sinne, daß e!n kommendes Lehrer-
geschlecht imstande ist, einmal die natürlichen Sprachen
des Kindes, nicht nur die Schriftsprache, zu verstehen - zu
sprechen und zu entwickeln. Ein Dersuch der Antwort hkeß
„Kunsterzichung", ein neuer „Arbeilsschulc".

R. Rothe: Schaffen aus der Vorstellung. „Das
Schaffen aus der Borstellung ist in der Sccle des Kindcs
wohl begründet. Die Schule tat so, als wenn sie von
all dem nlchts wüßte". „Bis jetzt haben wir immer nur
gefragt (wir Lehrer), was wir wollen, jeht werden wir
einmal fragen, was dic Schüler wollen. Und siehe da!
Dte Schüler wollten keine geraden Linien zeichnen, keine
Bänder und Ouadratfüllungcn, sie begehrten auch nicht
das Darstellen nach der Natur, sie wollten einzkg und
allein aus dem Kreise ihrer Vorstellungen schaffen. Die
Erfolge, die man mit Vem Schaffen aus der Vorskellung
erzielte, waren übcrraschend und überwältigend. Man
stand vor cinem Novum. Durch die Frische und Ur-
sprünglichkeit ihrer Empsindungen, Vurch die Lebendigkeit
ihrer Vorstellungen waren die Kinder den Erwachsenen
zweifellos überlegen. Das Schaffen aus Ver Vorstellung
brachte den Beweis, daß manche Klnder, die lm münd-
lichenAusdruck unbeholfen und empfindungsarm erschkenen,
ein wahres und reges Innenleben besaßen. Durch VaS
Schaffen aus der Vorstellung wurve ein neues Verstän-
digungsmittel, eine neue Sprache zwischen Lehrer und
Schüler gefunden, dke beiden von größtem Nutzen ist.
Aber auch hier tun sich Gcfahren auf, die nur dann um-

schifft werden können, wenn man sie rechtzektig erkennt.
Dieser Klippen ist man flch wohl bewußt. Die Kinder
sollen nicht zu Künstlern erzogen werden, die in späterer
Zeit anmaßend über dke Kunst reden werden, sondern sie
sollen unbewußt in die Kunst eingeführt werden. 2hr Emp-
finden, ihr Gefühl soll für das Schöne in der Kunsl und
im Leben geweckt und gefördert werden. 2hr Znnenicben,
ihr Wollen und Handeln soll durch das Schaffen aus
der Vorstellung bereichert werden, sie sollen nicht nur auf
die äußeren Erscheinungen ihrer Umgebung aufmerksam
gemacht werden, sondern auch auf die viel wichtigeren
und wertvolleren Erlebniffe ikrer eigenen Seele. So verfolgt
das Schaffen aus der Vorstellung nicht nur eincn praktk-
schen, sondern auch einen ethifchen, moralischen Zweck. der die
wahre Bildung von Getst und Herz im Auge vehält."

Aus Viesen wenigen proben können unsere Leser ersehen,
wie groß der Reichtum an Gedanken und Anregungen
in diesen Aufsähen ist. Wkr möchten sie angelegentlich
zur Anschaffung empfehlen. Sie sind zu dem un-
gemekn billigen preks von M l.chO (für Abonnenten zu
M 1.20) zu beziehen. Gerade jeht an dem Wendepunkt
des Bilvungs- und Erziehungswesens müssen flch die
Zekchenlehrer um eine tiefere psychologische Begründung
ihrer Unterrichtsarbeit mit allen Kräften bemühen.

G. Kolb.

Ser bunle Vogel. Von der Schönheit der Kinderzekch-
nungen und ihrer Hflege. Eine Einführung in das Wesen
der Kinderzekchnung und Wege zu kindertümlichem Zeichnen
für Eltern und Lehrer. tzerausgegeben von Map Ni hsch e.
Erstes Hest: Bäume und, Vögel. Verlag von O. und
R. Becker, Dresden-A. Ein vorzüglkches Buch, das den
Geist atmet, der in unseren Schulen einziehen muß. Es
sollte kn keiner Schule fehlen. Wer mik den schwierigen
psychologischen Fragen unseres Arbeitsgebietes verlraut
werden will, sindet hier mannigfachen Aufschluß. G. Kolb.
(Verglekche den Aufsah des Verfassers in diescm Hest.)
*

Zu unserem kunstblott, ,Oer ölberg" von Ioß. Poulweber.

Der Abdruck des heute wiedergegebenen Kunstblattes
war schon für tzest t geplant. Leider mußte dic Wieder-
gabe damals vom Verlag kurz vor Erscheinen des Heftes
aufgcgcben werden. Daraus erklärt es sich, daß öie Be-
sprechung des Heftes: Eine Führung zur Kunst, die
den Hinweis auf den Holzschnikt enthält, schon in tzeft 1
kam. Wir bitten die Leser, das dort Gesagte nochmals
nachzulesen und danken dem Künstler für die uncigen-
nützkge llberlaffung deS Druckftockes recht herzlich.

Die Schriftleitiing.

Oruckfehiec-Herichtlgung

Herr Dr. Gaiser bittet uns, einen geradezu grotesken
Druckfehler zu berichtigen, der sich in den Aufsatz „Mög-
lichkciten des Kunstuntcrrichts an HLHeren Schulen" ein-
geschlichen hat und zwar kn Heft !V (Iuli' 1921), S. 68
Dort muß es heißen: „weil gerade die feineren Stim-

mungen.die vkelleicht noch durch Vorlesen eines

Feuerbach-Briefes .... ihre Erhöhung und ihren Aus-
klang finden.". Die Berichtigung erfolgt erst jetzt, wekl
der Abdruck des Aufsatzes in die Hände des Verfassers
gelangt ist.

2n Heft 1, 1922, Aufsatz: Der zeichenwiffenschaftliche
StuVienrat, Seite 124, linke Spalte, Z. Abschnitt, 8.3eile
muß es statt „auf" mi t heißen/ Seite 12), rechte
Spalte, 7. Zeile statt „ihm" i h r skehen.

Kunft und Iugend erscheint alle zwei Monate, preis des Iahrganges M )0. —, des Einzelheftes M 10. — .
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, durch die post oder direkt durch Ven Verlag.
 
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