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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Vom Christmarkt
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IV. Jahrgang.

Geitrüge

sind anvi'. L.v.Liiyow
(wie», Thcresiannmg.
2S)i>d.andieVcrlalish.
(LeiP)Ig, KönigSstr. S)
zu richten.

I!!. Deccmlier.

Nr. 5.

Inftrate

3. 2 Sgr. für die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunfthand-
lung angenommen.

>M8.

Bciblatt znr Zcitschrist stir bildende Kunst.

Verlag bon L. A. Leemann tn Tetgztg.

Am i. und 3. Freitage jedeS Monats erscheint eine Nummer von in der Regei einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für Lildende Kunst" cr-
halten dieSBlatt xrniis. Apart Lczogen kostet dasselbel'szThlr.ganzjährlich. Alle Buch- undKunsthandlungen wieallePostämternehmenBestellungenan.

Jnhalti VomChristmarkt. II. — DaSdcutscheGewcrbemuseum zu Ber-
ltn. (Schluß). — Ein Akt des VandalismuS. — Korrespondenzen
(Miinchen, Florenz). — Personal-Nachrichten. — Konkurrenren. —
Knnstunterricht. — Kunstvereine, Sammlungen und AuSstellungen.
— Kiinstliteratnr und Kunsthandel. — Vermischte Kunstnachrichten.
— Nenigkeiten der Kunstliteratur. — Zeitschriften. — Jnserate.

Vom Chrij^m >lrkt.

ii.

er Satz, daß für die Jugeiid
das Beste ebcn gut genug sei,
ist heutzutage in Jedermanus
Munde, aber imnier mehr Ver-
leger scheinen unter dem Besten
einfach das Prächtigste, Kost-
barste zu verstehen. Jst das ein
Gcflinimer von Gold und Far-
ben, ein Luxus an Pergament-
papier, mn — Bücher sür Kinder
herzustellen, welche all'die Pracht noch gar nicht zu würdigen
vermögen! Wir befinden uns da unverkennbar auf einem
neuenAbwege und zwar eiuem ganz gefährlichen. Erstens
soll nur zu oft das elegante Kleid den mageren Jnhalt decken
nnd erfahrungsmäßig lassen sich Eltern uud Kinderfreunde
bci der Auswahl sehr oft von der gleißenden Ausstattuug
blenden iu dem naiveu Glauben, daß nur eineni edleu
Kern eine so verlockende Schale wachsen könne. Und was
hat nun das Kind von dem eines vraivinA-room würdigen
Gescheuk? Entweder läßt es die kostspielige Modewaare
eben so schnell den Weg allcs Papiers gehen wie die Bil-
derfibelfür wenige Kreuzer - immer noch das Wünscheus-
wertheste! — oder es wagt sich gar nicht an die Herrlich-
keiten heran, lernt den äußerlichen Tand auch auf diesem
Gebiete viel zu früh schätzen. Dem unverständigen Reichen,
weläier meint, schon das Kind an solchen Luxus gewöhnen
zu müssen, kann ja leicht geholfen werden; aber ihm zulieb
auch andere dem schädlichen Einfluße auszusetzen oder

wirklich Gutes dem Minderbemittelteu unerreichbar zu
machen, das ist eines Geschäftszweiges unwürdig, welcher
mit Recht beansprucht höher gehalten zu werden als die
Fabrikanten von Modeartikeln und Nippssachen. Wenn
es möglich ist, gute Bücher in geschmackvoller Ausstattnng
zu mäßigen Preisen herzustellen — nnd daß dies der
Fall, erfahren wir ja täglich in der erfreulichsten Weise
— so sollten davon doch vor allen die Kinder profitiren.
Geschmack, nicht Luxus sei die Parole! Wir haben hier
selbstverständlichnur dieartistische Ausstattnng der Jugend-
schriften ins Auge zu fassen, können aber den Wunsch
nicht unterdrücken, daß die dazu Berufenen mehr, als es
bishergeschehen, dieJugendliteraturnachihremliterarischen
und pädagogischen Werthe unter Aufsicht halien sollten.
Der Wiener Lehrerverein hat in dieser Hinsicht ein nach-
ahmenswerthes Beispiel gegeben.

Von hübschen, freundlich ausgestatteten, aber nicht mit
übertriebenem Luxus belasteten Gaben für kleine Lente
wollen wir für diesmal ein neues Buch vou Oskar Pletsch
„Hausmütterchen" (Leipzig, A. Dürr) und „des Knaben
Wünsche undFreuden" vonLonise Thalheim (Breslau,
Trewendt) hervorheben, jcdoch nicht ohne zu erwähnen,
daß die Selbstbeschränknng des erstgenannten Künstlers
anf den allerengsten Kreis des Kinderlebens ihn mit der
Gefahr bedeckt, in Manier zu verfallen. Was beide
Bücher auszeichnet ist ein frischer kindlicher Humor.
Nicht minder empfehlenswerth ist der zweite Theil von
Scherer's „Deutschem Kinderbuch" (Leipzig, A. Dürr),
zu welchem außer Pletsch auch der Altmeister Richter,
Paul Thumaun u. A. sehr anmuthige Einfälle beige-
steuert haben. *)

Anfangs- und Schlußvignette unseres heutigen Berichts
(zu Nückerts „Büblein was gern mitgenommen sein wollte")
sind diesem auch in textlicher Hinsicht empfehlenswerthen
Buche cntlehnt.
 
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