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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 4.1869

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Meyer, Bruno: Der Umbau des Schinkel'schen Museums in Berlin, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4914#0105

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104

der Galerie seine „Unbesangenheit" dem Attentat gegen-
über bewahrt hat.

Jm Verfolg wird nun, znnächst ohne ihn zu nennen,
Schnaase belehrt, daß es offenbar auf Täuschung beruht,
wenn er gegen eine Vergrößerung der einzelnen Räume
im Jnteresse ungestörterBetrachtung gestimmt hat, „einer
Täuschung, die sich dadurch erklärt", —

Doch wir wollen diesen, einem Manne wieSchnaase ge-
genüber allzu naiven, Erklärungsversuch im wohlverstan-
denen Jnteresse seinesAutors an seinerStelle stehen lassen.

Herr Magnus glaubt sich endlich berechtigt, zuversicht-
lich zu erklären: „Jn den fünf Näumen des Herrn Tiede
wird man unten wie oben und an allen Seiten derWände (?!)
die Bilder gleich gut und ungestört sehen können"; und
bringt schließlich seine väterlich begütigenden Auseinander-
setzungen an die richtige Adresse: „Herr Obertribunalsrath
Schnaase" —

sDas klingt ja beinahewie: Schuster, bleib bei Deinem
Leistenff

„wird sich überzeugen, daß man auch in größeren Räu-
men, sobald" —

sJa wohl! sobald! Das ist eben noch eine Frage,
auf die die gläubige Zuversicht des Herrn Magnus
noch lange keine befriedigende und beruhigende Antwort
giebt!s

„dieselben nurvonrichtigen Verhältnissen und gut erleuch-
tet sind, eines ungestörten Genusses der Kunstwerke froh
werden kann".-

ISchNlß folgt.)

Korrespondenz.

Newyork und Boston, Anfang Fcbrnar isss.

Es ist nun beinahe ein Jahr her, seitdem ich aus der
Weltstadt Newhork nach der Provinzialstadt Boston Lber-
gesiedelt bin. Jn künstlerischer Beziehung ein schlechter
Tausch! Allerdings hatte Jhr bisheriger Bostoner Korre-
spondent Recht, wenn er behauptete, daß in Boston ein
zahlreiches kunstsinniges Publikum nicht fehle. Das wäre
freilich auch zu verwundern in einer Stadt, welche bean-
sprucht, die literarische Metropole des Welttheils zu sein,
deren „solicl msn" d. h. auf gut Deutsch „reiche Leute"
schon in den Zeiten der Revolution berühint waren. ES
giebt in der That hier manche beachtenswerthe Privat-
galerie, deren einige zu besichtigen ich vor längerer Zeit
das Privilegium hatte. Jch nenne hier die Sammlung
des Herrn Maynard (eines Mehlhändlers), in der sich
sehr schöne Bilder von Bouguereau (Jtalienische Mntter);
Robbe (Thierstück); Tissot (Faust und Gretchen); Meher
von Bremen; Lenfant de Metz; Guillemot; Willems;
Fichel; Brouillon; Ziem u. s. w. vorfinden. Ferner die-
jenigen des Herrn Alwin Adam's (des größten Spedi-
tenrs des Landes), in welcher Deutsche, Franzosen, Eng-
länder, Jtaliener, Holländer nnd Amerikaner vertreten

sind, z. B. C. Bewcr (Loreley v. I. 1867); Calisch
(Mutter und Kind, Lampenlicht, 1864); Meyer von
Bremen (Strickendes Mädchen, 1865); Bierstadt (St.
Gotthardt, 1853); M. I. A. De Haas (sehr schöne
Marine, 1866); Cesare dell' Acqua (Orientalen, 1865);
S.Jacobsen (Wald im Winter, 1866); E. Jacobs (Diana
und Nymphen, 1846) u. s. w.

Auch das „Boston Athenaeum" ist ein in seiner Art
tüchtiges Jnstitut. Erstens besitzt es eine vortreffliche
Bibliothek, in der sich unter Anderem eine vollständige
Folge der Publikationen der Arundel Society findet, die
aber leider! nur den Aktionären zugänglich ist; zweitens
besitzt es eine Sammlnng von Bildern, die wenigstens
den Grnndstock zu einer historischen Galerie bilden könnte.
Darnnter befindet sich auch ein angeblich ächter Tizian
(der heilige Laurenz auf dem Roste) nnd ein desgleichen
Spagnoletto (der reuige Petrus); interessant und wichtig
fiir das Studium der Kunst in Amerika ist ferner die
große Anzahl von Bildern Washington Allston's (über
die ich schon früher berichtet habe) und anderer verstorbener
amerikanischer Maler. Auch eine ganz schöne Sammlung
von Abgüssen nach der Antike besitzt das Athenäum, auf
deren Genuß ich mich recht gefreut hatte. Als ich mich
aber bald nach meiner Hierherkunft nach derselben er-
kundigte, ward mir die traurige Nachricht: man habe sie
— weggepackt, um Raum zu gewinnen! Der Kunsthand-
lnngen giebt es allerdings viele hicr, aber sie können sich
nicht im entferntesten mit denen in New-Vork messen. Die
beste Auswahl europäischer Bilder findet man gewöhnlich
in der Galerie der Herren De Vries, Jbarra L Co., ob-
gleich auch bei Williams L Everett, A. A. Childs u. Co.
und Hendrichson, Doll & Richards hier und da Gutes zu
sehen ist.

Wie mit der europäischen Kunst, so ist es auch mit
der einheimischen in Boston bestellt. Schou das Studio
Building macht, im Vergleich zu dem iu Newyork, einen
trübseligen Eindrnck nnd an ein Jnstitut wie die Akademy
of Design ist hier gar nicht zu denken. Es erklärt sich
aus dem bisher Gesagten leicht das Faktum, daß ein her-
vorragender Künstler nach dem anderen Boston verläßt
und sich iu Newyork eine Stätte sucht. Trotzdem birgt
Bostou aber immer noch einige treffliche Künstler, so
Thomas Hill, dessen großes Bild (6X10 Fnß) des Ao-
Semitethales eben jetzt allgemeines Aufsehcn erregt und
mit Bierstadt's gleichnamigem Bilde um den Vorrang
streitet; WaltherBrackett, derwiekeinZweiterim Still-
leben zu Hause ist und namentlich den Silberglanz der
Fischevortrefflich wiederzugeben weiß; VirgilWilliams,
unter dessen kleinen italienischen Bildern sich manches an-
ziehende Stück befindet; Fuller, der dieManier franzö-
sischer Landschafter, wie Lambinet's, nicht nur nachzuahmen
sondern sich wirklich zn eigen gemacht zu haben scheint
nnd Andere mehr.
 
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