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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Das Tegethoff-Denkmal in Wien
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Die Kunstausstellung im Künstlerhause zu Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0028

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51

Die Kunstausstellung im Künstlerhause zu Salzburg.

52

Granit (von Baveno am Lago maggiore) zu seinem ^
dorischen Abschluß empor; während die Seitenteile des !
Sockels mit den allegorischen Gruppen „Kampf" und
„Sieg", schönen Frauengestalten mit neptunischen !
Roffen, ausgefllllt sind. Die Zwischenteile sind beider-
seitS mit Trophäen und den Jnschrifttaseln „Liffa,
20. Juli 1866" und „Helgoland, 9. Mai 1864" ge-
schmllckt. Am Piedestal der Säule liest man (von der
Praterstraße auö) „Wilhelm Tegetthoff" und an der
Gegenseite „Dem heldenmütigen Sieger seine dankbaren
Mitbllrger 1886". Aus dem Säulenschaft ragen in
entsprechender Verjüngung nach obenhin an jeder Seite
drei Schiffsschnäbel hervor, ähnlich in ver Form den
ohne Zweifel einem antiken Denkmale nachgebildeten
Trophäen an den Rostrasäulen beim Aufgange zum
Monte Pincio auf der Piazza del Popolo zu Rom.
Sie endigen in kränzespendenden Viktorien. Die Räume
zwischen den Schiffsschnäbeln sind an der Säule mit
Emblemen der Seefahrt: Ruder, Anker und Flaggen,
in schöner Zeichnung ausgefllllt. Das Krönungs-
gesimse des Säulenpostamentcs ist mit Adlern und
Eichenlaubfestons geziert, und um die Hohlkehle des
Gruppenpiedestals lausen Gehänge von Muscheln, See-
tieren, Perleuschnüren u. dgl. dahin. Der in Metall
gearbeitete ornamentale Schmuck ist an dem ganzen
Denkmal ein außerordentlich reicher, ohne jedoch auf-
dringlich zu sein, oder den architektonischen Keru zu
überladen.

Die Hauptsigur ist Porträt, und in ihrer krästig-
realistischen Modellirung von vortrefflicher Wirkung.
Dem Jdealisten Kundmann begegnen wir — wenn-
gleich in bedingtem Maße — in den allegorischen
Gruppen. Die Siegesgöttin blickt mit freundlichem
Antlitz, sreudebewegt zu dem Helden empor und erhebt
in ihrer Nechten den Lvrbeerkranz; wogegen der „Kamps"
in einer in Wehr und Waffen gebildeten Gestalt —
einer kämpfenden Athena -— seinen symbolischen Aus-
druck sindet. Vor beiden Göttinncn jagen in heftiger
Bewegung Meerrvsse dahin, als Verkörperungen der
neptunischen Gewalt, die rollenden Wogen, die „Ca-
valloni", wie sie heute noch die Jtaliener nennen. —
Die Höhe des Monuments beträgt nicht weniger als
12Klaster (75 Fuß); es überragt daher ein nor-
males vierstöckiges Miethaus; die Hauptstatue allein
mißt 11 Fuß. Wien besitzt gegenwärtig kein zweites
Denkmal von svlch imposanten Dimensionen, und auch
keine so malerische Zierde eines öffentlichen Platzes.
Die Aufstellung des Werkes hat kaum ein Jahr >n
Anspruch genommen und die Enthüllung hätte schon
am Jahrestag der Schlacht bei Lissa (20. Juli) statt-
findeu können, wenu nicht die politische Kourtoisie für
eine Verschiebung eingetreten wäre. So vollzog sich
die schöne Feier erst den 24. September l. I. im Bei-

sein Sr. Maj. des Kaisers, des kronprinzl. Paares und
anderer Mitglieder des Kaiserhauses, sowie der Spitzeu
sämtlicher Behörden und der Vertreter der Stadt
Wien und der anderen Hauptstädte der Kronländcr.
Vizeadmiral von Sterneck hielt im Namen des Denkmal-
komitees an den Kaiser eine von Patriotischem Geistr
getragene Ansprache, welche von Sr. Maj. mit tief-
gefühlten Worten für den leider so srüh verblichenen
Helden erwiedert wurde. Der Obmanu des Komitees
übergab sodann das Denkmal der Stadtgemeinde Wien
mit einer Ansprache an den Bürgermeister. Hierauf
siel unter Kanonendonner und dem Spiele der Volks-
hymne die Hülle von der Botivtafel. Es folgte die
kirchliche Feier celebrirt durch den Kardinal Erzbischos
Ganglbauer unter Absingung einer Kantate voin
WienerMännergesangverein und hierauf die Vorstellnng
der um das Denkmal verdienten Personen vor deM
Monarchen.

Die Aunstausstellung im Aünstlerhause
zu 5alzburg.

1. Ii. Die henrige Sommerausstellung war gleich
der vorjährigen von allen Seiten her sehr reich beschickt
und bezeugte, daß sich in Künstlerkreisen das Jnteresse
für diesen neuen Ausstellungsposten zu festigen beginnt.
Besonders zahlreich waren die Düffeldorfer Maler ver-
treten; in zweiter Linie die Münchener; ziemlich spärlich
die Österreicher. Es schien, als ob gerade die heimat-
lichen Künstler ihr gesamtes Hab und Gut nach Berlin
verpfändet hätten. Als recht erfreulich sür das ne»e
Kunsiinstitut muß es übrigens verzeichnet werden, daß
der Markt in der abgelaufenen Saison ein ganz respeb
tabler war und eine ansehnliche Zahl von Bildern an
den Mann gekommen ist. Salzburg ist als Kreuzpunkt
der Alpenbesuchenden im Sommer international, und
den Freunden der Natur kann doch das Jntereffe sür
die Kunst nicht fern liegen. Auch einige der i>N
Hause befindlichen Ateliers sind schon besetzt: es geht
also vorwärts mit dem Kunstleben in Salzburg, wen»
auch vorläufig noch in einem bescheidenen „Andante",
aber auf gesundem und sestem Boden.

Daß das Künstlerhaus für das Publikum zu well
an die Peripherie der Stadt gerückt ist, davon si»d
heute wohl auch diejenigen überzeugt, die zur Zeit fü''
diesen Platz gestimmt haben; daran läßt sich nun leider'
nichts mehr ändern. Die neu eröffnete Tramwaylinie
dahin dürfte übrigens deni Übelstande etwas abhelfei»
Bezllglich der Ausstellung selbst aber wäre in der Folgd
ein etwas rigoroseres Walten ver Jury wllnschenswert,
damit das Gold nicht allzusehr von der Schlacke ver^
schlungen werde, und sollten sich selbst heimische Künstlrr'
vor dem Machtspruche beugen müffen. Die geladene»
 
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