Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
DOI Artikel:
Laschitzer, Simon: Die erste Publikation der "Internationalen chalkographischen Gesellschaft" (1886), [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
123

Die erste Publikation der „Jnternationalen chalkographischen Gesellschaft" (1888),

124

weg und Schleich, besonders der letztere, von Einsluß
gewesen. Der bräunliche Ton, welcher die Ebenen,
Moore und Wasserläufe Schleichs umspiell, nahm bei
Boltz bald einen goldigen, bald eiuen silbernen Schimmer
an. Etwa seit der Mitte der sünfziger Jahre ent-
stand die lange Reihe jener Bilder von eigentümlich
langgestrecktem Format, in welchen Landschaft und Tier-
staffage so innig verschmolzen sind, daß man für die-
selben die Bezeichnung „Tieridylle" gefunden hat. Es
ist meist weidendes Rindvieh am Wasser, oft unmittel-
bar nach dem Regen, während die Sonne noch mit
Len Wolken kämpft, aber schon in die aufsteigenden
Wasserdünste ihre Strahlen schickt. Fast drei Jahr-
zehnte hindurch hat sich Voltz auf gleicher Höhe er-
halten. Nur in deu letzten Jahren wurden seine Mo-
tive eintönig, und die malerische Behandlung litt etwas
unter der Massenproduktion.

Spitzweg ist außerhalb Münchens, wo die Schacksche
Gemäldegalerie einige Arbeiten von ihm besitzt, wenig
bekannt geworden. Der Katalog sagt, daß er seit
1837, wo ein Bild von ihm, der „Arme Poet", schlecht
beurteilt wurde, nichts mehr zur Ausstellung brachte
und nur von einem kleinen Kreise von Verehrern und
Freunden geschätzt wurde. So viel ich weiß, hat er
1883 zu Gunsten der internationalen Ausstellung eine
Ausnahme gemacht, und man war damals mit Recht
erstaunt über die Kraft seiner Farbe. Die „Zeitschrift"
hat den trefflichen Künstler erst kürzlich in seiner liebens-
würdigen Eigenart charakterisirt, in welcher sich ro-
mantische Empfindung mit realistischer Detailarbeit sehr
originell vereinigt. Auch Spitzweg gehörte zu jenen
Künstlern, welche, abseits von der herrschenden Strö-
mung, im Stillen wirkten und schufen, bis ihre Stunde
schlug. Ganz auf sich selbst gestellt, ohne Lehrer, ar-
beitete er sich unter dem Einsluß der alten Meister
empor. Durch Kopiren kam er hinter ihre koloristi-
schen Geheimnisse, die er sehr geschickt für seine poesie-
vollen Erfindungen zu verwerten wußte. Eine Kopie
nach vier Mohrenköpfen von Rubens (Original jetzt
im Museum zu Köln) zeigt, zu welcher koloristischen
Meisterschaft er durch eigenes Studium gelangt war.
Seine Produktivität war erstaunlich — die Aus-
stelluug enthält 125 Ölgemälde, Ölskizzen und Öl-
studien, — verlor sich aber nicht in inhaltlose Breite.
Es scheint, als hätte Spitzweg nur gemalt, wenn ihm
ein artiger Einfall kam oder wenn ihm seine Phantasie
ein wirklich pittoreskes Straßenbild vorzauberte. Jn
erster Linie festelt immer der seltsam-phantastische oder
humoristische Jnhalt. Man blättert, wie in einem
Märchenbuche aus den Zeiten der Romantik, und wenn
man alle Nätsel des Jnhalts gelöst hat, stellt sich die
Freude an dem Zauber des feingcstimmten Kolorits
als ein heiteres Nachspiel ein. ALolf Rosmberg.

Die erste jDublikation der „Znternationalen chalko-
graphischen Gesellschaft" (s886).

(Schluß.)

Zur Beurteilung der Güte und Genauigkeit der
Reproduktionen lagen dem Referenten die Originale vo»
acht Blättern Ler Sibyllenfolge Nr. 3 und Nr. 11 z«r
Vergleichung vor. Vor allem muß nun konstatirt
werden, daß die Nachbildungen für jede wistenschaft--
liche Untersuchung vollauf genügen. Ganz vorzüglich
gelungen ist Nr. 11; etwas geringer sind die Blätter
von Nr. 3. Entweder waren die der Reproduktion z»
Grunde liegenden Originale schon stärker ausgedruckt
als die mir vorliegenden, oder es waren die reprodu-
zirten Platten bereits stark abgenutzt. Die Abzüge da-
von bringen die feine und delikate Stichelführung der
Originale nicht mehr genügend zum Ausdruck. Be-
merkt muß auch noch werden, daß die Origiuale deu
grünlichen Plattenton der Reproduktioneu nicht haben.
Überhaupt scheint es nicht gerechtfertigt, den Blättern
einen Ton zu geben. Es wird sich wohl kaum nach^
weisen lassen, daß ihn die Originale schon ursprüng"
lich gehabt haben, im Gegenteil ist es meist ganz evident,
daß er erst später durch Veränderungen des Papiers
entstanden ist.

Auch einige Bemerkungen über die beigegebenen
Texte, die englisch, französisch und deutsch abgefaßt sind,
scheinen mir nicht überslllstig zu sein. Jm allgemeineN
lassen sie an Genauigkeit und Gleichmäßigkeit manches
zu wünschen übrig, ja sie sind nicht einmal ganz frcl
von Unrichtigkeiten. Es sind zwei Fälle möglich-
Entweder müsten die Beschreibungen erschöpfend und
in jeder Beziehung ausreichend gemacht werden, oder
es genügen einfache Titelüberschriften. Auf jedeu FaÜ
aber muß das, was für eine kritische Betrachtung
notwendig ist und auf der Reproduktion nicht ersicht-
lich wird, genau angegeben werden. Letzteres ist
nun fast durchaus nicht der Fall. Wir sinden
weder eine Angabe über die Beschaffenheit des Papiers,
noch eine solche über die Druckerschwärze. Auch An^
deutungen Lber die Erhaltung der Originale könnten
zur Lösung manches Zweifels beitragen. Es ist z»r
Beurteilung eines Blattes nicht gleichgiltig, ob der On-'
ginaldruck rein und klar und von erster Güte, oder ob
er unrein, verschwommen und abgerieben und von der
stark ausgedruckten Platte abgezogen worden ist und
dergl. mehr. DieBeschreibungen der dargestellten Gegen^
stände sind ganz willkürlich das einemal ausführlicher,
das anderemal knapper. Ganz unerklärlich aber er-
scheint es, warum die ein und dasselbe Blatt betreffen--
den Texte in den verschiedenen Sprachen verschiedeN
abgefaßt sind. Diese Verschiedenheit erstreckt sich niäst
etwa bloß auf belanglose stilistische Phrasen »i>d
 
Annotationen