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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Eine Kunstausstellung in Genua
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Langl, J.: Zwei Brunnenprojekte für Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0189

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Zwei Brunnenprojekte für Wien.

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^aft an Landschaft; hier Figur cm Fignr. Erstcmn-
^ch wirkt die Gcschicklichkeit, mit welcher z. B. Don
^icola (Pscudvnym) eine durcheincmderwogende Bolks-
"'enge im Maskenkostüm darstellt. Das gelingt im
^orden nur wenigen in anziehender Weise. Die eben-
^Wcihritc I'iors. in masolwrg, ist ein rcizvolles Bildchen
^wn kühner wirksamer Buntheit.

Und endlich: die italienische Kunstblüte ist eine
^esentlich selbständige. Nur sehr sclten sindet sich ein
^usländisches Pfropfreis, wie die Ölstudie „An der
^istnbahn" vvn Pamierai, welches an die französische
Hellinalerei erinnert. Während im Norden, in Frank-
^Eich und in Deulschlcmd, das Hin- und Hertasten,
unsichere Suchen nach dem Packendsten, am meisteu
^irkungmachenden Hand in Hand mit Nachahmung
ünd Beeinflussung geht und häufig wunderliche künst-
^^rischx Wechselbälge zeitigt, scheint im Süden der
^llnstler fest auf sich selbst zu stehen und nur die um-
Zrbende Natur zum Vorbild zu nehmen. Alles blüht
^'ud wächst scheiubar uubekümmcrt um den Beifall des
^rschauers mit natürlicher Frische und Fülle. Die
^lle und warme italienische Sonne, welche so süße
Und edle Früchte im milden Zustande zeitigt, steckt
^uch in dem reichbewegten Farben- und Schattenspiel
llalienischer Kunstbethätigung und weckt hier wuchern-
^s, dauerndes, uie versiegendes Leben.

Zwei Brunnenprojekte für Wien.

Mit Illustrationen.

Wer an der stattlichen Reihe der monumentalen
s^achtbauten vorüberwandelt, welche die Wiener Ring-
^aße von dcr Votivkirche bis zur Oper schmücken,
wtrd allenthalben wahrnehmcn, daß bei dem großen
^crke der Stadterweiterung auch den Wiener Bild-
s>auern ein gutes Stück Arbeit zugefallen ist. Die
^unihaften Aufträge, welche für die bildnerische Aus-
^attung der großen öffentlichen Bauten und zum Teil
Uuch pxx Wohnhäuser den Künstlern zuflosien, haben
Talente gereist und die Kräste erprobt; die lange
^ur auf das Dekorative angewiesene Wiener Plastik
^at sich tzaniit ini raschen Aufschwunge zu künstlerischer
^clbständigkeit emporgearbeitet. Wcnn wir uns vor
^wa sünsundzwanzig Jahren noch nach Dresden wen-
mußten, um ein Denkmal für den Fürsten
^chwarzenberg zu erhalten, sv bezeugte dies zur Ge-
^iige, mie befangeu die Wiener Bildhauerei zu jener
^cit größeren Aufgaben gegenüberstand. Heute liegen
^ Dinge anders. An der Kunstschule der Akademie
^ feither in die Ateliers der Bildhauer cin freierer
^nstlerischer Geist eingezogen, und vor allem hat die
gebvtene Arbeit Schwung und Leben in die jüngere

Künstlergeneration gebracht. — Bedenklich aber be-
ginnen sich in letzterer Zeit die Werkstätteu der Bild-
hauer zu lichten. Die größeren baulichen Anfgaben
sind gelöst und auch die im Werden begriffenen öffent-
lichen Monumente schreiten ihrer Vollendung entgegen;
die allgemeine Baulust hält wohl in Wien noch an,
aber mit den monumentalen Schöpfungen, an welchen
die Plastik zu partizipiren hatte, geht es zur Neige.
Die künstlerische Ausschmückung der k. k. Hosburg dürfte
wohl erst einer künftigen Bildhauergeneration zufallen.
Es ist daher im Jnteresse des allgemeinen Kunstlebens
wie der Bildhauer nur geboten, wenn sich die Künstler
selbst nach neuer Arbeit umsehen und mit Projektcn
hervortreten, um anzuregen und die maßgebenden
Kreise sür ihre Jdeen zu gewinneu. So haben sich
zwei unserer begabtesten jllngeren Bildhauer, Tilgner
und Wehr, daran gemacht, in größeren Modellen den
bisher namenlosen Platz vor dem fllrstlich Schwarzen-
bergschen Sommerpalais am Rennweg in plastischer
Ausgestaltung uns vvrzusühren: eine Jdee, welche wohl
auch schon früher gehegt, aber iinmer wieder der Ver-
gessenheit anheim gefallen war, da sich eben die ganze
bauliche und künstlerische Thätigkeit auf die Monu-
mente der Ringstraße konzentrirte.

Schon bei der Eröffnung der Hochguellenleitung
wurde der genannte Platz dazu ausersehen, um hier
dem grandiosen technischen Werke ein künstlerisches
Denknial als Abschluß zu geben. So haben ja
auch die alten wie die modernen Römer dafür zu
sorgen gewußt, daß das aus fernen Gebirgen in
das Weichbild der Stadt geführte Wasser mit fest-
licher Weihe empfangen werde. Jn rauschenden Kas-
kaden sprudelt cs aus Prachtmonumenten hervor,
wie eine neugeborene Quelle, hervorgezaubert durch
die Macht der Berg- und Wasiergötter, die sich in
feierlichem Kreise zur Übergabe des Elementes ver-
sammeln. Salvi's malerische Fontana di Trevi, aus
welcher Lie köstliche Aqua Vergine hervorbraust, ist der
schönste Brunnen Roms und hat vielfache Nach-
ahmungen erfahren. Auch die Salzburger Kapitel-
schwemme wird in den Reisebüchern und Beschreibungen
der Stadt als solche bezeichnet, wenngleich dieser
schmucke Bau etwa dreißig Jahre früher (1732) er-
richtet worden ist als die Schöpfung Klemens' XI.
(1762). Doch dies nur beiläusig. Ein Festlag war
es für Wien, als in Anwesenheit des gesamten Hofes,
der Stadtvertretung rc. aus dcni aus oben genanntem
Platz errichteten Bassin vor Jahren zum ersten-
mal das Wasier der Bergguellen im mächtigen Strahl
zum Himmel emporschoß und der langersehnte Mo-
ment gekommen war, Wien mit gutem Triukwasier
zu versehen. Eine kleine Gartenanlage schmückte bis-
her die Umgebung; dahinter erhebt sich aus ansteigen-
 
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