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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die beiden Palazzi Odescalchi in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0171

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22. Zahrgang.

Nr. 2s.

Aunstchronik

s886/87. s ^ 3. Närz.

Wochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

^erausgeber:

Larl v. (ützow und Arthur j)abst

N)ien Berlirr, XV.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seeinann, Gartenstr. ^5. Berlin: w. H. Aüstl, Jägerstr. 73.

'"it dem Aunstgemerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, L 30 pf. für die dreispaltige petitzeile,
"khmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in teipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

^"halt: Die beiden palazzi Vdescalchi in Rom. — Blondel, Nehring und Broebes. — Die Lidliotköyue internationale 6e l'art; Meisterwerke
schwäbischer Runst aus der kunsthistorischen Abteilung der schwäbischen Areisausstellung ^886 in Augsburg; Photographien der Doppel-
statue G. Schadows. — Römische Funde. — Fugger-Museum in Augsburg; Die Lipperheide'schen Holzschnittreformbestrebungen. — Aus
Mantua; Aus Florenz; vom königl. postmuseunr in Berlin; Die Restaurationsarbeiten arn Dom von Vrvieto; Die vielgenannte Cour
Liffel; Das Maskenfest des Düffeldorfer „Malkastens". — Frankfurter Runstauktion. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. —
Zeitschriften. — Inserate.

Die beiden Palazzi Mdescalchi in Rom.

Bekanntlich ist der alte Palazzo Odescalchi an
Piazza Santi Apostoli, der Kirche gleichen Namens
Tegeniiber, vor kurzem einer Brandkatastrophe zum
^Pfer gefallen. Ungefähr fünfzehn Gemächer hat das
Fcuer zerstört; die Kleinodien der Fürstin wurden ein
^aub der Flammen, überdies eine schwere Menge kost-
^arer Stoffe, reichgeschnitzter Möbel, alter Tapisserien,
^irnoufiner Emails. Jm Pariser „6ourrior äs l'^rt"
^eröffentlicht Raffaele Erculei über dieses Gebäude,
!owie über das neue Palais ciueu Aufsatz, dem wir
^chstehende Daten entnehmen.

Der alte Palazzo verdankt seine Entstehung den
^vlonna von Gallicano. Er wurde in der Folge vom
^ardinal Fabio Chigi erworben, der ihn durch Carlo
^aderna neu herstellen ließ. Die Fassade wurde
vnter Alexander VII. nach Zeichnungen des Bcrnini
^nsgesllhrt. Don Baldassare Odescalchi, der ihn 1745
Vvn den Chigi's kaufte, ließ ihn durch Niccolo Salvi
vnd Luigi Banvitelli wieder nach Entwürfen Bernini's
vergrößcrn. Der Palast enthielt seinerzeit eine hoch-
v"chtige Gemäldesammlung, Tapeten, ansgeführt nach
^n Kartons von Raffael, Giulio Romano und
^ubens, das berllhmte Medaillenkabinett der Königin
^hristine von Schweden, das Niccolo Galleotti be-
schrieben und mit den Kupferstichen von Pietro Sante
^urtoli und den Anmerkungen von Bassi publizirt
hat. Diese Schätze siud längst in andere Museen und
^ulerien übergegangen. Noch aber schmücken den Hof

Statuen der beiden rvmischen Kaiser Claudius
^ud Maximinus und den Absatz der Haupttreppe die

Reliefs zweier weiblichen Figuren, die zwei römische
Provinzen darstellen und aus dem Tempel des Anto-
ninus Pius herrühren solleu, in dessen Nähe sie mit-
samt einer Anzahl ähnlicher, von ebendorther stammen-
der gefunden worden sind.

Der neue Palazzo auf den Prati di Castello ist
ein Werk des bedauernswerten Architekten Fontana.
Aber auch der obengenaunte Fürst hat seinen Anteil
daran. Er konferirte während des Baues tagtäglich
mit dem Architekten, und lctzterer konnte nicht umhin,
immer wieder bald dies bald jenes Detail an seinem
Entwurfe zu ändern.

Jn drei Etagen steigt das Gebäude über einem
Erdgeschoß von Rundbogenarkaden empor. Jm ersten
und zweiten Stockwerk gekuppelte Fenster mit Teil-
säulchen, korinthisch im ersteren, ionisch im letzteren,
oblonge viereckige im dritten mit dem Wappenschilde
der Familie am Schlußstein. Jene zeigen den Stil
des Palazzo del Bargello und der anderen Profan-
banten von Florenz und Siena im 14. Äahrhundert;
dieses den römisch-antikisirenden. Es war eine glück-
liche Jdee von Fontana, ebenso wie die Bekrvnung
des Gebäudes, ein Gesimse ähnlich dem des Palazzo
Strozzi und des Palazzo Farnese und wie das Attika-
geschoß, das zwar mit den übrigen nicht gut harmo-
nirt, aber glücklicherweise, wenn die mäßig lange Straße
einmal vollends ausgebant sein wird, alle Aussicht hat,
den Blicken entzogen zu bleiben.

Das Portal, die Arkaden des großen Hofes, die
Haupttreppe ruhen auf römisch-dorischen Sänlen, ähnlich
denen des Marccllustheatcrs. Die Haupttreppe, im
offeuen Naum zwischen diesen Säulen emporgeführt,
 
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